Zweifel an der Dopingprobe: Gericht verschiebt Vuskovic-Urteil
Im Doping-Prozess gegen HSV-Profi Mario Vuskovic erging am Donnerstag vor dem DFB-Sportgericht noch kein Urteil. Am zweiten Verhandlungstag in Frankfurt stand die Urinprobe des Kroaten im Fokus, in der die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) das verbotene Mittel Erythropoetin (EPO) gefunden hatte. Weil die Korrektheit der Probe vor Gericht bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, setzte DFB-Richter Stephan Oberholz für den 10. März einen weiteren Verhandlungstag an. Bis dahin soll – auf Wunsch des HSV und Vuskovics – ein unabhängiges Gutachten eingeholt werden, wie das Gericht entschied. Übernehmen wird dies Jean-Francois Naud, ein Experte aus dem kanadischen Quebec. Ein Mann, den der HSV für befangen hält.
„Das Sportgericht hat sich heute in der Beweisaufnahme intensiv mit den Einwendungen des Spielers gegen den Ablauf und das Ergebnis der Analyse der Urinprobe befasst. Im Ergebnis haben sich für uns noch aufklärungsbedürftige Aspekte ergeben, insbesondere was die Bewertung der Labor-Analyse unter wissenschaftlichen Rahmenbedingungen betrifft“, sagte DFB-Richter Oberholz zur Begründung.
Dass es überhaupt zu einem dritten Verhandlungstag kommen wird und nicht wie ursprünglich geplant schon am Donnerstag ein Urteil erging, hatte auch mit den vier Gutachten zu tun, die der HSV selbst in Auftrag gegeben hatte. Diese sollten das positive Ergebnis aus der NADA-Analyse widerlegen. Lorenz Hofbauer, Oberarzt am Uniklinikum Dresden und einer der Gutachter, erklärte vor Gericht, welche Mängel die Probe aus seiner Sicht ungültig machten: So sei die Kühlkette beim Transport unterbrochen gewesen und zu viel Urin entnommen worden sein, was die Probe verändere.
Vuskovic-Prozess vor Sportgericht: Streit über Urinprobe
Auch seien Fehler bei der Bildbearbeitung unterlaufen, die eine falsche Interpretation der Bilder – nämlich mit positivem Befund – bedingt hätten. Der Nachweis von EPO erfolgt nicht über numerische Messwerte im Blut oder Urin. Stattdessen wird ein visuelles Screening einer Probe, im Falle Vuskovics des Urins, durchgeführt.
Gegen die von Gutachter Hofbauer vorgebrachten Vorwürfe wehrte sich Sven Voss, der Leiter des Nada-Instituts für Dopinganalytik und Sportbiochemie in Kreischa und einer der drei Analysten, die Vuskovics Probe im Doping-Labor untersucht und für positiv befunden hatten. Voss betonte zudem, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die Arbeit des Kreischa-Labors regelmäßig überprüfe – ohne Beanstandungen. Zur Interpretation des Ergebnisses sagte Voss: „Zu 100 Prozent würde ich diese Probe wieder positiv geben.”
Weitere EPO-Proben bei Vuskovic waren negativ
DFB-Richter Oberholz indes wollte von den NADA-Prüfern wissen, ob noch Reste der ersten Urinprobe für eine etwaige neuerliche Untersuchung vorhanden seien, was NADA-Vorstand Lars Mortsiefer bejahte. Er bot dem Gericht an, den Urin für weitere Analysen zur Verfügung zu stellen. Eben diese Analyse wird nun der Experte Naud vornehmen. Ihm bleiben noch 43 Milliliter Flüssigkeit, um zu einem Ergebnis zu kommen. Naud soll außerdem die Arbeit und Resultate der NADA begutachten.
Der HSV hält es derweil für problematisch, dass ausgerechnet Naud diese Aufgabe übernimmt. Er sitzt gemeinsam mit Sven Voss, dem Leiter des Kreischaer Instituts, in der sogenannten EPO Working Group – einem Expertengremium, das die WADA beim Thema EPO berät und Zweiteinschätzungen abgibt. Der HSV hält Naud wegen seiner kollegialen Nähe zu Voss für befangen.
Unterdessen wurde bekannt, dass weitere Proben, die Vuskovic am 14. Oktober (Blut und Urin) und eine Woche später (nur Urin) entnommen wurden, negativ waren.
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Die laut NADA positive Dopingprobe von Vuskovic stammt aus dem September. Seit Bekanntwerden des Ergebnisses am 15. November ist der 21-Jährige vorläufig gesperrt. Ihm drohen bis zu vier Jahren Zwangspause als höchstes Strafmaß. Unabhängig von der Verhandlung vor dem Sportgericht ermittelt gegen Vuskovic auch die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz.