„Ich hoffe, ich bin da krank“: Piloten haben keinen Bock auf neue Formel-1-Show
Die gute Nachricht vorab, Max Verstappen wirkt kerngesund. In der vergangenen Woche erschien der Weltmeister zur Sitzprobe bei Red Bull, und am Dienstagabend wird er dann wie all die anderen Fahrer auf einer lauten, bunten Bühne in London stehen – erstmals in ihrer Geschichte eröffnet die Formel 1 ihre Saison mit einer gemeinsamen Show. Für Puristen im Motorsport ist das ein weiteres Beispiel dafür, was falsch läuft in der größten Rennserie der Welt.
„Ich hoffe, ich bin in der Woche krank“, so hatte Verstappen im vergangenen Jahr reagiert, als er erstmals von dieser Eröffnungsfeier erfuhr. Der Niederländer ist ja so etwas wie der Gralshüter der Tradition in der Formel 1, und er hatte einigen Spaß daran, öffentlich seine Unlust mitzuteilen.
Liberty Media hat Formel 1 übernommen
Als wenig später auch noch der zweite Hauptdarsteller der Saison 2024 einstimmte, war die Lage der modernen Formel 1 treffend beschrieben. „Es ist mein Job, wenn ich da sein soll, werde ich wohl da sein“, sagte McLaren-Pilot Lando Norris: „Aber vielleicht schaue ich mal, wo Max Urlaub macht. Vielleicht fahren wir ja zusammen und sind dann beide krank.“
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Auch Norris wird am Dienstag in London dabei sein, es ging auch ihm eher um grundsätzliche Kritik. Seit das amerikanische Unternehmen Liberty Media die Formel 1 im Jahr 2017 übernommen hat, ist viel passiert mit der Rennserie, und das meiste diente dem Ziel, ein breiteres Publikum anzusprechen. Die Einführung von kurzen Sprintrennen für einen zeitgemäßeren Sportkonsum, dynamischere Kamerapositionen, insgesamt mehr Stadtkurse für mehr Spektakel. Dazu ließ Liberty eine ziemlich erfolgreiche Netflix-Doku produzieren und gab Bewegtbilder der Formel 1 für Social Media frei.
Lando Norris und Max Verstappen kritisieren Eröffnung
All das hat messbaren Erfolg, der den Machern recht gibt. Die Königsklasse boomt geradezu, erreicht jüngere und weiblichere Zielgruppen als in den vergangenen Jahrzehnten und scheint vor allem in den USA endlich angekommen. Die Show in London (Dienstag, 21.00 Uhr MEZ/Sky und Youtube) ist nun ein logischer nächster Schritt. 15.000 Fans werden in der O2 Arena dabei sein, gefeiert wird nebenbei das 75. Jubiläum des Sports, und sogar Take That sollen im Laufe des Abends auf der Bühne stehen.
Viele, die die Formel 1 für puren Motorsport und technologische Höchstleistungen lieben, sehen die Rennserie in dieser Hinsicht allerdings auf einem Irrweg. „Ich mag solche Dinge nicht“, sagte etwa Vizeweltmeister Norris, „ich wäre lieber zu Hause und würde mich auf die Saison vorbereiten.“ Verstappen kritisierte bereits die Premiere der Formel 1 auf dem Strip in Las Vegas als „99 Prozent Show und 1 Prozent Sport“.
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Die Puristen bekommen am Dienstag übrigens auch gar nicht viel Erhellendes zu sehen. Auf der Bühne werden Showcars mit den Lackierungen für 2025 stehen. Die Autos, die am 16. März in Melbourne in die neue Saison starten, werden noch nicht enthüllt. (aw/sid)
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