Nils Ehlers und Clemens Wickler mit ihren Silbermedaillen
  • Nils Ehlers und Clemens Wickler feiern mit ihren Medaillen und Freunden und Familie.
  • Foto: Cornelia Kurth

Bis in den Morgen: Ehlers und Wickler feiern Final-Frust weg – Silber-Stolz wächst

Bis tief in die Pariser Nacht hinein, fast schon in den frühen Sonntagmorgen, feierten die Beachvolleyball-Lieblinge ihre Silbermedaille. Mit ihren Partnerinnen, Familien, Freunden, Teammitgliedern, Unterstützern, Wegbeleitern – und mit gemischten Gefühlen. Die schwache Leistung und die klare Niederlage im olympischen Finale trübten die Freude über das Edelmetall, mit dem sie sich einen Traum erfüllt haben. Die Party unweit der Arena am Eiffelturm brachte das Duo aus Hamburg auf andere Gedanken.

Die Uhr zeigte schon 1.45 Uhr, als Ehlers und Wickler körperlich und mental erschöpft die Rue Desaix hinunter schlurften und auf ein Kommando Jubel aufbrandete. Vor dem italienischen Restaurant „In Casa“ hatten sich rund 60 Personen versammelt, die die niedergeschlagenen Beach-Helden empfingen. Ein Spalier wurde gebildet, Wunderkerzen leuchteten und aus den Boxen des Lokals dröhnte „Tage wie diese“ von den Toten Hosen. Ein emotionaler Empfang.

Es gab Küsschen von den Freundinnen – Ehlers‘ Verlobter Lara und Wicklers Freundin Franziska – innige Umarmungen der Eltern, der Geschwister und der engen Freunde, viele Schulterklopfer, lobende, anerkennende und aufbauende Worte. Es wurde angestoßen auf ihr Silber, den größten gemeinsamen Erfolg, Fotos mit Medaille gemacht. Immer wieder. Hoch die Gläser, hoch mit den Schultern und Mundwinkeln.

Ehlers/Wickler waren im Finale chancenlos

Ganz viel Liebe für das immer noch unter der ausgerechnet im olympischen Finale gezeigten „schlechtesten Leistung der Saison“ leidende Tandem, das bis zur heftigen 0:2 (10:21, 12:21)-Niederlage gegen die schwedischen Topfavoriten Åhman/Hellvig in Paris groß aufgetrumpft und begeistert hatte.

Von einem „Wechselbad der Gefühle“ sprach Ehlers. Ihr schwacher Auftritt auf der großen Bühne des mit 13.000 Zuschauenden ausverkauften Stadions am Eiffelturm und die vertane Chance „tut unfassbar weh“. Einerseits. „Es täte uns aber auch gut, darauf zu gucken, dass wir ein unfassbar geiles Turnier gespielt haben und eine riesige Euphoriewelle für Beachvolleyball in Deutschland ausgelöst haben. Mit der Medaille um den Hals hier zu stehen, erfüllt mich auch mit Stolz.“

Auch Wickler zeigte sich „extrem enttäuscht“ von der Performance im siebten und letzten Spiel des Turniers. „So reinzuscheißen, ist ärgerlich.“ Eine Erklärung hatte er nicht parat. „Vielleicht haben wir zu viel gewollt, mit Gold vor Augen, und haben dann komplett dichtgemacht.“ Dennoch: „Es ist ein Traum, eine olympische Medaille zu gewinnen, auch wenn es dann am Ende Silber ist. In ein, zwei Tagen, glaube ich, sind wir super-happy und stolz.“

Grote: „Großartiger Erfolg für die Sportstadt Hamburg“

Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote, der auch bei der Party dabei war, lobte die Beach-Jungs: „Sie haben insgesamt ein grandioses Turnier gespielt. Silber ist ein großartiger Erfolg – für Nils und Clemens, aber auch für die Sportstadt Hamburg.“

Viel Zeit zum Feiern und zum Verarbeiten aller Emotionen und Eindrücke bleibt Ehlers und Wickler allerdings nicht. Von Paris aus geht es per Bahn in die Niederlande, wo ab Dienstag und bis Sonntag die Europameisterschaft ausgetragen wird. In der darauffolgenden Woche steigt dann ihr Heim-Turnier, das Elite-16-Event am Rothenbaum (21. bis 25. August). Und noch einmal vier Tage später stehen die Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand an, wo Ehlers und Wickler ihren Titel verteidigen wollen. Es geht Schlag auf Schlag.

„Hamburg wird supergeil, das ist immer ein Mega-Event“, sagt Wickler und hofft, dass sich die Hansestadt um die Austragung einer Weltmeisterschaft bemüht. „Das wäre natürlich super.“ Die WM 2027 ist noch nicht vergeben. Es wäre das nächste große und besondere Fernziel für das Team. Zuletzt hatte Hamburg 2019 die WM ausgerichtet – und Wickler hatte, damals noch an der Seite von Julius Thole, Silber gewonnen. Zukunftsmusik.

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Energie und Motivation ist noch genügend da für den Saisonendspurt, versichern beide. „Wir gehen mit unfassbar viel Motivation in die nächsten Turniere“, kündigt Ehlers an und sagt kämpferisch: „So ein bitteres Finale ist auch eine riesige Lernerfahrung. Daraus werden wir nur noch stärker zurückkommen!“

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