MOPO-Bericht zum Wettskandal: Welche Fragen offen sind – und wie jetzt es weitergeht
Vor zwei Tagen hatte die MOPO von dem Verdacht berichtet, dass 17 deutsche Fußballspiele seit November 2022 vorsätzlich manipuliert worden sein könnten. Der DFB und verschiedene polizeiliche Behörden beschäftigen sich nun mit den Verdachtsfällen, im deutschen Fußball haben die Recherchen der MOPO für großes Aufsehen gesorgt. Trotzdem sind zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch viele Fragen offen – insbesondere, wie es in den kommenden Tagen und Wochen nun weitergeht.
Die MOPO weiß: Nicht nur beim DFB ist der Manipulationsverdacht ein ernstes Thema, sondern auch bei der Polizei. Unter anderem hatte das Landeskriminalamt Hessen nach der MOPO-Veröffentlichung am Freitag offiziell bestätigt, von dem Verdacht zu wissen und sich dabei auf das Bundeskriminalamt (BKA) berufen. Das BKA befasst sich ebenfalls seit einiger Zeit mit dem Thema.
Wettskandal: Polizei berät über mögliche Ermittlungen
Insbesondere muss nun geklärt werden, ob sich die Staatsanwaltschaften der Landeskriminalämter dem Fall annehmen und deutschlandweite Ermittlungen einleiten werden. Immerhin ist Sportwettbetrug in Paragraf 265c des Strafgesetzbuches (StGB) als Straftat definiert und wird in Deutschland mit einer Geldstrafe oder einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren sanktioniert. Die 17 betroffenen Partien werden daher aktuell „kriminalpolizeilich bewertet“, teilte das LKA Hessen beispielsweise am Freitag für sein Bundesland mit. „Eine mögliche staatsanwaltschaftliche Befassung wird aktuell geklärt.“
Im Saarland ist man da schon einen Schritt weiter, die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat die Polizei im Saarland bereits mit Ermittlungen beauftragt. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass auch die Staatsanwaltschaft in Hessen oder in anderen Bundesländern entsprechende Ermittlungen zeitnah einleiten wird. Welche Bundesländer betroffen sind, ist nicht bekannt, nach MOPO-Informationen befinden sich aber Spiele aus der Oberliga Hamburg – die auch auf dem Gebiet des Bundeslands Hamburg stattgefunden haben – unter den verdächtigen Partien. Auf MOPO-Nachfrage hatte sich die Polizei Hamburg am Freitag zunächst nicht zu dem Fall geäußert.
Brisant: Seit dieser Saison hat die Oberliga Hamburg mit dem Unternehmen „Gamesright“ einen Namenssponsor, der sich aktiv für Verbraucher einsetzt, die Geld bei Online-Sportwetten verloren haben. Hannes Beuck, einer der Gründer des Unternehmens, hält die von der MOPO beschriebenen Verdachtsvorgänge für sehr plausibel. Die Verflechtung von Sport und Wetten sei ein grundsätzliches Problem und das Potenzial für eine Manipulation im Amateurfußball besonders hoch, weil die Bezahlung von Schiedsrichtern und Spielern sehr gering sei, sagte Beuck der Deutschen Presse-Agentur.
Unklar ist, welche Spiele vom Wettskandal betroffen sind
Offen ist auch die Frage nach den betroffenen Partien. Die MOPO weiß, dass insgesamt 17 Pflichtspiele aus der 3. Liga, zwei verschiedenen Regionalligen und diversen Oberligen unter Manipulationsverdacht stehen – und dass sich darunter Partien, mehr als eine, aus der Oberliga Hamburg befinden. Die genauen Ansetzungen sind zum Schutz der Ermittlungen bislang aber nicht bekannt. Angeblich betroffene Spiele, die seit der Veröffentlichung am Freitag von verschiedenen Medien vermutet werden, sind lediglich Spekulationen.
Inzwischen haben sich erste Vereine, insbesondere aus der 3. Liga, konkret zu dem Verdacht geäußert. Mehrere Klubs bestätigten gegenüber der MOPO, dass man vom DFB über einen entsprechenden Verdacht informiert wurde und sich damit beschäftige. Die MOPO weiß außerdem, dass sich die Hamburger Oberligisten ebenfalls intern mit dem Thema befassen und alarmiert sind – so konnte etwa Altona 93 am Samstag einen Datenscout im Stadion ausfindig machen und einen Verweis aussprechen. Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbands (HFV), erklärte am Freitag, man gehe den vorliegenden Fällen „gemeinsam mit dem DFB nach. Sollte sich dahingehend etwas bewahrheiten, werden wir dagegen vorgehen.“
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Die MOPO hatte an diesem Freitag öffentlich gemacht, dass nach unseren Informationen 17 deutsche Fußballspiele seit November 2022 unter Manipulationsverdacht stehen. Chatverläufe aus einem die Anonymität wahrenden Messenger-Dienst belegen entsprechende Indizien, dass die Spiele verschoben und deren Spielergebnisse vorab über das Darknet verkauft worden sein sollen. Damit könnten möglicherweise hohe Gewinne bei Sportwetten erzielt worden sein.