• Sie müssen sich am Riemen reißen. Vier Spiele bleiben den HSV-Profis noch, um ihre Karten im Aufstiegskampf wieder zu verbessern.
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Vier Profis erhoben das Wort: Rettet der Kabinen-Krach in Regensburg die HSV-Saison?

Es ist mal wieder fünf vor zwölf im Volkspark. Nach nur zwei Siegen aus den vergangenen elf Partien droht die HSV-Saison wie in den beiden Vorjahren zu zerschellen. Vier Partien bleiben noch, nur wenn der Verein alle gewinnt, hat er wohl noch eine Chance im Aufstiegsrennen. Ausgerechnet ein Streit macht dem HSV nun Hoffnung, dass er auf der Zielgeraden vielleicht doch noch die Kurve bekommt.

Die Furcht der Fans vor dem Total-Absturz ist groß. Nach der schlimmen Süd-Tour mit nur einem Punkt gegen die Kellerkinder Sandhausen (1:2) und Regensburg (1:1) ist der Druck vor der Partie am Donnerstag (18.30 Uhr, live bei Sky) gegen den KSC brutal. Um ernsthaft im Rennen um Rang zwei oder Relegationsplatz drei zu bleiben, muss ein Sieg her. Der HSV setzt dabei vor allem auf die Wortführer seiner Mannschaft. Die übernahmen bereits in Regensburg das Kommando – erst in der Kabine, dann auf dem Platz.

Was passierte in Regensburg in der HSV-Kabine?

Bringt ein Kabinenstreit den HSV auf den richtigen Weg? 0:1 lag der HSV zur Pause beim Jahn zurück und brachte bis dahin kaum ein Bein auf die Erde. Nach dem Wechsel aber zeigten die Hamburger ein anderes Gesicht, agierten deutlich mutiger, hatten 16:1-Torschüsse und hätten die Partie beinahe noch komplett gedreht. Daniel Thioune deutete nach dem Abpfiff an: „Es gab ein paar Spieler, die in der Pause gesagt haben, dass wir was drehen müssen. In das gleiche Horn habe ich als Trainer auch geblasen.“

Was genau aber passierte in der Kabine? Wie die MOPO erfuhr, soll es nach der fürchterlichen ersten Hälfte heftig gekracht haben, vor allem vier Profis erhoben das Wort: Kapitän Tim Leibold und die Routiniers Toni Leistner, Aaron Hunt und Simon Terodde prangerten offen den Spielstil und das Auftreten einiger Kollegen an und sollen auch eine Änderung der Taktik gefordert haben. Vor allem Torjäger Terodde beklagte sich lautstark, dass er ohne echten Flügelspieler und Vorlagen von außen komplett in der Luft hängen würde. Die Wände in der Kabine sollen buchstäblich gewackelt haben.

HSV-Trainer Thioune gefiel der Kabinen-Krach

Thioune, so ist zu hören, verfolgte das Treiben zunächst, weil es ihm gefiel, dass ein direkter Impuls aus der Mannschaft heraus kam. Dann handelte er. Brachte mit Khaled Narey rechts einen echten Außenbahnspieler und durch Klaus Gjasulas Hereinnahme Stabilität im Mittelfeld. Fortan lief es deutlich besser. Thioune lobte später: „Man hat gesehen, dass meine Mannschaft lebt! Hier gibt sich keiner auf.“

Allerdings stellt sich die Frage: Hätte der Trainer nicht bereits vor der Partie ahnen können, dass Manuel Wintzheimer, der den verletzten Bakery Jatta rechts ersetzte, seine Stärken eher im Zentrum statt auf dem Flügel ausspielen kann – und dem HSV so Druck über die Seiten fehlen würde? Lief der HSV in Regensburg sehenden Auges in sein Problem?

Der HSV setzt nun auf seine Führungsspieler und seine Routiniers

Beim HSV setzen sie jedenfalls darauf, dass sich der neue Team-Spirit durchsetzt. Thioune wird aus den Geschehnissen in Regensburg seine Konsequenzen ziehen. Denn zumindest eines hat sich in den vergangenen Spielen gezeigt: Der Trainer weiß nun, auf wenn er in den entscheidenden Spielen setzen kann. Und auf wen eher nicht.

Die Tendenz geht klar dahin, dass ab sofort die Männer mit Bärten den Vorzug vor den Zauberfüßen bekommen. Jeremy Dudziak etwa ist zurzeit nicht wieder zu erkennen, ließ sich in Regensburg eine Halbzeit lang komplett den Schneid abkaufen. Ähnlich trat David Kinsombi zuvor in Sandhausen auf. Auch der hochveranlagte aber noch zu oft fehlerhafte Amadou Onana machte zuletzt einen verunsicherten Eindruck. Alle drei werden sich nun wohl erstmal hinten einreihen müssen. Sonny Kittel gehört eigentlich auch zur Kategorie dieser Spieler, könnte aber erstmal im Team bleiben. Ihm wird am ehesten zugetraut, dass sein Knoten schnell platzen könnte.

Gjasula wird beim HSV in der Endphase zum gefragten Mann

Gefragt sind nun die Spieler, die mutig sind und das auf dem Platz widerspiegeln. Gjasula, auch Narey. Selbstverständlich Leistner als Abwehrchef. Auch Rick van Drongelen wird für die noch kommenden Spiele intern als möglicher wichtiger Faktor gesehen. Hunt, Terodde und Leibold sind und bleiben ohnehin Achsenspieler.

Es ist die letzte Chance, die der HSV noch hat: Mut und Gier statt Angst und lähmendes Entsetzen sind auf dem Platz gefragt. Reicht ja schon, wenn die Fans einigermaßen paralysiert auf das schauen, was mit ihrem Klub gerade wieder geschieht.

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