„Mit Ellenbogen- oder Fußkontakt“: Nur so darf in der Bundesliga noch gejubelt werden
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Es ist Ende Juni, der 34. Spieltag in der Fußball-Bundesliga läuft. Und irgendwo in der Republik, vielleicht in Wolfsburg, wo die Bayern zu Gast sind, oder in Dortmund, da schießt einer das entscheidende Tor. Zur Meisterschaft. Gejubelt werden darf dann laut eines Medienberichtes nur mit „kurzem Ellenbogen- oder Fußkontakt“.
Diese Vorgabe zitiert die „Bild“ aus einem internen Papier der Deutschen Fußball-Liga (DFL). „Covid-19 Organisations-Rundschreiben Sonderspielbetrieb“ wird dieses Schriftstück betitelt. Festgehalten sind dort Regeln für den ausstehenden Spielbetrieb im deutschen Profi-Fußball.
Laut des „Bild“-Berichtes sollen auch die Einwechslungen ohne das übliche Abklatschen erfolgen, Rudelbildungen und – einige haben es sich womöglich schon lange gewünscht – Spucken vermieden werden. Das Einlaufen der Mannschaften soll zeitversetzt stattfinden, schreibt die Zeitung. Bei den Spielen gebe es keine Einlaufkinder, keine Maskottchen, kein Handshake bei der Platzwahl und keine Team-Fotos.
DFL-Boss Seifert: „Corona-Torjubel üben“
Bereits am Freitag hatte DFL-Boss Christian Seifert in der „Bild“ über die künftig etwas anderen Feierlichkeiten nach Treffern gesprochen. „Ich hoffe, dass die Spieler an alles denken und schon den Corona-Torjubel üben – selbstverständlich mit Abstand, wenn es irgendwie geht, weil auf den Körperkontakt könnte man dann ja tatsächlich verzichten“, sagte er scherzend.
Im Ernst fügte er hinzu: „Das werden die Spieler dann auf dem Platz entscheiden. Wir werden sehen, welche Formen des Jubelns wir dann sehen werden. Ich glaube, jeder Fan freut sich, wenn überhaupt wieder gejubelt wird. Denn das heißt, es ist ein Tor gefallen, und das heißt, wir spielen wieder.“
Internes DFL-Papier: Maskenpflicht für Ersatzspieler
Aus dem betreffenden internen DFL-Papier gehen weitere Vorgaben hervor. Demnach müssten alle Personen auf der Ersatzbank eine Maske tragen müssen; nur jeder zweite oder dritte Platz solle besetzt werden. „Der Trainer darf den Nasen-Mund-Schutz zum Rufen von Anweisungen abnehmen, sofern er einen Mindestabstand von 1,50 Meter von allen anderen Personen einhält“, wird festgelegt.
Kohfeldt: „Versuchen, Körperkontakt zu vermeiden“
Florian Kohfeldt, Chefcoach von Werder Bremen, äußerte sich auf der Vereins-Website dazu. „Ich trage bei jeder Besprechung eine Maske“, sagte der 37-Jährige. Auf körperliche Nähe wie Umarmungen, das Abklatschen nach einer Übung oder den aufmunternden Klaps auf die Schultern muss Kohfeldt in der Vorbereitung verzichten, auch wenn es ihm schwer fällt. „Ich werde versuchen, unnötigen Körperkontakt zu vermeiden – auf dem Platz und neben dem Platz sowieso“, sagte der Trainer: „Körperliche Nähe ist im Normalfall durchaus ein Teil meines Coachings.“
Bei Werder dürfe außerdem, wie Kohfeldt erklärte, auch beim Training kein Spieler die Kabine betreten, bevor nicht Fieber gemessen worden sei. Auch dieser Aspekt wird in dem DFL-Papier thematisiert. Der Aufenthalt in den Kabinen sei „auf ein notwendiges Minimum zu beschränken“ – das seien „30 bis 40 Minuten“ für einen einzelnen Spieler.
Ex-HSV-Profi Bertram: „Wir sind nur Marionetten“
Derweil regt sich weitere Kritik an der Saison-Fortsetzung, die nun auch für die 3. Liga sicher scheint. Laut ARD-Sportschau geht es dort vom 26. Mai an weiter. Sören Bertram, früherer HSV-Profi (drei Einsätze) und inzwischen in Diensten des 1. FC Magdeburg, sagte der „Magdeburger Volksstimme“, er habe Angst davor, sich bei einem Spiel anzustecken. „Die Gefahr ist bei vielen Zweikämpfen gegeben“, sagte der 28-Jährige und fügte an: „Wir sind alle im Kopf nicht frei, weil wir nach einer Infektion für den Rest unseres Lebens Lungenprobleme haben könnten. Der DFB will unbedingt, dass es weitergeht. Die Spieler werden zu diesem Thema aber überhaupt nicht einbezogen. Wir sind nur Marionetten“, kritisierte der ehemalige Junioren-Nationalspieler.
Bertram befürwortet daher genau wie sein Klub einen Abbruch der Saison. Zudem sei auch die Verletzungsgefahr für die Spieler enorm hoch. „Wir haben acht Wochen nicht richtig trainiert, sollen dann aber innerhalb von fünf Wochen elf Saisonspiele und möglicherweise zwei Landespokalspiele absolvieren. Bei einer solchen Belastung sind Verletzungen vorprogrammiert“, sagte er.
(dpa/sid/ max)