So reagiert die Schumacher-Familie auf die milden Urteile für die Erpresser
Seit Dezember wurde in Wuppertal über die versuchte Erpressung der Familie Schumacher verhandelt. Seit Mittwoch stehen die Urteile – es dürfte aber weiter gestritten werden.
Der Prozess um die Erpressung der Familie von Michael Schumacher ist am Mittwoch mit relativ milden Urteilen zu Ende gegangen. Drei Jahre Haft verhängte das Amtsgericht Wuppertal gegen den Haupttäter, dessen Sohn bekam sechs Monate auf Bewährung – und auch die zweijährige Freiheitsstrafe für den früheren Sicherheits-Mitarbeiter im Hause Schumacher wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Anwalt der Schumacher-Familie: Berufung wahrscheinlich
Um diese Entscheidung allerdings dürfte noch gestritten werden, das kündigte Thilo Damm am Abend an. Eine Berufung habe eine „sehr hohe Wahrscheinlichkeit“, sagte der Rechtsanwalt der Schumacher-Familie, die in Wuppertal als Nebenklägerin auftrat. Insbesondere die Entscheidung, dass der einstige Angestellte „nur der Beihilfe schuldig ist und nicht der Mittäterschaft“, teile man „gar nicht. Wir werden uns jetzt ganz in Ruhe anschauen, wie wir damit umgehen. Sie können aber davon ausgehen, dass wir alle Rechtsmittel ausschöpfen“.
Der Haupttäter aus Wuppertal, wie sein Sohn vorbestraft und zum Zeitpunkt der Tat bereits unter laufender Bewährung, hatte versucht, 15 Millionen Euro von der Familie des Formel-1-Rekordweltmeisters zu erpressen. Druckmittel war umfangreiches privates Bild- und Videomaterial, welches, so die Drohung, im Darknet veröffentlicht werden könne.
Haupttäter entschuldigt sich: „Ich schäme mich sehr“
Der Vater hatte die erpresserischen Anrufe getätigt, sein Sohn ihm bei der Einrichtung einer nicht zurückverfolgbaren E-Mail-Adresse geholfen. Beide waren geständig, sie entschuldigten sich auch am fünften und letzten Verhandlungstag für die Tat.
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„Es tut mir leid, ich schäme mich sehr“, sagte der 53-Jährige, „es ist eine sehr widerliche Sache, und ich werde dafür gerade stehen.“ Ihm wurde versuchte Erpressung in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt, seinem Sohn die Beihilfe.
Ex-Schumacher-Angestellter schweigt vor Gericht
Der ehemalige Angestellte aus Wülfrath dagegen ließ seit Prozessbeginn im Dezember seinen Anwalt sprechen und schwieg auch am Mittwoch. Sein Verteidiger beharrte darauf, dass eine Tatbeteiligung nicht nachgewiesen sei und plädierte auf Freispruch.
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Die Staatsanwaltschaft legte dem Mann, einst „Mädchen für alles“ auf dem Schweizer Anwesen der Schumachers, Beihilfe zum Erpressungsversuch sowie eine Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs Schumachers zur Last. Er habe schwerwiegende kriminelle Energie offenbart, die Forderung der Staatsanwaltschaft lautete ein Jahr auf Bewährung. Ein „günstiger Tarif“, wie die Nebenklage feststellte.
Familie Schumacher zeigte sich als nicht erpressbar
Diese sieht in dem Mann den „wahrscheinlichen Hintermann dieser Sache“, einen „Geschäftspartner“, der am Erlös beteiligt werden sollte. Dies gehe auch aus den Aussagen des Hauptangeklagten hervor. Zudem solle die Tatsache, dass es sich nur um versuchte Erpressung handelt, nicht strafmildernd wirken: Grund hierfür sei einzig die nicht vorhandene Erpressbarkeit der Familie Schumacher gewesen.
Die Nebenklage forderte daher eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und damit das Höchstmaß, welches das Amtsgericht verhängen kann. Der Wülfrather habe die Dateien entwendet und damit die Tat erst ermöglicht. Auch Richterin Birgit Neubert sprach in der Urteilsverkündung von einem „enormen Beihilfe-Beitrag“, der Ex-Mitarbeiter habe zudem „ein Vertrauensverhältnis ausgenutzt“.
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Michael Schumacher hatte bei einem Skiunfall im Jahr 2013 schwere Kopfverletzungen erlitten. Er ist seither nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten, die Familie schützt seine Privatsphäre und macht zu seinem Gesundheitszustand keine Angaben. Die Angeklagten hatten diese Situation zu nutzen versucht. (sid/mp)
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