„Viele haben eine Meinung“: Heißer HSV-Start! Polzin verteidigt Mallorca-Camp
Das Thermometer zeigte exakt 20 Grad im Schatten an, als Merlin Polzin, Loic Favé und Richard Krohn die HSV-Profis am Montagvormittag versammelten – zur Besprechung, die das erste Training auf Mallorca einleitete. Ein gemächlicher Start. Aber es dauerte nicht lange, bis es auf dem Übungsgelände des RCD Mallorca laut wurde. „Das ist zu wenig, ey!“, schallte es aus dem Mund von Davie Selke unter anderem über die Anlage. Oder auch: „Jungs, mehr Klarheit!“ Dem Chefcoach gefiel die Deutlichkeit. Bisschen Entspannung auf Malle? Von wegen.
„Man muss das einordnen“, mahnte Polzin nach der ersten, rund einstündigen Insel-Einheit. Was er meinte: Auch in Hamburg hätte an diesem Montag das erste richtige Mannschaftstraining nach dem vorherigen Zweitliga-Spiel angestanden – und da geht es in der Regel etwas entspannter zu. Auf den Feldern des „Ciutat Esportiva Antonio Asensio“ war die Intensität unter den Augen von Stefan Kuntz, Claus Costa und Eric Huwer aber direkt voll gegeben.
Hohe Intensität schon im ersten HSV-Training auf Mallorca
„Das war der Reinkommen-Tag“, erklärte Polzin. Da würden seine Profis normalerweise etwas Zeit benötigen, um wieder das gewohnte Niveau zu erreichen, um die leichte Schläfrigkeit vom freien Vortag wieder abzulegen. „Das war heute aber definitiv nicht gegeben“, stellte der HSV-Trainer zufrieden fest. „Sowohl die Sonne als auch der Platz haben definitiv dazu beigetragen, diese Energie zu haben. Das war richtig geil und hat mir gut gefallen.“ Es sei ein „guter Auftakt“ gewesen, am Dienstag, wenn um 11 Uhr trainiert wird, werde es aber „noch ein bisschen knackiger“.

Das Trainerteam hat klare Pläne für die drei Trainingstage auf der Balearen-Insel. „Ich verspreche mir ganz klar, dass wir uns als Team weiter finden“, sagte Polzin einerseits. Und andererseits: „Wir wollen sehr inhaltlich arbeiten. Wir haben uns sowohl für den einzelnen Spieler als auch für Positionen klare inhaltliche Ziele gesetzt. Das hat vor allem mit einer Weiterentwicklung der Spielidee zu tun.“ Verkomplizieren möchte Polzin die Ansätze, mithilfe derer der HSV unter ihm als Chef in den vergangenen drei Monaten nur einmal verloren hat, nicht. Aber es geht um Details, um Verfeinerung – für den Endspurt. Anders: „Es geht darum, uns darüber klar zu sein, was wir haben möchten.“
Polzin über Kritik an der Reise: „Ist das Schöne am HSV“
Dass es auch kritische Äußerungen zum Zeitpunkt der Reise und zum Mallorca-Trip an sich gegeben hat, hat der 34-Jährige vernommen. Polzin sieht das aber gelassen. „Das Schöne am HSV ist ja, dass viele Leute eine Meinung haben“, weiß er und betonte: „Da bin ich sehr dankbar für, weil es ein Privileg ist, dass sich viele Menschen mit dem großartigen Verein beschäftigen.“ Ihm und seinen Trainerkollegen sei es wichtig gewesen, die Mannschaft im Laufe der Rückrunde „noch mal zusammenzufügen“ – an einem Ort, an dem die Profis nicht jeden Tag von möglichen Unkenrufen aus der Stadt abgelenkt werden. Nach dem Motto: Bricht der Verein im Saisonfinale schon wieder ein?

Dass es explizit nach Mallorca geht, war nicht ausdrücklicher Wunsch Polzins. Es ging um möglichst geringe Reise-Strapazen, „ein gutes Hotel“ und um den passenden Zeitraum. „Für uns war nicht die Destination entscheidend, sondern, dass wir gute Trainingsbedingungen haben wollen“, stellte er klar. „Die finden wir hier vor.“ Wobei er sich auch nicht über die Zustände im Volkspark beschweren wolle: „Die sind in Hamburg auch gut.“ Aber auf Mallorca könne er noch etwas ruhiger mit seinem Team arbeiten. Die spanische Sonne gäbe es on top – und dabei Fußball zu spielen, mache etwas mit ihm und den Spielern. Ziel des HSV ist, am Mittwoch mit neuer Energie zurückzukehren.
„War mir sehr wichtig“: HSV-Profis befürworteten den Trip
Dass den Spielern der Trip gefällt, war am Montag auf dem Platz zu sehen und zu hören. Und das unterstrich dann auch Polzin noch einmal: „Die Resonanz in der Mannschaft und rund um das Team war sehr positiv“, sagte er zur Idee der Reise, die bei ihm und Assistent Loic Favé schon rund um Weihnachten entstanden sei. Da gewann der HSV zum Hinrunden-Abschluss schließlich mit 5:0 gegen Fürth – und das Trainerteam, zu dem auch Co-Trainer Richard Krohn gehört, wurde zur Dauerlösung, weil Polzin inhaltlich überzeugen konnte. Und zu seinen Vorstellungen für die Rückrunde gehörte schon damals, im Frühjahr noch einmal auf Reisen zu gehen, „weil ich weiß, dass der Druck in Hamburg zum Ende der Saison hin einfach größer wird. Der wurde über die Jahre wahrscheinlich noch etwas mehr“.
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Dieses Jahr aber soll der Aufstieg gelingen. Und Mallorca soll dafür die Grundlage bilden. „Mir war wichtig, dass wir einen Zeitpunkt haben, an dem wir noch mal rauskommen, ein paar andere Gedanken haben, eine andere Energie in der Mannschaft kreieren können. Die entstehen nicht, wenn du jeden Tag das Gleiche machst – sondern da musst du ein bisschen rauskommen.“ Die Verantwortlichen des HSV erfüllten den Trainern diesen Wunsch. „Der Verein war sehr offen“, zeigt sich Polzin glücklich. „Und die Jungs waren es auch. Das war mir sehr wichtig. Und das passt.“
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