Auswärts-Giganten: Was jetzt für die Heim-Wende des HSV spricht
Diese Antwort brauchte es, um die aufgekommene Hektik im Keim zu ersticken. Beim 2:0 (1:0) in Nürnberg bot der HSV seine bislang beste Saisonleistung und hielt einen der vermeintlichen Hauptkonkurrenten im Aufstiegskampf völlig verdient in Schach. Der nächste Schritt auf dem Weg zur gewünschten Stabilität, der nun zwingend auch mal im Volkspark unterstrichen werden soll.
Am Ende sei ja vollkommen schnuppe, wann, wo und wie sie gewinnen, meinte Tim Walter, kurz bevor er Nürnberg zusammen mit dem HSV-Tross verließ. Natürlich mit drei Punkten im Gepäck, war ja ein Auswärtsspiel, das können sie wie kaum ein anderer. „Keine Ahnung, woran es liegt“, sagte der Trainer und wirkte etwas ratlos. „Wir gewinnen zu Hause auch gern. Aber mir ist egal, wo wir gewinnen. Hauptsache wir gewinnen.“
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Darauf kann man sich einigen. Doch die Frage stellt sich: Warum tut sich der HSV in der Fremde so leicht und daheim oft so schwer?
Der HSV gewann seine letzten acht Auswärtsspiele
Fernab des Volksparks flutscht es, der Sieg in Nürnberg war saisonübergreifend das achte gewonnene Auswärts-Pflichtspiel in Serie. Eine für den HSV einzigartige Bilanz, seit der Profi-Fußball 1963 in Deutschland eingeführt wurde. Dem gegenüber steht die zuletzt eher triste Ausbeute daheim. Da verlor der HSV drei seiner letzten vier Partien (Relegation gegen Hertha, dazu in der Liga gegen Rostock und Darmstadt).
Eine mögliche Erklärung: Im eigenen Stadion lassen sich die HSV-Gegner dazu verleiten, zumindest teilweise die Initiative zu übernehmen. Das macht es dem HSV leichter als im Volkspark, wo er in der Regel geduldig gegen tief stehende Gegner anrennen muss.
Dreimal 2:0 – die perfekte Auswärtsbilanz des HSV
„Wie wir auswärts auftreten, ist top“, sagt Robert Glatzel angesichts der perfekten Bilanz mit 2:0-Siegen in Braunschweig, Bielefeld und Nürnberg. Doch der Torjäger weiß, dass die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten enden muss: „In der letzten Saison waren wir eher heimstark. Ich denke, es wird sich noch einpendeln, dass wir zu Hause mehr Siege einfahren.“ Ziel sei es, „eine Heimmacht zu werden. Das ist wichtig, um oben mitzuspielen“.
Oben dabei sind sie. Ein Punkt trennt den HSV von den Aufstiegsplätzen. Der Auftritt von Nürnberg macht Walter Mut. „Wir haben sehr reif und abgezockt gespielt, sehr gut verteidigt“, lobte der Trainer. „Das war ein Fortschritt. Man darf nicht vergessen, dass ich eine sehr junge Mannschaft habe, da weißt du nie, was du bekommst.“
Präsentiert der HSV in Kürze einen weiteren Zugang?
Walters großes Plus: Wenngleich Rechtsverteidiger William Mikelbrencis (18/Metz) noch kommen soll (Verhandlungen dauern an), verfügt der Coach jetzt schon über einen Kader, der in dieser Breite qualitativ wohl seinesgleichen in der Liga sucht. Mühelos kompensierte der HSV in Nürnberg das Fehlen des rotgesperrten Ransford Königsdörffer. Mit Bakery Jatta und Jean-Luc Dompé bot Walter neue Flügel auf, die Schwung brachten. Im Mittelfeld macht zudem László Bénes Druck und drängt ins Team.
Gelingt am Samstag gegen Karlsruhe auch der nächste Heimsieg? Hoffnung macht die vergangene Saison. Auch da hatte der HSV zunächst Probleme im Volkspark, fünf der ersten sechs Partien vor heimischem Publikum endeten remis. Ein Großteil der Fans murrte, dann aber platzte der Knoten: Es folgten ab November sechs Heimspiele mit fünf Siegen und einem Remis.
HSV-Profi Reis: „Haben die Qualität, jedes Spiel zu gewinnen“
Diesmal will der HSV schon im September damit beginnen, zu Hause durchzustarten. „Wir haben die Qualität, jedes Spiel zu gewinnen“, sagt Mittelfeldmann Ludovit Reis. „Es liegt an uns, das zu zeigen.“ Auch an dem Ort, an dem Siege eigentlich am leichtesten fallen sollten.