Vier Gewinner und ein Enttäuschter – so lief das HSV-Trainingslager in Belek
Hin und wieder stößt er dann doch noch an seine Grenzen. Als Emir Sahiti am Freitag die Global Sports Arena in Belek verlassen wollte, war er zunächst ein wenig ratlos. Einer der mitgereisten HSV-Fans suchte den Austausch mit dem Kosovaren, allerdings auf Deutsch, das gestaltete die Unterhaltung schwierig bis unmöglich. Eine Situation, die der 26-Jährige im Trainingslager aber allenfalls neben dem Spielfeld erlebte – denn sportlich gesehen kehrt Sahiti als größter von vier Gewinnern aus dem HSV-Wintercamp zurück.
Zwei sehenswerte Tore in den Tests gegen Drittligist Aachen (2:0) und Europa-League-Teilnehmer FCSB Bukarest (1:2), dazu mehrere gelungene Aktionen und ein spürbar großes Selbstvertrauen. Sahiti wirkt nach seinem schweren ersten HSV-Halbjahr wie ausgewechselt und offenbart, warum der HSV vor dieser Saison eine Ablöse von 1,3 Millionen Euro an Hajduk Split überwies.
Sahiti profitiert beim HSV von der Taktik seines Trainers
Der Offensivmann ist einer der größten Profiteure des von Merlin Polzin favorisierten 4-3-3-System. Kam Sahiti zuvor unter Steffen Baumgart überhaupt nicht zurecht, blüht er nun auf. „Emir spielt jetzt klassisch auf dem Flügel auf der rechten Seite, kann auch auf der linken Seite spielen und sein Eins-gegen-eins ausspielen“, weiß Polzin und lobt: „Da ist er brandgefährlich, das haben wir gesehen.“ Dazu kommt: „Er hat auch Verantwortung für das Defensivspiel. Daran haben wir auch viel gearbeitet, dass er weiß, welche Aufgaben er für die Mannschaft erfüllen muss, damit das Gefühl da ist, dass seine Mitspieler ihm auch dann vertrauen.“
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Sahiti dürfte sich mit seinen Auftritten vorn rechts den Stammplatz für den Rückrundenstart gegen Köln (18. Januar) gesichert haben. Zu den Kuriositäten der HSV-Tage in Belek aber zählt, dass auch sein größter Kontrahent mit frischem Selbstvertrauen und in guter Verfassung nach Hamburg zurückkehrte. Bakery Jatta, der genauso viel Spielpraxis wie Sahiti erhielt und in den Test jeweils die zweiten Halbzeiten spielte, wusste ebenfalls zu gefallen. „Ich freue mich sehr über beide“, so Polzin. „Wir wissen um Bakas Stärken, den Tiefgang, die Geschwindigkeit. Das hat er wieder aufblitzen lassen.“
Mikelbrencis zählt zu den Entdeckungen der HSV-Saison
Sahiti, Jatta – und noch zwei weitere HSV-Profis, die sich zu den Gewinnern der bisherigen Winter-Vorbereitung zählen dürfen. William Mikelbrencis unterstrich seine Ambitionen, auch zum Rückrundenstart hinten rechts aufzulaufen. Polzin und seine Assistenten Loic Favé sowie Richard Krohn sind begeistert von den Entwicklungsschritten und der Lernbesessenheit des Franzosen, der insbesondere gegen Bukarest auch mitunter robust zu Werke ging. Zwar macht Konkurrent Silvan Hefti Druck, Mikelbrencis aber gibt nicht nach. Und könnte gegen Köln erneut in der Startelf stehen.
Seinen Status als absolute Stammkraft unterstrich auch Daniel Elfadli. Zentral-defensiv dürfte er gegenüber Jonas Meffert leicht im Vorteil sein. Zudem sprang er gegen Bukarest hinten als Stellvertreter des noch unter Trainingsrückstand leidenden Sebastian Schonlau in die Bresche und wurde Lucas Perrin vorgezogen.
Perrin sollte beim HSV eigentlich Führungsspieler werden
Das wiederum dürfte eine große Enttäuschung für den Franzosen sein, der im Spätsommer als kommender Führungsspieler aus Straßburg verpflichtet wurde. Doch auch rund fünf Monate nach seiner Ankunft ist der 26-Jährige noch nicht in der Verfassung, die sich der HSV von ihm erhoffte.
„Lucas hat einen sehr hohen Anspruch an sich selbst“, weiß Polzin und nennt Gründe, warum der Abwehrmann noch nicht wieder der Alte ist. „Er hatte keine einfache Zeit, was seine Spielzeit angeht. Er ist ein sehr routinierter Spieler, der extrem positiv ist und der Gruppe sehr guttut, aber der sich auch über die Spielzeit definiert und darüber seine Abgeklärtheit dann wiederbekommt.“
Sahiti könnte für Perrin ein Vorbild sein
Offenbar hängen Perrin noch seine unglücklichen letzten Monate in Straßburg nach, als er aussortiert wurde und nicht mehr zum Einsatz kam. Er wird auch beim HSV geduldig sein müssen, dieser Eindruck bleibt nach den Tagen von Belek haften.
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Wie schnell es gehen kann, beweist Sahiti, der auch im Rahmen seines Dialogs mit dem Fan noch eine Lösung fand. Nach einem kurzen Wortwechsel reckte er den Daumen in die Höhe und der Anhänger zog zufrieden von dannen. Ende gut, alles gut. Läuft eben bei Sahiti.