Clemens Wickler und Nils Ehlers nach dem Finale
  • Clemens Wickler (l.) und Nils Ehlers waren enttäuscht über die Leistung im Finale, können aber stolz über ihre Silbermedaille sein.
  • Foto: Sina Schuldt/dpa

Finale in den Sand gesetzt! Ehlers und Wickler müssen Gold-Traum begraben

Das tat richtig weh. Auch beim Zuschauen. Ausgerechnet im Endspiel konnten Deutschlands Beachvolleyball-Helden Nils Ehlers und Clemens Wickler ihre olympische Topform nicht halten. Das siebte Spiel war das verflixte und einzige schlechte. Und schnell vorbei: Schon nach 40 Minuten war die 0:2 (10:21, 12:21)-Niederlage gegen die schwedischen Weltranglistenersten und Topfavoriten David Åhman/Jonatan Hellvig besiegelt. Zum ganz großen Coup hat es nicht gereicht. Gewinner sind die beiden Hamburger dennoch. Doch der Schmerz war zunächst viel größer als der Stolz.

Als die jungen Schweden (beide 22) ihren zweiten Matchball nutzten, da ließ sich 2,10-Meter-Riese Ehlers (30) der Länge nach bäuchlings in den Sand fallen und blieb dort erst einmal reglos liegen. Wickler (29) stand neben ihm, verharrte, die Händen in die Hüften gestemmt. Wie eingefroren.

Ehlers und Wickler im olympischen Finale ohne Chance

Schade. Enttäuschend. Das gilt für die Leistung im Duell, das das Spiel ihres Lebens hatte sein sollen. Dass das Finale eine so klare Sache war und nie Spannung aufkam, enttäuschte auch den Großteil der 13.000 Zuschauenden in der Arena am Eiffelturm, der mit seiner Beleuchtung spektakulärer war als die Spielgeschehen. Das war spürbar. Hörbar.

Doch nur zwei Minuten nach Spielende begannen deutsche Fans „Ehlers! Wickler!“-Sprechchöre anzustimmen, an denen sich immer mehr Zuschauende beteiligten. Beide erhoben sich von der Spielerbank, auf die sie sich zuvor hatten sacken lassen, und applaudierten zurück. Die Ovationen waren Trost. Und Anerkennung für die insgesamt überragende Turnierleistung, die ihnen die Silbermedaille einbrachte – das erste olympische Edelmetall seit dem Gold von Julius Brink und Jonas Reckermann 2012 in London.

Ehlers: „Es ist enttäuschend und haut einen richtig runter“

„Wir waren wortwörtlich am Boden“, meinte ein geknickter Ehlers nach dem Spiel. „Wir haben eines unser schlechtesten Spiele der Saison gemacht. Das tut unfassbar weh, auf dieser Bühne, mit dieser Aufmerksamkeit dann nicht ins Spiel zu finden. Es ist sehr, sehr enttäuschend und haut einen richtig runter.“ Aber er betonte auch, dass es wichtig sei, auf das Positive zu schauen und den vielen Zuspruch und das Lob anzunehmen. „Wir haben ein unfassbar geiles Turnier gespielt.“

Wickler formulierte seinen Ärger über die miese Performance sehr deutlich: „So reinzuscheißen, ist ärgerlich. Mit etwas Abstand können wir aber stolz sein auf das, was wir hier geleistet haben.“ Gründe dafür, dass kaum etwas zusammengelaufen war in diesem Spiel, hatte er auch 45 Minuten nach Spielende nicht parat. „Eine Erklärung habe ich leider nicht. Es hat sich auf jeden Fall extrem beschissen angefühlt.“

Hamburger Duo leistet sich viel zu viele Fehler

Null Chance hatten Ehlers/Wickler gegen die Europameister von 2022 und 2023 gehabt, weil sie zu keiner Phase des Endspiels die Form ihrer vorangegangenen sechs Siege erreicht hatten. Daran werden sie wohl noch länger zu knabbern haben. Mehr als an der Niederlage an sich.

Unter den Augen ihrer Freundinnen, Familien und Freunden sowie Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote, Staatsrat Christoph Holstein sowie die Leiterin des Olympia-Stützpunktes Hamburg, Ingrid Unkelbach hatten die Deutschen Meister einen nervösen Start erwischt, direkt 0:3 und nach zehn Minuten und einigen Fehlern mit 5:9 zurückgelegen – Auszeit. Sie mussten sich sammeln. Das gelang nicht.

Keine Chance gegen Topfavoriten Åhman/Hellvig

Verzogene Schmetterbälle, Angriffsschläge in den Block, Aufschlagfehler – und einfach viel zu viel des Ganzen, um die favorisierten Weltranglistenersten unter Druck setzen, geschweige denn gefährden.

Das könnte Sie auch interessieren: Eklat im Finale: Beachvolleyballerinnen geraten aneinander – der DJ schlichtet

Im zweiten Satz wurde es zunächst zwar etwas besser, aber es reichte immer noch nicht, um das Spiel offen zu gestalten oder gar den Spieß umzudrehen Das deutsche Duo wirkte phasenweise verzweifelt. Und so rieselte ihnen auch dieser Durchgang so schnell wie feiner Sand durch die Finger.

Die Schweden zogen unbeirrt ihr Ding durch. Beeindruckend. „Wir haben unser bestes Spiel des Turniers im Finale gemacht“, sagte Åhman. Sie hätten mit mehr Gegenwehr gerechnet, denn sie haben schon mehrfach gegen die Deutschen gespielt und auch häufig zusammen trainiert. „Wir waren auf einen Fight vorbereitet“, so Hellvig. „Aber irgendwie ist heute alles für uns gelaufen.“ Und alles gegen Ehlers und Wickler. Dann kommt so ein einseitiges Finale heraus.

Norweger Mol/Sørum holen sich Bronze

Das Spiel um Bronze gewannen die Norweger Anders Mol/Christian Sørum klar mit 2:0 (21:13, 21:16) gegen Cherif Younousse/Ahmed Tijan aus Katar. Im Halbfinale waren die Tokio-Olympiasieger und Gold-Mitfavoriten Mol/Sørum in drei Sätzen knapp an Ehlers und Wickler gescheitert. Als Ehrengäste im Publikum: der norwegische Kronprinz Haakon und seine Frau Mette-Marit.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp