Sargis Adamyan ballt beim Torjubel die Fäuste

Am 23. September 2018 traf Regensburg-Stürmer Sargis Adamyan auswärts beim HSV dreifach. Foto: imago images/Nordphoto

Böse Erinnerungen: HSV-Schreck über historisches 0:5 gegen Regensburg

Das erste Aufeinandertreffen zwischen dem HSV und Jahn Regensburg in der Zweiten Liga war historisch und ist historisch geblieben. Mit 0:5 verlor das Team von Christian Titz damals, am 23. September 2018, gegen den SSV. Im Volksparkstadion, wohlgemerkt, zum Entsetzen der eigenen Fans. Bis heute ist das die höchste Pleite, die der HSV im Unterhaus kassiert hat. Und bis heute hat Regensburg niemals höher gesiegt in Liga zwei. Wie gesagt: Das Ergebnis war eines für die Geschichte. Sechseinhalb Jahre später erinnert sich der HSV-Schreck.

„Nach dem Spiel in Hamburg habe ich sehr viele Nachrichten bekommen“, berichtet Sargis Adamyan im Gespräch mit der MOPO. „Die kriege ich aber immer, wenn ich Tore schieße.“ Trotzdem weiß der heute 31-Jährige noch ganz genau: „Damals haben sich viele Menschen für mich mitgefreut, das war sehr schön.“ Dank Stürmer Adamyan führte Regensburg zur Pause mit 3:0, gleich dreimal traf er in Hälfte eins und schockte den HSV im eigenen Wohnzimmer.

Sargis Adamyan traf 2018 beim 5:0 im Volkspark dreifach

„An meinen Hattrick erinnere ich mich bestens“, sagt Adamyan, es war sogar ein lupenreiner mit Buden in der 11., 21. und 35. Minute – alle erzielt mit seinem starken rechten Fuß. „Die drei Tore habe ich nicht vergessen und noch vor Augen.“ Sie bildeten den Grundstein für den großen Überraschungserfolg des Jahn im Volkspark. „Wir waren damals der klare Außenseiter in Hamburg“, weiß Adamyan noch um die Ausgangslage: Vor der historischen Partie am 6. Spieltag der Saison 2018/19 war der HSV Spitzenreiter – und der SSV Jahn reiste als Tabellen-15. nach Hamburg.



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Und dann dieser Spielverlauf. „In der Halbzeit wusste ich schon, dass wir nun sehr gute Chancen haben, den Sieg zu holen. Wir haben schon in der ersten Hälfte eine super Leistung gezeigt, waren sehr aggressiv“, blickt Adamyan zurück. Und in der zweiten Hälfte traf das Team des Dreierpackers dann noch zweimal (53./75.). Matchwinner? War natürlich Adamyan, damals noch 25 Jahre alt und plötzlich in aller Munde – weil er den großen HSV geärgert hatte.

Regensburg-Profi Adamyan: „Immer unangenehm bei uns“

„Es ist auf jeden Fall eine schöne Erinnerung. Die Zeit damals war super“, sagt der Armenier über die Partie in seiner damals zweiten Zweitliga-Saison. „Von dem Spiel meines Lebens zu sprechen, wäre aber vielleicht ein bisschen übertrieben.“ Da kommt Adamyan anderes in den Sinn – etwa ein 2:1-Auswärtssieg beim FC Bayern am 5. Oktober 2019. Dann nicht mehr mit Regensburg, sondern mit der TSG Hoffenheim, die den Angreifer neun Monate nach dem historischen Volkspark-Spiel für 1,5 Millionen Euro vom Jahn losgeeist hatte. „Das Spiel war für mich noch schöner, weil ich mein Startelf-Debüt in der Bundesliga gegeben habe“, erinnert sich Adamyan ans Gastspiel bei den Bayern.

Er erzählt: „Da durfte ich das erste Mal von Anfang an spielen, habe zwei Tore geschossen und wir haben mit 2:1 in München gewonnen.“ Noch so ein historischer Auswärtssieg, diesmal mit Hoffenheim – und auf diesen werde er heute noch öfter angesprochen als auf die Gala beim HSV rund ein Jahr zuvor. Aber „das 5:0“, sagt er zugleich, „war eine schöne Überraschung in diesem großen Stadion“. 44.716 Zuschauer waren Zeuge der Blamage für den HSV.

Tipps von Anssi Suhonen? „Ich weiß, wie der HSV spielt“

An diesem Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) wird alles ein bisschen kleiner sein. Rund 15.000 Zuschauer werden dabei sein, wenn der HSV auswärts im Jahnstadion antritt und nach dem 2:1 in Münster gegen den nächsten kleinen Klub der Zweiten Liga und Tabellenletzten bestehen will. „Wir sind sicherlich wieder der Außenseiter“, meint Adamyan. „Der HSV ist ein großer Verein und hat gute Spieler. Wir haben zuletzt aber bewiesen, dass wir zu Hause bestehen können.“ Vor zwei Wochen etwa gelang ein 2:0 gegen Hertha BSC. „Wir hoffen, dass es am Sonntag in unsere Richtung geht. Es ist immer unangenehm, bei uns in Regensburg zu spielen. Das müssen wir wieder zeigen.“

Gute Freunde: Sargis Adamyan (l.) und Davie Selke vor dem Spiel zwischen Köln und dem HSV im August 2024 WITTERS
Sargis Adamyan und Davie Selke Arm in Arm
Gute Freunde: Sargis Adamyan (l.) und Davie Selke vor dem Spiel zwischen Köln und dem HSV im August 2024

Adamyan läuft nach seiner ersten Profi-Stadion beim SSV Jahn (2017 bis 2019) inzwischen zum zweiten Mal für Regensburg auf. Der 1. FC Köln, wo er noch einen Vertrag bis 2026 hat, verlieh ihn im Winter in die Oberpfalz. Und seither teilt Adamyan auch die Kabine mit einer anderen Leihgabe: Anssi Suhonen, der ebenfalls für den Rest der Saison beim SSV Spielpraxis sammeln soll. „Nach Tipps über den HSV habe ich Anssi nicht gefragt. Wir schauen uns viele Videos vom Gegner an – und ich persönlich weiß auch ziemlich gut, wie der HSV spielt“, sagt Adamyan. Und über Suhonen: „Anssi ist ein guter Junge, er bringt viel Spielwitz mit und hat seine Qualitäten. Das sieht man.“

„Super Junge“: Adamyan und Selke waren Kollegen in Köln

Am Sonntag kommt es zum Wiedersehen zwischen dem HSV und Suhonen. Außerdem zum Wiedersehen zwischen den Hamburgern und HSV-Schreck Adamyan, der in seiner bisherigen Laufbahn gegen keinen anderen Profi-Verein einen Hattrick erzielen konnte. Und dann kommt es noch zur Begegnung von Adamyan und Davie Selke, die in den vergangenen beiden Saisons zehnmal zusammen für den 1. FC Köln auf dem Platz standen. „Diese Woche haben wir noch nicht geschrieben, aber ich bin immer mal wieder mit Davie im Austausch“, verrät Adamyan und lobt: „Davie ist ein super Junge und ein guter Freund von mir geworden. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihm.“

In der Hinrunde spielte Sargis Adamyan (r.) noch für den 1. FC Köln – und verlor am ersten Spieltag 1:2 gegen den HSV um Daniel Elfadli. imago images/Kirchner-Media
Daniel Elfadli im Zweikampf mit Sargis Adamyan
In der Hinrunde spielte Sargis Adamyan (r.) noch für den 1. FC Köln – und verlor am ersten Spieltag 1:2 gegen den HSV um Daniel Elfadli.

Am ersten Spieltag, als Adamyan noch für Stammklub Köln auflief und als der FC daheim mit 1:2 gegen den HSV verlor, umarmten sich die beiden Kumpels innig. Adamyan wurde in der 57. Minute eingewechselt, Selke kam in der 90. Minute als Joker – und ist jetzt in Topform. „Seine starke Quote beim HSV überrascht mich nicht“, sagt Adamyan über Selkes schon 14 Saisontore. Er weiß: „Davie ist sehr torgefährlich und ein super Kopfball-Spieler. Ich habe erwartet, dass er in Hamburg seine Tore machen wird. Der HSV spielt viel über die Außen und hat gute Flügelspieler, die Davie viele Chancen servieren können.“ Im Hinspiel zwischen dem HSV und dem SSV zählte Selke ebenfalls zu den Torschützen, er verwertete eine Flanke von Jean-Luc Dompé zum 4:0. Endstand? 5:0. Allerdings für den HSV.

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