Neuer-Beben beim FC Bayern: Stolpert Salihamidzic über vermeintliche Indiskretion?
München –
Die Causa Manuel Neuer (34) sorgt bei Bayern München für reichlich Wirbel. Dabei wächst der Druck auf Sportdirektor Hasan Salihamidzic (43).
Manuel Neuer hat seinen berühmten „Reklamierarm“ wieder eingefahren, doch das Aufsehen erregende Interview des „irritierten“ und „verärgerten“ Kapitäns wirkt bei Bayern München noch nach. Nach den Schlagzeilen mit den großen Buchstaben rücken mehr und mehr die Zwischentöne in den Fokus – und diese bergen nicht weniger Sprengstoff.
Manuel Neuer beklagt Indiskretionen beim FC Bayern
In bald neun Jahren beim FC Bayern sei es ihm „nie“ passiert, dass Inhalte aus vertraulichen (Vertrags-)Gesprächen an die Öffentlichkeit gedrungen seien, sagte Neuer der „Bild am Sonntag“. Jetzt aber gelangten „ständig“ Details der Verhandlungen über eine Verlängerung seines Angestelltenverhältnisses über 2021 hinaus in die Medien, noch dazu solche, „die oft nicht einmal stimmen“. Ständig! Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb treffend von „groben Fouls am Pokertisch“.
Die Frage ist: Wer verhielt sich in der Causa Neuer regelwidrig? Der Nationalkeeper gab an, bei den Gesprächen „nicht dabei“ zu sein, „das macht ja Thomas“, also sein Berater Thomas Kroth, „aber der Personenkreis dort ist ja überschaubar“. Kroth nannte als seine bisherigen Gesprächspartner Sportdirektor Salihamidzic und Vorstand Oliver Kahn (50).
Oliver Kahn gilt als Befürworter von Manuel Neuer
Kahn gilt als Befürworter von Neuer. Erst kürzlich würdigte er den Kapitän als „Identifikationsfigur“ des Klubs, und ergänzte: natürlich könne der Nationaltorwart „bis ins hohe Alter“ spielen. Und Salihamidzic? Verpflichtete den Schalker Alexander Nübel (23) als neuen Rivalen und designierten Nachfolger Neuers. Nübel sollen sogar Zugeständnisse über Einsatzzeiten gemacht worden sein – was wiederum Neuer sauer aufstieß.
Dennoch will er jetzt „nicht mit dem Finger auf einzelne Personen zeigen“. Auch Kroth betonte: „Es geht gar nicht darum, jemanden an die Wand zu stellen, sondern ums Grundsätzliche.“ Und tatsächlich wächst der Kreis der Eingeweihten schnell, wenn es – wie bei Neuer – um derart hohe Summen geht. Dann spricht neben dem Vorstand auch der Aufsichtsrat mit. Von diesem Gremium behauptete Mitglied Uli Hoeneß (68) aber kürzlich noch, aus ihm dringe „gar nichts“ nach außen.
So oder so – Neuer nimmt zumindest in Kauf, dass sein Interview als „grantiger Gruß“ (Süddeutsche) an Salihamidzic interpretiert wird und der Druck auf den Sportdirektor wächst. Denn Salihamidzic hat trotz Corona-Pause jede Menge Arbeit. Wie Neuers Vertrag laufen die Arbeitspapiere von Stammspielern wie Thiago, David Alaba oder Jerome Boateng 2021 aus. Auch Javi Martinez und Sven Ulreich sind nur noch eine weitere Saison gebunden.
Viel Arbeit und noch mehr Druck für Hasan Salihamidzic
Darüber hinaus muss Salihamidzic in den kommenden Wochen und Monaten über weitere, noch kostspieligere Personalien wie die der potenziellen Neuzugänge Leroy Sane, Timo Werner oder Kai Havertz (mit)entscheiden. Dass Trainer Hansi Flick im Zuge seiner Vertragsverlängerung bis 2023 zugesichert wurde, bei Transfers mitreden zu dürfen, hat die Position des Mannes, der im Juli zum Sportvorstand befördert werden soll, zumindest nicht gestärkt.
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Salihamidzic dürfte das Neuer-Interview nicht gefallen haben. Intern sollen die Irritationen bereits in kleineren Runden angesprochen worden sein. Am Montagabend äußerte sich dann Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (64) allerdings versöhnlich – und ging einen Schritt auf Neuer zu.
„Ich glaube, wir wissen, was beide aneinander haben und bin optimistisch, dass wir am Ende eine für beide Seiten glückliche Lösung finden werden – und dass Manuel dann einen neuen Vertrag unterschreiben wird“, sagte der Klub-Boss während einer Video-Schalte mit der „Bild“. (sid)