Überraschung in Berlin? So plant der HSV mit Schonlau, Meffert – und Reis
Das Aufwärmprogramm bestritten Sebastian Schonlau und Jonas Meffert am Dienstag Seite an Seite. Der Kapitän und der Abräumer sind gut befreundet, sie schätzen sich als Typen und wissen genau genau, wie der jeweils andere auf dem Fußballplatz tickt. Seit Schonlau und Meffert im Sommer 2021 beim HSV vorgestellt wurden, bildeten sie, wenn sie fit waren, stets eine Defensiv-Achse auf dem Feld. Jetzt steht Merlin Polzin aber vor einer kniffligen Entscheidung, die er am Dienstag noch offen ließ – genauso wie eine Kader-Entscheidung.
Schonlau war der erste HSV-Profi, den Polzin nach dem 1:0 gegen Köln in den Arm nahm. Das lag auch daran, dass der Innenverteidiger nach seiner Erkrankung um den Jahreswechsel noch nicht wieder bei 100 Prozent war und Polzin ihn deshalb erst einmal auf die Bank setzte, wo es dann nach Abpfiff zur Liebkosung kam. Anstelle Schonlaus überzeugte Daniel Elfadli in der Abwehr an der Seite des starken Dennis Hadzikadunic, Meffert spielte als Sechser.
Polzin lobt HSV-Allrounder Elfadli: „Das zeichnet ihn aus“
Die spannende Frage dieser Tage aber ist: Wer wird am Samstag (20.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) nicht von Beginn an spielen? Die erste Option: Es bleibt alles so, wie es beim Rückrunden-Auftakt erfolgreich war. „Klar kannst du sagen, du veränderst nichts, weil du gewonnen hast“, sagte Polzin am Dienstag. Dem Coach hat gefallen, wie Elfadli seine erstmalige Rolle als Innenverteidiger in einer Viererkette ausgefüllt und immer wieder die Bälle erobert hat: „Das zeichnet Daniel ja auch aus, dass er nach vorne verteidigt, dass er immer wieder auf Ballgewinne geht.“
Polzin weiß aber auch, was er an Schonlau hat: „Das ist unser Kapitän – mit der Führungsqualität und dem, was er unserem Spiel einfach gibt, wenn er den Ball am Fuß hat.“ Die zweite Option wäre: Schonlau kehrt in die Startelf zurück, dafür rückt der gesetzte Elfadli vor die Abwehr auf die Position von Meffert, der all seine 123 Pflichtspiele für den HSV bisher als Startelf-Spieler bestritt – dem nun, wegen Schonlaus Genesung, allerdings die Bank droht.
In Polzins HSV-System ist nur Platz für einen Sechser
„Das ist das Beste, was wir haben können – dass wir uns streiten und in einer positiven Form diskutieren müssen, dass wir solche Entscheidungen treffen dürfen“, beurteilt Polzin die knifflige Aufgabe, welchen der Routiniers er womöglich draußen lassen muss. „Und nicht, dass wir Schiss haben, dass sich einer verletzt.“ Als Meffert in den ersten Partien unter Polzin am Arm verletzt war, war der Cheftrainer glücklich, Elfadli als Top-Alternative zu haben. Jetzt sind beide Sechser gesund, in Polzins 4-3-3-System ist aber nur Platz für einen defensiven Mittelfeldspieler.
Der Trainer sieht der bevorstehenden Entscheidung, auf die er sich freue, gelassen entgegen, er betont: „Für uns geht es nicht darum, wer auf der Position spielt.“ Sondern es gehe um die Frage: „Wie kriegen die Jungs es im Training hin, sich zu steigern, um das Team-Level weiter zu heben und zu entwickeln? Da ist es richtig gut, dass wir die Duelle haben.“ Polzin meint damit explizit auch die internen Zweikämpfe auf anderen Positionen – zwischen Emir Sahiti und Bakery Jatta rechts offensiv zum Beispiel, oder zwischen Davie Selke und Ransförd Königsdörffer vorne.
Neuer Fortschritt: Ludovit Reis in Berlin auf der HSV-Bank?
So offen wie das Duell zwischen Schonlau und Meffert erscheint derzeit aber keines. „Ich freue mich brutal, dass Bascho jetzt nach und nach wiederkommt – dass er den Rückstand, den er in der Vorbereitung durch die Erkältung hatte, aufholt“, sagt Polzin und will noch nichts verraten: „Da gucken wir jetzt zum Wochenende, was passend ist für den Gegner, für unser Spiel und wie die Trainingswoche verläuft.“ Der Anfang war am Dienstagnachmittag schon mal rundum positiv, auch wenn Immanuel Pherai (muskuläre Probleme) und Miro Muheim planmäßig früher reingingen.
Sehr positiv: Wie zuletzt angekündigt trainierte Ludovit Reis erstmals wieder komplett mit der Mannschaft. „Ludo fühlt sich frei, fühlt sich leicht, ist dynamisch“, hat Polzin beobachtet. Ursprünglich sah der Plan vor, dass Reis nach seiner schweren Muskelverletzung erst im Februar seine Pflichtspiel-Rückkehr feiern soll. Nun hat Polzin aber die Tür für ein früheres Comeback geöffnet.
„Wer im Teamtraining drin ist, der kommt natürlich ab sofort in Frage“, deutete Polzin eine mögliche Kader-Überraschung wegen Reis an. „Bei Ludo müssen wir gucken, was macht für den Kader Sinn, was macht für ihn selbst Sinn?“ Ein Rückfall soll um jeden Preis vermieden werden, es gilt: kein Risiko.
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Womöglich wird Reis aber schon in Berlin erstmals wieder auf der Bank sitzen. Womöglich neben Schonlau oder Meffert. Die Entscheidung sei ebenfalls noch nicht gefallen, Polzin verrät lediglich: „Es wird auf keinen Fall so sein, dass Ludo am Wochenende in der ersten Elf steht.“ Sobald Reis wieder so weit sein wird, warten neue Härtefälle.