Jubelpose: Der Hamburger Boxer Ammar Abduljabar freut sich über seine Olympia-Qualifikation.
  • Jubelpose: Der Hamburger Boxer Ammar Abduljabar freut sich über seine Olympia-Qualifikation.
  • Foto: WITTERS

Vom Imbisswagen zu Olympia! Der irre Coup des Hamburger Boxers Ammar Abduljabar

Sein riesiges Kämpferherz hat das Unmögliche möglich gemacht. Mit seiner Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio hat der Hamburger Boxer Ammar Abduljabar für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Nach seinem emotionalen Coup in Paris belohnte sich der Schwergewichtler mit einem üppigen und süßen Frühstück am Eiffelturm. Sein Erfolgshunger ist noch lange nicht gestillt.

Die Rückkehr in seine Heimatstadt geriet zu einem unerwarteten Triumphzug, klein, aber fein. Kurz nach der Landung am Flughafen am Dienstagabend wurde der Faustkämpfer von seiner Trainingsgruppe und Freunden empfangen. Schon wieder eine Überraschung – und der nächste emotionale Moment für den 25-Jährigen. Ein weiterer folgte beim Besuch seiner Eltern und Geschwister auf der Veddel. Überwältigend.

„Ich kann das alles noch nicht richtig glauben“, sagt Abduljabar, der vor seinem Abflug aus der französischen Hauptstadt mit der MOPO gesprochen hatte – nach einem großen Frühstück mit mehreren Croissants und viel Schokocrème sowie einer Sightseeing-Tour mit seinem aus Hamburg angereisten Heim-Trainer Christian Morales.

Hamburger Boxer Ammar Abduljabar löst sensationell Ticket für Olympia in Tokio

Der Moment im Ring, als er zum Sieger und damit Gewinner eines Olympia-Startplatzes ausgerufen worden war, sei unwirklich gewesen, berichtet Abduljabar. „Ich dachte, ich wäre im Traum. Ich dachte wirklich: Jetzt wachst du gleich auf und alles ist nur ein Traum.“ Bis zu diesem Moment war es ein Traum gewesen. Der Traum von Olympia, für den er seit 2017 verbissen gekämpft hat, trotz einiger Rückschläge, stets in der Rolle des Underdogs. Jetzt ist Olympia Realität.

Der gebürtige Iraker, der 2010 als Flüchtling nach Hamburg gekommen war, ist einer von nur zwei deutschen Boxern, die sich für Tokio qualifiziert haben. Gegen einige Widerstände und entgegen vieler Prognosen. Ein hochemotionaler Erfolg. „Nach dem Kampf habe ich in der Kabine total geheult, bestimmt eine halbe Stunde lang“, erzählt Abduljabar.

Ammar Abduljabar: Vom Irak-Flüchtling zum Olympia-Boxer

Trainer Morales ist „unglaublich stolz“ auf seinen Schützling, der bis vor zwei Jahren noch mit einem eigenen Imbisswagen über Hamburger Wochenmärkte zog, um Geld zu verdienen. „Ammar hat extrem hart für seinen Traum gearbeitet, ist brutal zu sich selbst. Er war nie das größte Talent, aber der größte Kämpfer.“ Sein Boxer sei „lange belächelt worden. Viele haben gesagt, Ammar ist nicht gut genug und wird es nie zu Olympia schaffen“. Abduljabar verspürt neben Freude und Stolz auch Genugtuung: „Ich habe es allen gezeigt.“

Erstaunlich: Sein Weg nach Tokio gelang ohne große Fördergelder. Hamburg zählt nicht zu den sechs Bundesstützpunkten des Deutschen Boxsport Verbandes (DBV). „Wir haben das alles ohne öffentliche Mittel geschafft“, sagt Morales, der eine gemischte Trainingsgruppe aus Amateuren und Profis aufgebaut hat und leitet, zu der auch die deutsche Profi-Schwergewichts-Hoffnung Peter Kadiru gehört, mit dem Abduljabar regelmäßig Sparring macht. Ein Konzept, das mit Skepsis beäugt wird, von dem Abduljabar aber jetzt profitiert.

Olympia-Ziel: Abduljabar will in Tokio um Gold kämpfen

Es ist ein Erfolg, auf dem sich Abduljabar nicht ausruht. „Ich würde am liebsten sofort wieder ins Gym!“ Trainer Morales muss ihn bremsen. Sein Schützling braucht ein paar Tage Regeneration. Dann beginnt die Operation Olympia. Abduljabar hat einen neuen Traum. „Dabei sein ist nicht alles. Ich bin Boxer und kämpfe, um zu gewinnen. Ich will Gold!“ Er weiß, dass das sehr ambitioniert ist. Aber wenn sich jemand damit auskennt, Unmögliches möglich zu machen, dann Ammar Abduljabar.

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