Mario Vuskovic und Sebastian Schonlau umarmen sich nach einem HSV-Spiel
  • Ende September 2022 verteidigten Mario Vuskovic und Sebastian Schonlau (r.) noch zusammen. Eineinhalb Monate später bestritt der Kroate sein bis dato letztes HSV-Spiel.
  • Foto: WITTERS

„Standen nicht im Kreis und haben geweint“: So lief der HSV-Besuch bei Vuskovic

Natürlich ist Mario Vuskovic selbst der größte Leidtragende. Steffen Baumgart betonte am Montag aber noch einmal, dass die Erhöhung der Sperre des Kroaten auf vier Jahre allen HSV-Profis „sehr nahegeht“. Und das gilt besonders für jene Spieler, die ihren gesperrten Teamkollegen schon am längsten kennen – und die daher am Sonntagabend nach Split reisten, um Vuskovic in dessen Heimat zu überraschen. Auch Sebastian Schonlau war dabei und erklärte nun, wie die Reise zustande kam und wie es Vuskovic dieser Tage ergeht. Und der Kapitän des HSV hat einen großen Wunsch, was die Karriere des 22-Jährigen betrifft.

Das Leuchten in Vuskovic’ Augen war groß, als am späten Sonntagabend nicht nur seine langjährigen Mitspieler Schonlau, Ludovit Reis, Bakery Jatta, Jonas Meffert, Ransford Königsdörffer, Robert Glatzel und Miro Muheim vor ihm auftauchten, sondern auch Co-Trainer Merlin Polzin, Reha-Coach Sebastian Capel, Athletik-Trainer Daniel Müssig, Videoanalyst Eduard Riesen sowie Teamarzt Götz Welsch. „Es waren die Jungs, die viel mit Mario erlebt haben – auch, als er mal wieder hier war“, sagte Schonlau am Dienstag. „Wir hatten schnell eine Runde zusammen.“

Schonlau und sechs andere HSV-Profis reisten nach Split

Die Idee des Besuches sei innerhalb einer größeren Runde und in den Tagen nach der Verkündung des CAS-Urteils entstanden, „man kann gar keinen so richtig rauspicken“, sagt Schonlau. „Man macht sich Gedanken, wie man ihn am besten unterstützen kann. Worte sind das eine, aber die richtigen Worte zu finden, ist schwer. Deswegen wollten wir ihm zeigen: Egal, was passiert, wir sind trotzdem für dich da. Wir wollten ihm das in Präsenz vermitteln.“

Glücklich im Kreise seiner HSV-Kollegen: Mario Vuskovic (Bildmitte) am Montag in Split. Instagram/Vuskovic
Mario Vuskovic mit HSV-Kollegen am Montag in Split
Glücklich im Kreise seiner HSV-Kollegen: Mario Vuskovic (Bildmitte) am Montag in Split.

Also ging es am Sonntagabend in Fuhlsbüttel in den Flieger – und dann weiter ins Restaurant „Makarun Split“, wo der HSV-Tross auf Vuskovic traf. „Die Überraschung ist gelungen“, findet Schonlau. „Ich glaube, er wusste wirklich nichts. Die Reaktion, als wir reingekommen sind, sah zumindest überrascht aus.“ Die HSV-Profis hatten den Besuch zuvor mit Vuskovic’ Freundin und seiner Mama geplant, auch der Bruder des Verteidigers, Luka, war mit vor Ort.

HSV-Profis suchten Kontakt zur Familie von Vuskovic

„Wir waren essen mit der ganzen Familie von Mario. Wir haben ein paar gute Stunden verbracht, sind natürlich nicht direkt ins Bett gegangen“, berichtet Schonlau und fügt lächelnd hinzu: „Wir haben auf den Sonnenaufgang gewartet. Es ist klar, dass wir die Zeit mit ihm nutzen wollten.“ Der Rückflug am Montag nach Hamburg ging erst um 16 Uhr, den Vormittag verbrachten die Spieler gemeinsam am Strand. „Wir haben mit Mario eine schöne Zeit gehabt.“

Es sei darum gegangen, Vuskovic nach dem Urteil auf andere Gedanken zu bringen, erklärt Schonlau: „Damit er die knapp 24 Stunden, die wir da waren, nicht an das Urteil oder Fußball denken muss. Natürlich gab es zwischendurch auch mal Momente, in denen wir über das Urteil geredet haben. Den Großteil des Tages haben wir aber mit anderen Geschichten gefüllt.“ Deshalb sei die Grundstimmung grundsätzlich positiv gewesen, für Trauer war trotz des Schocks aus der Vorwoche kein Platz. „Das hätte Mario aber auch nicht gewollt, dass wir dahin kommen, ihn alle bemitleiden oder alle im Kreis stehen und weinen“, erläutert Schonlau. „Wir haben einen anderen Weg gefunden.“

Schonlau hofft, dass der gesperrte Vuskovic nicht aufgibt

Und das in Absprache mit Coach Steffen Baumgart, der der Reise sofort zustimmte. „Man musste ihn nicht überzeugen. Er war direkt dabei und hat gesagt, dass das eine geile Idee ist“, erzählt Schonlau. „Es war für ihn keine große Sache, uns das zu gestatten. Denn Mario ist für uns Familie – und bei allem, was unsere Familie betrifft, haben wir alle Freiheiten.“ Die Frage ist nur, ob und wann Vuskovic wieder alle fußballerischen Freiheiten haben wird.

Seine Sperre gilt jetzt bis Ende 2026, Schonlau aber hofft, dass sein Abwehrpartner auch diese Phase durchsteht und irgendwann auf den Rasen zurückkehren wird. „Und ich glaube es auch“, betont der 29-Jährige. „Er trainiert weiter für sich, für ihn gibt es aktuell keine Alternative. Aber es geht total viel darum, seine Unschuld weiterhin zu beweisen. Und ich glaube, auch daran arbeitet er. Das ist schwierig, da bin sicherlich der falsche Ansprechpartner. Aber wenn es Mittel und Wege gibt, wird er die nutzen.“

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Einzig Verfahrensfehler vor dem CAS könnten dafür sorgen, dass der Fall vor dem Schweizer Bundesgericht in die Verlängerung geht. Ob es dazu kommen wird, ist offen. Vorerst prüfen Vuskovic’ Anwälte in aller Ausführlichkeit das Urteil – während die HSV-Bosse ebenfalls entscheiden müssen, wie es weitergeht mit dem noch bis 2025 an den Verein gebundenen Profi. „Wir versuchen, ein bisschen Einblick zu bekommen“, sagt Schonlau und weiß: „Da gibt es schon Sachen, die man nicht auf dem Schirm hat, woran sich der Verein und unsere Vorstände halten müssen.“

Kündigt der HSV den verurteilten Mario Vuskovic?

Aus Haftungsgründen könnte der HSV gezwungen sein, Vuskovic zu kündigen. Schonlau und Co. informieren sich über die vereinsinternen Überlegungen, ohne mit ins juristische Detail zu gehen. Der Abwehrchef verrät aber zugleich: „Vom HSV heißt es, so wurde es uns gegenüber beteuert: Mario wird unterstützt – komme, was wolle.“

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Vuskovic selbst gibt sich weiter kämpferisch. „Er ist überraschend stabil“, sagt Schonlau. „Ich wüsste nicht, wie ich mit 22 darauf reagiert hätte. Man muss sagen, dass es wirklich bemerkenswert ist, wie er und seine Familie damit umgehen. Da ziehe ich meinen Hut vor.“ Diese Eindrücke wurden durch die besondere Reise nach Split nur verstärkt.

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