Wieder Angst vorm Scheitern? Jetzt reagiert ein HSV-Stammspieler
In der Länderspielpause, nach dem 1:3 in Braunschweig, kam sie im und rund um den Volkspark wieder einmal verstärkt auf, die Mentalitätsdebatte um den HSV. Die quälenden Erinnerungen an die sechs Vorjahre, in denen der Aufstieg immer wieder verpasst wurde, seien auch ein Grund für die momentane (Ergebnis-)Krise, wurde argumentiert. Aber ist die Angst vor dem erneuten Scheitern wirklich so präsent in den Köpfen der Profis? Nun hat nach Noah Katterbach, der sich im MOPO-Interview äußerte, ein weiterer Stammspieler deutlich reagiert.
„Ich glaube, wenn man sich die ganze Zeit damit beschäftigen würde, warum es nicht geklappt hat, ist man auf dem falschen Weg“, sagte Davie Selke im Podcast „Copa TS“, als er von Moderator Tommi Schmitt auf die zurzeit wieder einmal dominierenden Unkenrufe rund um den HSV angesprochen wurde. „Ich glaube, es ist wichtig, weniger davon zu sprechen, was man will, weil es ganz klar ist, dass wir aufsteigen wollen als HSV. Es ist wichtiger, dass wir weiter den Weg gehen.“ Erfolgreich war dieser Weg zuletzt aber nicht, drei sieglose Liga-Spiele am Stück stehen zu Buche.
„Es liegt auch an uns“: Selke nimmt HSV-Profis in die Pflicht
Trotzdem betont Selke, der mit sechs Saisontoren einer der größten Hoffnungsträger des HSV ist: „Auch wenn die Ergebnisse jetzt ausgeblieben sind, sind wir eine Truppe, die wirklich zusammengewachsen ist, in der eine hohe Qualität ist. Wir haben einen brutal starken Kader, das ist einfach so. Das ist nicht einfach so daher gesagt. Und wir haben auch ein gutes Trainerteam, das uns immer wieder gut vorbereitet.“ Dass HSV-Profis auf die eigene Stärke der Mannschaft und des Staffs verweisen, ist nicht neu. Selke fordert aber: „Jetzt liegt es aber auch an uns, auf dem Platz zu zeigen, wo wir hinwollen – in die Erste Liga. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es dieses Jahr schaffen.“
Für Selke selbst ist es das erste Jahr beim HSV. Die zurückliegenden Hamburger Fehlversuche, in die Bundesliga zurückzukehren, hat er alle nicht miterlebt. Zum Vergleich: Daniel Heuer Fernandes, im Juli 2019 in den Volkspark gewechselt, hat schon fünf Nicht-Aufstiege miterlebt; Bakery Jatta, der mit dem HSV noch im Oberhaus antrat, sogar alle sechs. Und auch viele andere Stammspieler wie Robert Glatzel, Sebastian Schonlau oder Jonas Meffert kennen das Gefühl des Scheiterns. Auch deshalb will Podcast-Moderator Schmitt von Sommer-Neuzugang Selke wissen: „Ist es nicht Thema in der Kabine, dass Spieler irgendwie sagen: Ey, es ist schon wieder wie letzte Saison?“
Davie Selke: HSV kann „von negativen Erfahrungen“ lernen
Selke verneint. Der 29-Jährige, der sofort in den Mannschaftsrat des HSV berufen wurde und der schnell ein gutes Gefühl fürs Klima in der Kabine entwickelt hat, hofft vielmehr auf einen hilfreichen Effekt: „Ich glaube einfach, dass man von den negativen Erfahrungen lernt oder gelernt hat und guckt, dass man diesen positiven Spirit, den wir haben, beibehält – dass wir uns auch nicht kirre machen lassen, wenn ein, zwei Spiele nicht so gelaufen sind wie wir es uns vorgestellt haben.“ Selke empfiehlt sich und seinen Kollegen: „Einfach klar bleiben, auf dem Weg bleiben, fokussiert bleiben – und dann punkten. Darum geht’s.“ Das allerdings ist dem HSV jüngst nicht konstant gelungen.
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Selke hat mit seinem Ex-Klub RB Leipzig schon in der Saison 2015/16 in der Zweiten Liga gespielt, bekommt die Härte und die in diesem Jahr große Ausgeglichenheit des deutschen Unterhauses nun erneut vor Augen geführt. „Es ist wirklich anstrengend“, sagt der HSV-Torjäger zu Liga zwei. „Es ist anstrengend, weil es viele Mannschaften gibt, die es einfach sehr gut machen. Du musst wirklich die ganze Saison einen Fokus haben, dich von kleinen Dellen, kleinen Rückschlägen nicht verrückt machen lassen. Aber auch, wenn du mal ein, zwei, drei Spiele am Stück gewonnen hast, darfst du dich nicht verrückt machen lassen, indem du denkst: Jetzt läuft es von allein.“
Eine Saison in Liga zwei sei „wirklich lang“, so fühle es sich an. „Es ist wirklich so. Wenn du dir die Tabelle anschaust, wie eng alles beieinander ist: Du kannst übers Wochenende Zweiter werden oder Elfter“, weiß Selke um die aktuelle Situation. Und aus den Worten des Angreifers klingt durch, dass er nicht befürchtet, dass die Angst vorm Scheitern in dieser Saison zum (zu) großen HSV-Hindernis wird. „Am Ende, sage ich dir, wird es das Mentale entscheiden, wer aufsteigt“, ist sich Selke sicher. „Es ist auf jeden Fall anspruchsvoll für die Birne. Aber dafür sind wir Profis.“