Marc Schnatterer
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Interview vor dem HSV-Kracher: Schnatterer: „Auch wir können was verlieren“

Mr. Heidenheim ist hungrig. Marc Schnatterer und sein Team wollen dem HSV am Sonntag (15.30 Uhr/Liveticker bei mopo.de) ein Bein stellen und auf der Zielgeraden der Saison am großen Favoriten vorbeiziehen. Der 34-Jährige, seit 2008 im Verein und Kapitän des Klubs, könnte sich im Spätherbst seiner Karriere noch den Traum von der Bundesliga erfüllen. „Es wäre das i-Tüpfelchen“, sagte er der MOPO. Nur seinem Papa müsste er nebenbei wohl ein klein wenig weh tun.

MOPO: Herr Schnatterer, von Ihrem Vater weiß man, dass er bekennender Fan des HSV ist. Wie der Vater, so der Sohn, sagt man ja. Tragen Sie die Raute auch ein wenig im Herzen?

Marc Schnatterer und Aaron Hunt

Im Hinspiel siegten Marc Schnatterer und Heidenheim bei Aaron Hunt (r.) und dem HSV 1:0.

Foto:

imago images/Claus Bergmann

Marc Schnatterer (34): Nein, ich hatte da andere Vorlieben (lacht). Unsere Familie ist diesbezüglich auch breit aufgestellt, wir haben sogar Werder-Fans dabei, dazu Stuttgart und Bayern. Mich hat’s schon immer mehr zu den Münchnern gezogen. Auch, weil Mehmet Scholl früher mein Idol war.

Nun lockt auch für Sie die Bundesliga. Der Eindruck, der sich verfestigt hat: Heidenheim kann am Sonntag eigentlich nur gewinnen, der HSV etwas verlieren. Nehmen Sie das auch so wahr?

Das ist mir etwas zu einfach gedacht. Wir haben uns jetzt in diese Situation gebracht, aufsteigen zu können. Das ist toll und ein positiver Druck. Aber: Auch wir können etwas verlieren. Mit uns hat vielleicht niemand gerechnet. Und dennoch möchtest du so ein Ziel dann ja auch erreichen, wenn es greifbar ist. Dafür bist du ja Sportler. So zu tun, als könnten wir nur etwas gewinnen und rein gar nichts verlieren, wird der Sache nicht gerecht.

Was spricht denn am Sonntag für Heidenheim?

Sicherlich die Tatsache, dass wir ein Heimspiel haben. Aber der HSV ist top besetzt, da kommt einiges auf uns zu. Am Ende wird das Ding im Kopf entschieden. Der, der die Nerven bewahrt, hat die klar besseren Karten.

Im Hinspiel besiegten Sie den HSV im Volkspark mit 1:0 …

… und das hatte eine Signalwirkung für uns. Da hat es begonnen, dass wir wussten: Wir können uns oben festbeißen. Der Glaube daran hat uns dann auch ein Stück weit getragen.

Der HSV hingegen galt in der Vorsaison und auch in dieser Spielzeit als großer Aufstiegsfavorit, hat aber erneut Probleme. Wie lautet Ihre Ferndiagnose?

Im Vorjahr waren sie vielleicht noch überrascht von der Liga. Nun haben sie viele Spieler geholt, die die Liga kennen, dazu einen sehr erfahrenen, sachlichen Trainer. Das passt eigentlich schon. Aber man darf nicht vergessen: Spiele gegen den HSV und Stuttgart sind für viele Klubs einfach die Spiele des Jahres. Und die Zweite Liga ist wirklich eine Überraschungskiste, das ist nicht so daher gesagt. Nun könnten Sie im Kampf mit dem HSV und dem VfB der lachende Dritte sein.

Hand aufs Herz: Heidenheim und die Bundesliga, passt das überhaupt?

Uns ist bewusst, dass bei dieser Vorstellung viele die Nase rümpfen. Wir sind eine kleine Mittel-Stadt mit 48.000 Einwohnern, vielleicht für manche etwas unscheinbar. Aber dieses Gerede wertet die Arbeit, die hier gemacht wird und die Region, etwas ab, das stört mich. Da sollte man etwas mehr Respekt zeigen.

Ein Spieler, der sich bei Ihnen in den Vordergrund gespielt hat, ist Niklas Dorsch. Auch der HSV soll an ihm interessiert sein. Befürchten Sie, dass das seine Leistung am Sonntag beeinflussen kann?

Ich kann natürlich nicht in Niklas hineinschauen, aber für uns als Mannschaft ist das überhaupt kein Thema. Wir werden zusammen versuchen, das Spiel zu gewinnen. Mit Niklas, der uns in den vergangenen beiden Jahren sehr bereichert hat. So, wie ich ihn kenne, wird er Vollgas geben.

Mal angenommen, Sie gewinnen wirklich – wie würden Sie das eigentlich Ihrem Vater erklären?

Da müsste ich mir schon noch was überlegen (lacht). Aber in diesem Fall müsste sein Lieblingsverein wohl mal hintenanstehen. Und das Schöne ist ja: Am Ende kann er so oder so nur gewinnen.

Es wird also keinen Ärger im Hause Schnatterer geben.

Im Gegenteil. Wenn die Saison vorbei ist, fallen ja auch einige Beschränkungen für uns Profis weg. Ich war seit Januar nicht mehr bei meinen Eltern und ganz ehrlich: Ich freue mich wahnsinnig darauf, sie dann endlich mal wieder in den Arm zu nehmen. Das fehlt mir auch mit 34 Jahren noch sehr.

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