Kritiker Verstappen siegt im Elvis-Kostüm und schreit: „Viva Las Vegas!“
Chefkritiker Max Verstappen gewinnt das spannendste Rennen des Jahres in Las Vegas und wird selbst zum Showman. Die Formel 1 nimmt aus der US-Wüste auch einen Rechtsstreit mit.
Am Ende einer atemlosen Jagd über den Strip schmetterte Verstappen „Viva Las Vegas“ in seinen Helm, lachte völlig aufgekratzt und kletterte dann in seinem Elvis-Kostüm aus dem Red Bull. Der große Kritiker dieser neuen Formel-1-Show in der Spieler-Metropole war nach dem Rennen doch ein Fan – im spannendsten Grand Prix des Jahres feierte der Weltmeister einen großen Sieg – mit dem er nebenbei Sebastian Vettel einholte.
Verstappen mit Elvis-Anzug
„Ich hoffe, die Fans hatten Spaß, wir Fahrer auf jeden Fall. Ich freue mich schon aufs nächste Jahr“, sagte Verstappen, der zur Feier dieses Events einen weißen Renn-Anzug im Elvis-Look trug. Charles Leclerc im Ferrari und Verstappens Teamkollege Sergio Perez hatten auf den Plätzen zwei und drei das Nachsehen, auch Leclerc schwärmte allerdings. „Was für ein Rennen“, sagte der Monegasse: „Ich habe das so sehr genossen, so viele Zweikämpfe. Wir sollten mehr Rennen haben, in denen so ein Racing möglich ist.“
Verstappen zog mit Vettel gleich
Verstappen hatte in den Tagen vor dem Grand Prix mehrfach sein Missfallen über das Drumherum und auch über das Layout der Strecke geäußert. „Das war richtig guter Rennsport“, räumte er nach seinem Sieg ein. Auf dem Stadtkurs gab es zahllose, wilde Positionswechsel im gesamten Feld, Manöver bei Tempo 350, Verstappen schien bereits geschlagen – und feierte am Ende doch einen großen Erfolg: Durch seinen 53. Grand-Prix-Sieg zog er mit Vettel gleich, in der ewigen Bestenliste liegen nur noch Lewis Hamilton (103) und Michael Schumacher (91) vor ihm. Nico Hülkenberg schied indes kurz vor Schluss aus, in seinem Haas hatte er ohnehin außerhalb der Punkteränge gelegen.
Las Vegas Grand Prix hat Klage am Hals
Für die Formel 1 war es der starke Abschluss eines merkwürdigen Wochenendes, aus dem die Rennserie den erhofften Werbe-Effekt mitnehmen dürfte – allerdings auch eine Klage. Nach dem Fan-Fiasko zum Auftakt strengt eine Kanzlei in Nevada eine Sammelklage an, sie will 35.000 Fans vertreten, die am Donnerstag für ihre teuren Tickets keine Trainings-Sessions zu sehen bekamen: Eine Kanalabdeckung hatte sich gelöst, den Ferrari von Carlos Sainz zerstört und dafür gesorgt, dass erst um 2.30 Uhr in der Nacht wieder gefahren wurde. Die Fans hatte man bis dahin allerdings schon nach Hause geschickt, um den Streckenmitarbeitern einen pünktlichen Feierabend zu ermöglichen.
Leclerc holt sich im Qualifying die Pole Position
Beim Rennstart gab Leclerc seinen Vorteil der Pole Position ab, auf der Innenbahn war Verstappen schon vor der ersten Kurve auf gleicher Höhe – drängte den Ferrari dann aber weit raus. Verstappen lag nun vorn, die Szene würde aber ein Nachspiel haben. „Das ist ein Witz, wenn er die Position nicht zurückgibt“, funkte Leclerc an sein Team. Die Stewards sprachen einige Umläufe später eine 5-Sekunden-Strafe aus, Verstappen reagierte entspannt: „Ist in Ordnung. Schickt ihnen Grüße von mir.“
In diesem Moment wirkte es, als könne der Weltmeister die fünf Sekunden auf der Strecke herausfahren. Bald klagte er aber über Reifenprobleme, Leclerc kam näher – und ging nach 16 von 50 Runden vorbei, auf der 1,8 km langen Vollgas-Passage auf dem Strip nutzte er den Windschatten. Gleich anschließend holte Verstappen neue Reifen und verbüßte dabei die Strafe.
Nach 22 Runden ging auch Leclerc an die Box, weiter hinten musste nun Verstappen durch das Feld – und blieb dabei nicht unbeschadet: Bei einem Manöver gegen George Russell kam es zur Kollision. Fahrzeug-Teile flogen ab, Verstappen konnte aber weiterfahren. Und war schnell genug, um wieder aufzuschließen.
Das könnte Sie auch interessieren: Zehn Jahre nach dem Skiunfall: Große Doku über Michael Schumacher
In den letzten Runden zog er tatsächlich noch an Leclerc vorbei, der nun seinerseits nicht mehr alles aus den Reifen herausholen konnte. Am Ende sorgte vor allem das Duell zwischen dem Ferrari-Piloten und Perez um Rang zwei für Spannung – in der letzten Kurve holte sich Leclerc den Platz vom Mexikaner zurück. (ms/sid)