Walter ist ein Thema: Was Baumgart beim HSV ärgert und wie er die Wende schaffen will
Rein tabellarisch kam der HSV am Wochenende noch mit einem blauen Auge davon. Keines der vor dem Spieltag auf Rang eins bis acht platzierten Teams gewann, die Hamburger liegen als Fünfter gerade mal zwei Zähler hinter den Aufstiegsrängen. Die Stimmung ist nach dem desaströsen 1:3 in Braunschweig dennoch im Keller. Die Blicke sind vor allem auf Steffen Baumgart gerichtet: Bekommt der Trainer den Laden nach den zuletzt so erfolglosen Wochen (vier Pflichtspiele ohne Sieg) wieder in den Griff? Zumindest hat er einen klaren Plan in der Tasche, wie das gelingen soll.
Dass der 52-Jährige trotz des anhaltenden Negativlaufs auf das Vertrauen seiner Bosse setzen darf, war erwartbar. Tatsächlich demonstrierte der HSV diesbezüglich auch nach der Pleite bei der Eintracht Zusammenhalt. Baumgart steht nicht zur Disposition, er soll es richten. Wie er das schaffen will, darüber soll sich der Coach bereits auf der Busfahrt aus Braunschweig zurück in den Volkspark klar geworden sein.
HSV-Trainer Baumgart will Fehlerketten minimieren
Wo der Hebel anzusetzen ist, verdeutlichte Baumgart bereits wenige Minuten nach dem Abpfiff. „Wir müssen in der Lage sein, Fehlerketten zu unterbinden“, hatte er da erklärt. Und: „Das liegt in meiner Verantwortung, das muss mein Ansatz sein.“
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Vor allem eine Veränderung soll er dabei als Schlüssel zum Erfolg erachten. So war dem Trainer der nicht zum ersten Mal pomadige Spielaufbau seiner Profis ein Dorn im Auge und regte ihn nachhaltig auf. Baumgart wünscht sich einen raschen Aufbau und eine zügige Überbrückung des Mittelfeldes. Möglichst schnell soll der Ball zu den technisch beschlagenen Offensivspielern (wie Jean-Luc Dompé oder Adam Karabec) gelangen, denn in diesem Bereich ist der HSV den meisten Teams überlegen.
In Braunschweig leistete sich der HSV mehrere Patzer
Nach MOPO-Informationen wies der Trainer sein Team während dieser Saison schon mehrfach darauf hin, schneller aufzubauen und die zahlreichen Quer- und Rückpässe in der eigenen Hälfte sein zu lassen. Zumal Fehler in diesem Bereich nur schwer wettzumachen sind. Der jüngste Beleg: In Braunschweig kassierte der HSV das 0:1, als Jonas Meffert den Ball in der eigenen Hälfte vertändelte. Später wäre ein eklatanter Fehlpass von Sebastian Schonlau beinahe ebenso bestraft worden.
Warum aber setzen die Profis Baumgarts Vorgabe trotz mehrfacher Aufforderung nicht um? Eine Frage, die sich auch der Trainer stellt. Die mögliche Antwort: Nach fast drei Jahren unter Vorgänger Tim Walter ist die alte Spielidee mit viel Ballbesitz noch immer zu fest in Köpfen und Gliedern verankert. Baumgart will das unbedingt verändern, künftig schnell nach vorn spielen lassen und bereits in dieser Länderspielpause intensiv daran feilen.
Der HSV empfängt nach der Länderspielpause Schalke 04
Welchem Personal er dann gegen Schalke (23. November) vertrauen wird, ist offen. Nicht fallen lassen wird der Trainer aber die zuletzt schwächelnden Routiniers Schonlau und Meffert, die bei Teilen der Fans auch als Gesichter mehrerer gescheiterter Aufstiegsversuche gelten. Zwar hat auch Baumgart registriert, dass die beiden 30-Jährigen deutlich mehr Fehler fabrizieren als in den Vorjahren. Er soll sie aber weiterhin als Eckpfeiler seiner Mannschaft erachten, wenn auch mit dem Wort „noch“ versehen. Auch Schonlau und Meffert werden sich steigern müssen, um unantastbar zu bleiben. Zumal insbesondere der Kapitän als einer derjenigen gilt, die in Sachen Spielaufbau das Tempo zu häufig verschleppen.
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Offen ist, ob es Baumgart gelingt, das Ruder zügig herumzureißen. Was Hoffnung macht: Als Paradebeispiel dafür, wie es künftig gehen soll, sieht man beim HSV den Auftritt gegen Magdeburg (3:1), als die Profis Mitte Oktober eine bärenstarke Partie ablieferten. Baumgart feierte nach dem Spiel ausgelassen wie noch nie auf dem Rasen und beglückwünschte seine Profis. Drei Wochen ist das erst her. Was da funktionierte, weil alle konsequent mitmachten, muss auch dauerhaft möglich sein, so die interne Erwartungshaltung.
Baumgart erfreut sich an der Rückendeckung der Bosse
Schafft Baumgart die Wende? Dass seine Bosse geschlossen hinter ihm stehen, soll er in jedem Fall als großen Vertrauensbeweis erachten. Auch deshalb vermittelte der Coach schon recht schnell nach dem Braunschweig-Spiel einen kämpferischen und kraftvollen Eindruck, wenngleich er da noch nicht wusste, dass auch alle anderen Aufstiegsanwärter noch Punkte liegen lassen sollten. Ein Glück, auf das sich der HSV künftig eher nicht verlassen sollte.