Nach 0:2 in Düsseldorf: Diese Lehren muss St. Pauli aus der Lehrstunde ziehen
Abputzen, weitermachen. So lautet die Devise beim FC St. Pauli nach dem 0:2 bei Fortuna Düsseldorf, mit dem die Gastgeber den Kiezkickern den inoffiziellen Titel als „Mannschaft der Stunde“ wegschnappten. Für die Braun-Weißen bedeuteten die 90 Minuten nicht nur das Ende ihrer Siegesserie, sondern auch eine Lehrstunde in Sachen Härte, Schnörkelosigkeit und Kaltschnäuzigkeit. Vielleicht kommt sie zur rechten Zeit.
Mit dem Niveau steigen Herausforderung und Anforderung und wächst auch der Widerstand. Das bekamen die Kiezkicker zu spüren. Nach vier teilweise furiosen Siegen gegen Osnabrück (2:1), Braunschweig (2:0), Aue (3:1) und Würzburg (4:0) war Düsseldorf ein anderes Kaliber.
St. Paulis Reifeprüfung ging daneben
Das Duell mit der ebenfalls formstarken Fortuna hatte durchaus den Charakter einer Reifeprüfung für die beste Rückrunden-Mannschaft. Die Prüfung geriet phasenweise zur besagten Lehrstunde. Ein Dämpfer – und bei allen verfrühten Aufstiegs-Spekulationen eine realistische Einordnung, wo St. Pauli steht.
„Je höher man kommt, desto intensiver wird es – nicht nur, was das Fußballerische angeht, sondern auch das Zweikampfverhalten“, betonte Trainer Timo Schultz. Die Gastgeber agierten körperbetont, aggressiv und auch giftig, was den Gästen gar nicht schmeckte.
Bornemann: Düsseldorf hat St. Pauli den Spaß am Spiel genommen
„Den Düsseldorfern ist es gelungen, mit ihrer Wucht und ihrer sehr physischen und eher destruktiven Spielweise uns den Spaß am Spiel zu nehmen“, befand Sportchef Andreas Bornemann am Tag danach im Gespräch mit der MOPO. „Wir hatten nicht die nötige Intensität, die es gegen einen solchen robusten, abgeklärten und brutal effektiven Gegner braucht.“
Die Kiezkicker waren nicht resistent genug, das galt auch mental. Einzelne Spieler, wie die technisch versierten, spielfreudigen Offensivkräfte Omar Marmoush, Daniel-Kofi Kyereh oder auch Mittelfeldmann Finn Ole Becker, ließen sich zu sehr beeindrucken von der Härte und von Nickligkeiten und Provokationen aus dem Konzept bringen.
St. Pauli wollte erfolgreich spielen, Düsseldorf wollte gewinnen. Mit allen Mitteln.
St. Paulis Trainer Schultz erklärt, warum Düsseldorf gewann
Kernig hatte Trainer Schultz nach der Partie formuliert: „Düsseldorf hat klaren, einfachen Männerfußball gespielt.“ Auch wenn das einige Fans in den falschen Hals bekamen und Respektlosigkeit gegenüber Frauen witterten (und das auch twitterten), so zielte die Schultz’sche Aussage auf etwas anderes ab: den Gegensatz zwischen Männer- und Jugendfußball.
Auch der Spielverlauf hatte einen Effekt. In den Spielen zuvor lief es wie am Schnürchen für die Kiezkicker, die in drei Partien hintereinander sehr früh in Führung gegangen waren. In Düsseldorf aber gerieten sie in Rückstand – zum 16. Mal in dieser Saison. Zum 16. Mal gelang danach kein Sieg.
St. Pauli fehlte Ruhe und Cleverness
„Wir haben nach dem ersten Tor den Faden verloren“, so Bornemann. Schultz monierte die einsetzende Hektik im eigenen Spiel, die zu falschen Entscheidungen und Fehlern führte. „Wir wollten zu schnell zu viel.“ Es fehlten Ruhe, Coolness, Abgeklärtheit.
Das alles ist normal bei einer Mannschaft, die in der Entwicklungsphase ist, was auch für einige Einzelspieler gilt. „Aus dem Spiel kann man einiges lernen“, so Bornemann. „Natürlich sind wir enttäuscht, allen voran die Spieler. Aber es gilt, sich nicht runterziehen zu lassen, sondern die Niederlage richtig einzuordnen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.“ Sonntag wartet mit Fürth das nächste große Kaliber.