MOPO-Kommentar: Warum die Probleme des HSV die des FC St. Pauli offenlegen
Als Gonzalo Castro die Murmel über die Linie bugsiert hatte am Donnerstagabend, werden sich viele, die es mit dem FC St. Pauli halten, zünftig auf die Schenkel geklopft und vor Lachen nicht in den Schlaf gefunden haben. Die Anzeichen, dem ungeliebten Nachbarn durch die beiden Derby-Siege den Aufstieg versaut zu haben, mehren sich.
Für die Fan-Seele mag das ein hohes Maß an Genugtuung bedeuten, aus sportlicher Warte bleibt hingegen festzustellen: Einmal mehr ist der Kiezklub nicht zur Stelle, wenn die vermeintlich große Konkurrenz schwächelt.
Konkurrenz schwächelt, FC St. Pauli ist aber nicht da
Dabei wäre es abermals kein Hexenwerk gewesen, die angeblich so übermächtigen Granden der Liga, die am Ende erneut doch so menschlich und schlagbar sind, zumindest zu kitzeln. Dass eine Mannschaft wie die von Arminia Bielefeld vorne einsam ihre Kreise zieht, hat natürlich auch Aussagekraft.
Und die 42 Punkte, die der SV Darmstadt 98 nach 28 Partien sein eigen nennt, sind nicht mehr als guter Durchschnitt, reichen aber trotzdem zu Platz fünf mit nur vier Zählern Rückstand auf den HSV.
Ein Saison-Endspurt mit leiser Aufstiegshoffnung, aber ohne jeden Druck – eine Ambition, die bei St. Pauli eigentlich inzwischen in den Grundfesten verankert sein müsste.
St. Pauli stagniert auf allen sportlich relevanten Ebenen
Stattdessen krebsen die Braun-Weißen an der Schwelle zur Abstiegszone herum, mit satten acht Punkten Distanz auf Darmstadt und hinter Klubs wie Jahn Regensburg, Greuther Fürth, Erzgebirge Aue oder Holstein Kiel.
Von einer Vorwärtsentwicklung ist weder tabellarisch noch fußballerisch etwas erkennbar, auch personelle Konstanz auf dem Spielfeld sucht man vergebens. Und der Blick in die Zukunft lässt den Betrachter angesichts zehn drohender Abgänge mit reichlich Fragezeichen zurück.
FC St. Pauli gibt keine Bewerbung für höhere Aufgaben ab
Mag sein, dass es auch in der kommenden Saison Derbys geben wird. Und dass, wenn dem denn so sein wird, Braun-Weiß großen Anteil daran hat. Aber unterm Strich wäre die aktuelle Serie, sollte sie denn tatsächlich zu Ende gespielt werden, vor allem auch die x-te vertane Chance des FC St. Pauli, sich für höhere Aufgaben zu bewerben.