Felipe Massa auf dem Podium in Brasilien
  • Felipe Massa gewann 2008 sein Heimrennen, der WM-Titel blieb ihm jedoch verwehrt. Am Ende fehlte ihm nur ein Punkt.
  • Foto: IMAGO / Crash Media/Peter J Fox

15 Jahre nach „Crashgate“ in Singapur: Massa kämpft um „Gerechtigkeit“

Der Tatort existiert nicht mehr. 15 Jahre nach dem großen Skandal nehmen die Formel-1-Boliden in Singapur einen anderen Weg – keine Kurve mehr in Richtung Marina Bay, stattdessen mit Vollgas weiter geradeaus auf der Raffles Avenue, unter gleißend hellem Flutlicht. Ein paar Meter weiter ist es jetzt dunkel. Da, wo im September 2008 vor den Augen der Welt eine „Verschwörung“ ihren Lauf nahm.

Felipe Massa möchte jetzt gerne darüber reden, mehr noch: Er möchte „Gerechtigkeit“. Vor dem Großen Preis von Singapur am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/Sky) ist daher die Premiere dieses Nachtrennens wieder in aller Munde. 2008 rauschte ein gewisser Nelson Piquet jr. mit seinem Renault in die Mauer, das Safety Car rückte aus, in den folgenden Wirren fiel Massa im Ferrari vom ersten Platz weit zurück – und verpasste am Ende der Saison den WM-Titel um nur einen Punkt. Lewis Hamilton wurde stattdessen zum ersten Mal Weltmeister.

Crashgate: Ein Jahr später packte Piguet jr. aus

So weit, so unglücklich, könnte man meinen, zwölf Monate später allerdings packte Piquet jr. aus, und „Crashgate“ war geboren: Ein „Vorschlag“ sei ihm kurz vor Rennbeginn „unterbreitet“ worden, vom ja durchaus respekteinflößenden Teamchef Flavio Briatore. Ein absichtlicher Unfall könne seinem Teamkollegen Fernando Alonso zum Sieg verhelfen. So kam es dann auch, Renaults Plan ging auf – Massas Unglück und die Auswirkungen waren dabei eher ein Begleitschaden.

Dem Brasilianer blieb die Krönung seiner Karriere wegen dieses Zwischenfalls verwehrt, er fand sich irgendwann weitgehend damit ab. Das änderte sich allerdings vor wenigen Monaten. Im Frühjahr 2023 nämlich hatte Bernie Ecclestone mal wieder Lust, für ein wenig Aufregung zu sorgen.

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Der damalige Formel-1-Boss und auch die FIA hätten recht bald schon von dem Betrug erfahren, aber nichts unternommen, sagte der 92-Jährige im März bei „F1-Insider“: „Wir wollten den Sport schützen und vor einem Riesenskandal bewahren.“ Eigentlich aber „hätten wir das Rennen in Singapur unter diesen Bedingungen annullieren müssen. Für die WM-Wertung hätte es nie stattgefunden, dann wäre Felipe Massa Weltmeister geworden.“

FIA hätte früher reagieren können

Wichtig an diesen Einlassungen Ecclestones ist vor allem ein Detail: An der Wertung der Saison war laut Statuten damals nicht mehr zu rütteln, nachdem im Winter die Preisverleihung der FIA stattgefunden hatte. Piquets Geständnis im folgenden Jahr kam damit zu spät, auch deshalb ließ Massa es auf sich beruhen.
Ecclestone behauptet nun aber, bereits im Laufe der Saison 2008 von all dem erfahren zu haben, die Führung hätte also vor Jahresabschluss reagieren können.

Aus Sicht von Massa ändert das alles. Der 42-Jährige will die Saisonwertung anfechten, seine Anwälte fordern von FIA und Formel 1 bis Mitte Oktober eine Stellungnahme. Auch Vertreter des damaligen Renault-Teams wurden kontaktiert.

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Als verhinderter Weltmeister verlor Massa auch die Chance auf Millionen-Einnahmen, bei all dem gehe es aber nicht um eine finanzielle Entschädigung, beteuert er. „Aus Gründen der Gerechtigkeit“ werde er aktiv. Ecclestone sieht das anders. „Es geht dem Massa-Clan nur ums Geld“, sagte er dem „Blick“, „aber die Chancen dafür sind gleich null.“

Mercedes-Teamchef Toto Wolff verfolgt Massas Bemühungen um eine mögliche Anfechtung derweil mit Interesse – auch vor dem Hintergrund des hochumstrittenen WM-Finales vor knapp zwei Jahren. „Das hat niemand kommen sehen. Die Regeln in der Formel 1 sind ziemlich klar. Aber wenn es zu einem Zivilprozess käme, würde das sicherlich einen Präzedenzfall schaffen“, sagte Wolff am Freitag bei einer Pressekonferenz zum Großen Preis von Singapur: „Wir beobachten es mit Neugierde von der Seitenlinie.“ (sid/dpa/lsc)

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