Nach St. Paulis Albtraumkick: Braunschweigs Trainer streut noch Salz in die Wunde
Es wird langsam zappenduster beim FC St. Pauli. Der Kiezklub enttäuschte im Keller-Duell bei Eintracht Braunschweig auf ganzer Linie, selbst eine frühe Führung konnte die 1:2 (1:0)-Niederlage nicht verhindern. Und nach dem Auftritt geht einem ein bisschen die Fantasie ab, wie die Trendwende gelingen kann.
Der Start – ein Traum. Die zweite Minute war gerade angebrochen, als St. Pauli einen Konter über die linke Seite fuhr. Daniel-Kofi Kyereh spielte die Kugel eigentlich suboptimal, weil nicht in den Lauf zu Max Dittgen, dem das aber herzlich egal war. Sein Abschluss vom Strafraumeck passte maßgenau ins lange Eck, das 0:1 nach 76 Sekunden.
Nach Traumstart: St. Pauli enttäuscht im Kellerduell
Die viel zitierte Sicherheit gab der Treffer, der erste seit 280 Minuten, indes nicht, es herrschte eine riesige Unruhe auf dem Platz. „Wir haben uns ein Spiel aufdrücken lassen, das uns eigentlich gar nicht liegt“, klagte Sportchef Andreas Bornemann.
Beide Teams überboten sich mit Fehlpässen, technischen Unfertigkeiten, Missverständnissen und Abstimmungsproblemen, wobei St. Pauli die nur mit langen Bällen agierenden Hausherren immer wieder zu Umschaltaktionen einlud. Die wussten damit allerdings so gar nichts anzufangen, blieben gänzlich ungefährlich.
St. Pauli im zweiten Durchgang ohne Struktur
Und so hatten die etwas zielstrebiger wirkenden Gäste nach rund einer halben Stunde nicht nur 4:1 Ecken, sondern auch die nächste dicke Chance, als Kyerehs Abschluss aus zehn Metern gerade noch geblockt und knapp am Pfosten vorbeigelenkt wurde (27.). Kurz vor der Pause tauchte dann noch einmal Simon Makienok gefährlich vor Eintracht-Keeper Fejzic auf, wurde von eben jenem aber ausgebremst.
Der zweite Durchgang wurde nicht besser, um es mal durch die Blume auszudrücken. Zum hektischen Treiben kam nun aus Hamburger Sicht auch noch, dass im Spiel nach vorne jede Linie abhandenkam. Das einzig Positive blieb, dass Braunschweig zu keinerlei Abschlüssen gelangte. Bis Proschwitz den x-ten langen Ball mit dem Kopf in den Lauf von Bär verlängerte, der das Spielgerät über den halbherzig aus dem Tor kommenden Robin Himmelmann in die Maschen hob (67.).
Braunschweig dreht Spiel gegen schwache Kiezkicker
Die bis dahin schon kampfeslustigen Löwen bekamen nun endgültig Oberwasser (Bornemann: „Ich glaube, dass der Schlüssel unsere Passivität war“), zumal es St. Pauli weiterhin völlig an Struktur fehlte. Und auch die zweite Eintracht-Chance saß: Erst Dittgen, dann Daniel Buballa sahen ganz schlecht aus, ehe der eingewechselte Kaufmann Himmelmann erneut überwand (82.).
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Erst jetzt entdeckten die Hamburger in ihrer Verzweiflung die Offensive wieder für sich: Die eingewechselten Finn Ole Becker (89., 90.+2) und Boris Tashchy (90.) hatten den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterten aber an Fejzic. Es wäre – und auch das ist eine alarmierende Erkenntnis – gegen einen fußballerisch limitierten, aber mit Herz kämpfenden Aufsteiger glücklich gewesen.
„Wir haben gezeigt, dass wir auch dreckig können“, sagte mitnichten Timo Schultz, sondern Braunschweigs Trainer Daniel Meyer. Ein Satz wie Salz in die offene Kiezklub-Wunde.