HSV-Trainer Steffen Baumgart kneift an der Seitenlinie seine Augen zusammen
  • Auch in Elversberg musste sich HSV-Trainer Steffen Baumgart zuletzt über ein frühes Gegentor nach der Pause ärgern.
  • Foto: WITTERS

„Warum verlieren wir den Faden?“ Baumgart rätselt bei großem HSV-Problem

Das Gegentor beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg fiel „erst“ in der 63. Minute. Aber es war überfällig. Die Franken hätten unmittelbar nach der Pause schon viel früher treffen können, ja müssen. Dass es nicht so kam, hatte der HSV Daniel Heuer Fernandes zu verdanken. Der vergleichsweise späte Zeitpunkt des Gegentreffers kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der HSV entgegen zwischenzeitlich zu erkennender Positiv-Tendenzen weiterhin ein großes Problem mit der zweiten Halbzeit hat. Baumgart kommt deshalb ins Rätseln.

Vor fünfeinhalb Wochen wirkte der HSV-Coach resignierend. „Jetzt kommt so langsam mein Trauma“, sagte er nach dem 2:2 gegen den SC Paderborn, „wenn die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit beginnen.“ Der HSV hatte gegen den SCP mal wieder direkt nach der Pause einen Gegentreffer schlucken müssen – obwohl Baumgart und auch Sportvorstand Stefan Kuntz in den Wochen zuvor teils eindringliche Warnungen ausgesprochen hatten.

HSV leidet unter defensiver Schläfrigkeit nach der Pause

In den anschließenden beiden Liga-Partien in Düsseldorf (0:3) und gegen den 1. FC Magdeburg (3:1) schien es so, als hätte der HSV das Trauma überwunden. Aber in Elversberg (2:4) musste Heuer Fernandes dann schon in der 53. Minute hinter sich greifen – und gegen Nürnberg eben in der 63. Minute, weil Mahir Emreli in den Winkel schoss.

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Für den HSV war das bereits das neunte Saison-Gegentor in den 20 Minuten jeweils nach Wiederanpfiff. Zu Beginn der Zweitliga-Spielzeit hatte es auch in Hannover (0:1 am 3. Spieltag, 49. Minute), gegen Preußen Münster (4:1 am 4. Spieltag, 57. Minute) und in Kaiserslautern (2:2 am 6. Spieltag, 50. Minute) in dieser Spielphase geklingelt. Beim 2:2 gegen Paderborn sowie beim 2:4 in Elversberg passierte es gar doppelt, beim 3:1 gegen Magdeburg einmal. Heißt: Insgesamt wurde dem HSV die Schläfrigkeit nach dem Pausentee schon in sieben von elf Ligaspielen in Form von Gegentoren zum Verhängnis. 64 Prozent der bisherigen HSV-Gegentreffer (neun von 14) gab es in dieser Zeit.

HSV-Trainer Baumgart über Anfälligkeit: „Jungs wissen es“

Baumgart ist sich dieser problematischen Anfälligkeit bewusst. „In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit habe ich immer das Gefühl, dass wir einen Schritt zurückgehen. Das ist immer mein Problem“, räumte er am Mittwoch ein – und konnte lediglich Lösungsansätze präsentieren. „Bekämpfen bedeutet, dass wir dranbleiben, dass wir die Szenen klar ansprechen, dass wir fragen: Warum sind wir in der ersten Halbzeit – auch wenn wir da auch nicht alles richtig gemacht haben – noch gut am Mann, und verlieren in der zweiten Halbzeit dann den Faden?“

Er habe noch nicht die eine zentrale Lösung gefunden, um die Mängel zu beseitigen, bekannte Baumgart – obwohl selbst seine HSV-Profis längst von diesen wüssten. „Die Jungs wissen es ja auch“, drückte Baumgart es aus und erläuterte: „Es geht keiner raus und sagt: Jetzt ab der 45. machen wir weniger – weil es ja auch nicht so ist. Es geht eher darum, aufzuzeigen: Warum verlieren wir dann den Faden? Warum sind wir nicht mehr in den Strukturen drin? Da bleibt es dabei, dass wir es klar ansprechen, dranbleiben und hoffen, dass es bei den Jungs klick macht.“

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Baumgart hofft, dass er sich schon am Freitagabend (18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) in Braunschweig nicht wieder über ein frühes Gegentor nach der Pause ärgern muss. Vielmehr will er die Gegner selbst zwischen der 45. und 60. Minute „mal kriegen“, wie er es beschrieb. Und dann gestand er noch: „Aber wie gesagt: Sehe ich genauso, bin ich dran – habe leider noch keine Lösung. Wenn ich sie habe, sehen Sie es wahrscheinlich auch am Ergebnis.“

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