Neuer Rückschlag: Starker HSV überzeugt gegen Kiel, belohnt sich aber nicht
Es soll wohl nicht sein. Auch im sechsten Versuch nach dem Bundesliga-Abstieg gelang es dem HSV nicht, Holstein Kiel zu besiegen. 1:1 hieß es nach einem packenden Nordderby, in dem der HSV überzeugte – aber trotz bester Chancen einmal zu selten traf.
Da mussten sie erstmal durchschnaufen, nachdem der wilde Ritt vorbei war. Mit den Händen in den Hüften quittierten die Profis des HSV nach dem Abpfiff das Remis. Seit fünf Partien sind sie nun sieglos, verpassten den Sprung auf Platz zwei.
Doch mit der Art und Weise dieses Unentschiedens holten sie sich die Hoffnung im Aufstiegskampf zurück, die vielen Fans nach den Misserfolgen zuletzt abhanden gekommen war.
HSV ging gegen Kiel mit viel Druck ins Topspiel
Der Druck lastete vor der Partie auf dem HSV. Und zwar tonnenschwer. Eine Pleite gegen Kiel und Holstein wäre bereits um sechs Punkte enteilt.
Der HSV baute im Vergleich zum 0:1 bei St. Pauli auf zwei Positionen um. Gyamerah kam für den gesperrten Leibold ins Team, Hunt sollte die Ballsicherheit im Mittelfeld weiter erhöhen.
Kiel: Lee schockt HSV früh
Ein Schachzug, der aufgehen sollte – wenngleich der erste Schuss kräftig nach hinten los ging. Gyamerah ließ den vom HSV umworbenen Lee bei Dehms Eckball sträflich entwischen und der Südkoreaner köpfte zum 0:1 ein (8.). „Jan ist nicht optimal positioniert, Lee läuft ein. Das hätten wir nicht gebraucht“, analysierte Daniel Thioune später. Der frühe Schock. Schon der Genickbruch?
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Nein. Denn der HSV schüttelte sich und offenbarte beachtliche Nehmerqualitäten. Angriff auf Angriff rollte Richtung Kieler Gehäuse, schon Hunt hätte treffen können (17.). Das holte dann Terodde nach. Der Torjäger krönte seinen doppelten Doppelpass mit Jatta und knallte die Kugel zum Ausgleich unter die Latte – das 1:1 (23.) und Saisontreffer Nummer 20 für den Ballermann der Liga.
Vagnoman scheitert an Kiel-Keeper, Ulreich rettet HSV
Ein rassiges Nordderby, eines, das richtig Spaß machte. Der HSV blieb am Drücker, versäumte es aber, einen drauf zu setzen. Vagnoman besaß die größte Gelegenheiten, köpfte aber aus drei Metern an den Pfosten (32.) und scheiterte dann erneut per Kopf an Holstein-Keeper Gelios (41.). Wie eng die Partie war, wurde daran deutlich, dass Bartels keine zehn Sekunden später plötzlich frei vor HSV-Keeper Ulreich auftauchte, der den erneuten Rückstand verhinderte.
Nur ein kurzes Durchpusten war in der Pause angesagt, dann ging es im ICE-Tempo weiter. Der HSV drückte weiter aufs Tempo, die Führung lag fast minütlich in der Luft. Terodde köpfte Gelios zwei Mal an (49./52.), Kittel scheiterte am Kieler Keeper (53.), dann bekam Dudziak den Fuß nicht in Vagnomans Hereingabe (59.) – Chancen im Überfluss für den HSV. Pokal-Halbfinalist Kiel, dem die Strapazen seiner englischen Wochen nun anzumerken waren, wankte bedenklich. Aber es fiel nicht. Daniel Thioune verbuchte das unter „Spielpech“, seine Jungs hätten Kiel zwar kontrolliert, nur den Pfosten eben nicht.
HSV verpasst Belohnung für guten Auftritt
Diesen Vorwurf musste sich der HSV trotz seiner starken Leistung gefallen lassen: Er versäumte es, wie schon in seinem letzten Heimspiel gegen Fürth (0:0), den entscheidenden Punch zu setzen. Terodde hatte den Siegtreffer auf dem Fuß (73.), dann traf der eingewechselte Wintzheimer nur das Außennetz (77.). Letztlich zu wenig, um die Big Points im Volkspark zu behalten.
Fraglos eine der besten Saisonleistungen des HSV, der ein deutliches Lebenszeichen aussendete. Der Druck aber wird für ihn nicht geringer. Bereits am Freitag steht in Bochum das nächste Topspiel an. Dann geht die wilde Hatz im Aufstiegskampf weiter. Daniel Thioune ist schon heiß: „Wir freuen uns auf die Bochumer, die in einer Topverfassung sind. Ich wünsche mir die Belohnung für meine Truppe.“