• Die Corona-Krise könnte zu einer Unterbrechung der laufenden Bundesliga-Saison führen.
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Kommentar zum DFL-Vorschlag: Liga-Bosse treiben ein mieses Spiel auf Zeit

Köln –

Am Freitag hat das DFL-Präsidium bekannt gegeben, dass es den Klubs der Ersten und Zweiten Liga bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Montag eine Unterbrechung der laufenden Bundesliga-Saison vorschlagen wird. Geplant ist eine Pause vom 17. März bis 2. April. Ein Vorschlag, der keine Lösung sein kann, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Die gute Nachricht vorweg: Die klugen Herren in der DFL-Chefetage nehmen die Gefahr durch das grassierende Coronavirus augenscheinlich ernst. Und so mitreißend und wunderbar der Fußball auch ist – nichts darf über der Gesundheit der Spieler, Klubmitarbeiter und nicht zuletzt den Hunderttausenden von Zuschauern stehen.

Der Vorschlag der DFL muss hinterfragt werden

Nun sind weder Liga-Boss Christian Seifert, noch seine Kollegen im DFL-Präsidium Virologen – so wie die allerwenigsten Fußball-Fans in Deutschland. Der jüngste Vorschlag des Gremiums, der Bundesliga eine nicht einmal zweieinhalbwöchige Pause zu verordnen, darf allerdings auch mit gesundem Menschenverstand hinterfragt werden.

Denn was die Maßnahme bringen soll, bleibt völlig schleierhaft. Tatsächlich ist seit Tagen selbst den optimistischsten Prognosen zu entnehmen, dass die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland in den kommenden Wochen weiter zunehmen wird. Das Ansteckungsrisiko – ob nun lediglich unter den 22 Profis auf dem Rasen oder aber unter Tausenden auf den Rängen – wird also auch Anfang April nicht geringer sein. Im Gegenteil.

Jannes_Horn

Hannovers Jannes Horn, Leih-Profi des 1. FC Köln, ist wie Teamkollege Timo Hübers positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Foto:

imago images / Joachim Sielski

Hier lesen Sie mehr: Bundesliga pausiert wegen Corona – Das sagt die DFL zum weiteren Vorgehen.

Das Aussetzen der Liga für einen Spieltag – am letzten März-Wochenende war ohnehin eine Länderspielpause vorgesehen – ist vielmehr blinder Aktionismus. Und ein mieses Spiel auf Zeit. Denn die DFL will die Fans, Klubs, aber auch die mächtigen Sponsoren und Geldgeber im Hintergrund offenbar in dem Glauben lassen, dass in zwei Wochen ohne Weiteres wieder zum Alltag übergegangen werden kann. Reiner Zufall natürlich, dass der Spielplan am 4. April das deutsche Gipfeltreffen zwischen dem BVB und den Bayern vorsieht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die DFL muss endlich verantwortungsbewusst handeln

Dass an diesem Wochenende in der Liga noch ein Geister-Spieltag durchgeprügelt wird, passt ins herrlich inkonsequente Gesamtbild, das die DFL in der Krise abgibt. „The show must go on“ – dabei sind die ersten Profi-Fußballer bereits positiv getestet und unter Quarantäne.

Die DFL sollte sich endlich trauen, allen Beteiligten reinen Wein einzuschenken – und konsequent zu handeln. Als erste Maßnahme ist eine sofortige und viel längerfristige Unterbrechung des Spielbetriebs schlichtweg alternativlos. Dafür stehen die Vertreter der Erst- und Zweitliga-Klubs beim DFL-Krisengipfel am Montag hoffentlich geschlossen ein. Denn der jetzige Schlingerkurs ist vor allem eines: höchst unverantwortlich.

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