Torben Johannesen
  • Der Hamburger im Deutschland-Achter: Torben Johannesen, dreimaliger Weltmeister
  • Foto: picture alliance / Team Deutschland | Anne Orthen

Deutschland-Achter unter Druck: Was der Hamburger Johannesen fordert

Das Paradeboot hat an Dominanz und Glanz verloren – nicht erst gestern. Der legendäre Deutschland-Achter befindet sich seit den olympischen Spielen in Tokio im schweren Wasser und ist kein Medaillen-Garant mehr, sondern bei diesem Spielen in der Außenseiterrolle. Dem Hamburger Torben Johannesen ist die Papierform egal. Er will mit dem Achter in Paris performen, auch wenn es zum Start einen empfindlichen Dämpfer gab. Es sind spezielle Spiele für ihn: die dritten – und doch auf gewisse Weise seine ersten. Nicht nur als junger Vater.

Die Extra-Portion Motivation ist in Paris dabei. Ehefrau Kristin mit Töchterchen Ella Sofia, die gerade ihren zweiten Geburtstag gefeiert hat. „Dass beide dabei sind, motiviert mich sehr“, sagt der 29-jährige dreimalige Weltmeister vom Ruder-Club Favorite Hammonia im Gespräch mit der MOPO. „Das macht es noch besonderer.“

Hamburger Torben Johannesen: „Endlich richtige Spiele“

Besonders sind seine dritten Spiele ohnehin. Das Spezielle: sie sind normal! „Endlich mal richtige Spiele.“

2016 in Rio war Johannesen Ersatzmann, sah im Finale zu wie sein größerer Bruder Eric mit dem Achter zu Silber ruderte. 2021 in Tokio saß dann der jüngere Johannesen im Boot und holte ebenfalls Silber – allerdings unter Corona-Bedingungen, auch ohne Publikum an der Strecke. „Da kam kein olympisches Feeling auf“, blickt er bedauernd zurück. Auch das trug dazu bei, dass er ein durchaus erwogenes Karriereende noch einmal verschob.

Der Deutschland-Achter bei Olympia in Paris WITTERS
Der Deutschland-Achter bei Olympia in Paris
Der Deutschland-Achter bei Olympia in Paris

„Ich war noch nicht fertig mit Olympia“, sagt Johannesen. „So wollte ich nicht aufhören. Ich will es nochmal wissen.“ Zumal es wegen der Corona-Verschiebung diesmal nur drei Jahre bis zu den nächsten Spielen waren. Machbar. Auch für die Familie. Ehefrau Kristin, mit der er mittlerweile in Lübeck wohnt, weil sie dort einen Job gefunden hat. „Ich fühle mich aber noch als Hamburger“, versichert er lachend.

Deutschland-Achter kein Edelmetall-Garant mehr

Was das Gefühl für die Spiele in Paris und die Chancen des Achters angeht, ist das so eine Sache. Einerseits weiß Johannesen, dass der letzte Titelgewinn, EM-Gold, vier Jahre zurückliegt und bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften nur die Plätze sieben (2022) und fünf (2023) belegte. „Wir hatten viele Wechsel im Boot. Ein bisschen mehr Zeit, um uns möglichst perfekt aufeinander abzustimmen und einzuspielen, hätte uns gutgetan.“ Die Wechsel-Arie des Schlagmannes – erst im Januar war Hannes Ocik ins Boot zurückgeholt worden, kurz vor Olympia aber wieder ausgebootet und durch Mattes Schönherr ersetzt worden – hat nicht gefruchtet und für Unruhe gesorgt.

Andererseits kann der ehrgeizige Johannesen gar nicht anders als sich hohe Ziele zu setzen: „Ganz klar: ich fahre zu Olympia, um eine Medaille zu holen und nicht eine Platzierung.“ Das hatte er schon vor der Abreise nach Paris zur MOPO gesagt.

Medaille als hohes Ziel, aber schon Druck im Hoffnungslauf

Johannesen ist aber kein Träumer. Er weiß: „Dafür muss alles passen. Dafür brauchen wir ein perfektes Rennen, müssen nicht 100, sondern 110 Prozent geben.“

Schon im Hoffnungslauf am Donnerstag (ab 10.20 Uhr) muss die deutsche Achter-Crew auf der Ruderstrecke in Vaires-sur-Marne voll reinhauen, um sich für das Finale am Samstag zu qualifizieren. Im Vorlauf waren Johannesen & Co. nur Dritter geworden hinter den USA und Vize-Weltmeister Niederlande. Der Rückstand auf das Siegerboot: deutlich. Zwei Längen. Ein Dämpfer. Es könnte eng werden mit dem Endlauf.

Topfavorit auf Gold sind die Briten, die zuletzt zweimal Weltmeister wurden. Im Favoriten-Ranking folgen die Niederlande und Australien, die bei den letzten beiden Weltmeisterschaften in dieser Reihenfolge das Podium komplettierten. Auch mit den USA ist zu rechnen. Edelmetall für den Deutschland-Achter in Paris wäre – ganz anders als bei den vergangenen drei Sommerspielen – eine echte Überraschung.

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