TV-Kamera im Volksparkstadion

TV-Kamera im Volksparkstadion (Foto: WITTERS)

„War so nicht zu erwarten“: Wie der Zoff-Gipfel um die TV-Milliarden lief

Auf einen gemeinsamen Bus verzichteten die Bosse, so weit ging der zur Schau gestellte Schmusekurs dann doch nicht. Mit noblen schwarzen Shuttle-Limousinen wurden die Klubchefs von ihrer „harmonisch-kontroversen“ Zusammenkunft im Marriott-Hotel den Kilometer rüber in den Palmengarten gefahren – wo sie beim Neujahrsempfang der DFL den zuletzt offen ausgetragenen Streit um die Verteilung der Medienmilliarden für ein paar Stunden vergessen wollten.

„Es war eine sehr gute Veranstaltung auf hohem Niveau, was nicht unbedingt zu erwarten war“, sagte DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke nach der außerordentlichen Versammlung am Donnerstag in Frankfurt/Main: „Wir haben die vielfältigen Perspektiven im Kreis der 36 offen und vertrauensvoll ausgetauscht. Das hat uns als Liga weitergebracht. Wir nehmen als Präsidium ein hilfreiches Meinungsbild mit in unsere weiteren Beratungen.“

Göttlich: „Ich wüsste nicht, wer dagegen sein sollte“

Konkret wurde der Ligaverband nach dem Treffen, das aus Teilnehmerkreisen vielsagend als „harmonisch-kontrovers bezeichnet“ wurde, allerdings nicht. „Unter anderem ging es dabei um den Vorschlag aus den Reihen der Klubs, die die Mitgliederversammlung beantragt hatten, künftig die Einnahmen aus der zentralen Vermarktung der internationalen TV-Rechte nach demselben Schlüssel zu verteilen wie jene der nationalen TV-Rechte“, hieß es von der DFL.

„Dieser Topf ist derjenige, über den wir reden müssen, um Geld zu verteilen“, hatte Präsident Oke Göttlich vom FC St. Pauli zuletzt der „Frankfurter Rundschau“ gesagt. „Ich wüsste nicht, wer dagegen sein sollte, außer man hätte ausschließlich eigene Interessen.“ Bayern Münchens Finanzvorstand Michael Diederich erteilte solchen Vorschlägen im „kicker“ allerdings eine Absage.

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DFL-Präsidium entscheidet über Verteilerschlüssel

Die Versammlung unter dem Motto „Diskussion und Beschlussfassung über empfehlende Leitplanken für die Verteilungsdebatte“ war vor allem von den Zweitligisten forciert worden. Damit sollte Druck auf die Entscheider gemacht werden – abgestimmt wurde nicht.

DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke sprach von einer „sehr guten“ DFL-Versammlung. imago/Kirchner-Media
Hans-Joachim Watzke grübelt auf dem Podium
DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke sprach von einer „sehr guten“ DFL-Versammlung.

Schließlich haben die Vereine keine Entscheidungsbefugnis über die rund 1,1 Milliarden Euro, die es ab der kommenden Spielzeit pro Saison für die deutschsprachigen Medienrechte gibt (plus die etwa 250 Millionen aus der Auslandsvermarktung).

Den Verteilerschlüssel bestimmt laut Satzung das neunköpfige DFL-Präsidium um Watzke. Das Gremium will sich am Freitag beraten. Eine Entscheidung soll noch im Januar fallen, bis zur Lizenzierung im März muss das Gremium für Planungssicherheit sorgen.

TV-Gelder unter 36 Klubs 80:20 pro Erstligisten verteilt

Der Versuch der Einflussnahme durch die Vereine läuft seit Wochen auf Hochtouren, nahezu alle Klubs haben sich mit Einlassungen in Stellung gebracht. Klare Fraktionen sind entstanden, der sich alle im Recht und mit den klar besseren Argumenten auf ihrer Seite sehen – das seit Jahren bekannte Spiel nach dem Verkauf der Medienrechte.

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Derzeit werden die Gelder im Verhältnis 80:20 zwischen der Bundesliga und der 2. Liga aufgeteilt. Die Hälfte des Geldes geht als Sockelbetrag zu einem gleichen Teil an jeden Klub. 43 Prozent werden über die Leistung verteilt, vier Prozent macht die Säule „Nachwuchs“ aus, drei Prozent die Sparte „Interesse“. (sid/tm)

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