Kommentar zum Prokop-Aus: Richtiger Schritt nach zwei verlorenen Jahren
Köln –
Am Donnerstag hat der Deutsche Handball-Verband Bundestrainer Christian Prokop (41) entlassen. Der Coach, der die deutsche Nationalmannschaft 2017 übernommen hatte, war bei der EM im Januar mit dem DHB-Team Fünfter geworden. Für Prokop übernimmt nun Alfred Gislason (60, hier lesen Sie mehr). 2019 hatte Prokop mit dem DHB-Team Rang vier bei der WM geholt, bei der EM 2018 war Deutschland unter seiner Regie Neunter geworden. Ein Kommentar zur Entlassung.
Nun hat es Christian Prokop doch noch erwischt. Elf Tage nach dem Ende der Europameisterschaft, die die deutschen Handballer als Fünfter abgeschlossen hatten, wurde der Bundestrainer gefeuert. Und das trotz aller vermeintlicher Treuebekenntnisse der Verantwortlichen.
Christian Prokop erfüllte Erwartungen nicht
Natürlich hat der frühere Leipziger Trainer, den man 2017 für eine halbe Million Euro aus seinem Vertrag herausgekauft hatte, zum dritten Mal in Folge die Erwartungen von Handball-Deutschland nicht erfüllt.
Diesmal kann man Prokop, der bei der EM 2018 nur Neunter wurde und vergangenes Jahr bei der WM im eigenen Land eine Medaille verpasste, aber nicht den alleinigen Schwarzen Peter zuschieben. Denn nach den Absagen von acht wichtigen Leistungsträgern und dem Einbau vieler junger Spieler war die EM durchaus ein Erfolg. Nur gegen Europameister Spanien und Vize Kroatien wurde verloren.
Trotzdem ist der Schritt der richtige Weg. Das Team besitzt zweifelsohne enormes Potenzial – dieses allerdings wurde von Prokop zu selten ausgeschöpft. In den vergangenen beiden Jahren stagnierte die Entwicklung der Mannschaft. Prokop selbst war noch in der persönlichen Entwicklungsphase, bei so wenigen Vorbereitungstagen mit der Mannschaft braucht man aber einen erfahrenen und gestandenen Trainer.
Man traute dem Coach wohl nicht mehr zu, die Olympia-Qualifikation (17. bis 19. April in Berlin) gegen Slowenien, Schweden und Algerien zu schaffen. Die ist aber für den Verband richtungsweisend für die Zukunft. Denn Bob Hanning forderte bereits vor der Inthronisierung Prokops eine Medaille bei Olympia in Tokio.
Hier lesen Sie mehr: Zoff um Bundestrainer Christian Prokop – Bob Hanning verspottet ehemaligen Welthandballer.
Interessant wird nun ebenfalls sein, wie der DHB-Vize die Entscheidung hinnimmt. Denn Hanning stärkte Prokop immer wieder den Rücken und war derjenige, der sein Engagement eng mit dem des Bundestrainers verknüpft hatte.
Handball: Hoffnungen ruhen nun auf Alfred Gislason
Alle Hoffnungen liegen nun auf Alfred Gislason. Der Isländer gilt als riesige Respektsperson, als harter Hund und Erfolgsbesessener. Mit Kiel gewann der frühere Gummersbacher zweimal die Champions League, sechsmal die deutsche Meisterschaft und sechsmal den DHB-Pokal.
Wenn so ein Mann auf dem Markt ist, muss man zugreifen. Auch wenn man dafür tief in die klamme Kasse greifen muss: Denn Prokop muss – ebenso wie Gislason – die kommenden beiden Jahre bezahlt werden.