Der Eishockey-Torwart von China wurde von Jeremy Smith in Jieruimi Shimisi umbenannt.
  • Der Eishockey-Torwart von China wurde von Jeremy Smith in Jieruimi Shimisi umbenannt.
  • Foto: imago/PA Images

Olympia-Farce: US-Torwart Smith heißt jetzt Shimisi und spielt für China

Der große Plan aufgegangen, das Riesenreich stolz. Der größte Star des chinesischen Olympia-Teams und das Gesicht der Winterspiele in der Volksrepublik hat abgeliefert. Im letzten Durchgang ist Freestyle-Ski-Superstar und Topmodel Eileen Gu (18) im Wettbewerb „Big Air“ zu Gold gesprungen. Mission erfüllt. Schönheitsfehler: Gu ist eingebürgert. Immerhin hat sie chinesische Wurzeln. Im Gegensatz zu anderen für den Gastgeber startenden Sportlern. Dafür sind deren neue Namen „Made in China“.

Nach ihrem Gold-Coup ging die erst 18-jährige Eileen Gu, die in China als Gu Ailing bekannt ist, auf die Knie und weinte. Vor Freude. Aber wohl auch vor Erleichterung. Mit dem Olympiasieg fiel eine tonnenschwere Last von ihren Schultern. Das Gold war erwartet worden. 

Olympia Peking 2022: Eileen Gu holt Gold für China

In den USA, ihrem Geburts- und bis Juni 2019 Heimatland, wird ihr Nationalitätenwechsel bis heute von Kritik und Argwohn begleitet. Gu ist bei weitem nicht die einzige Sportlerin im Team China, die nicht aus China stammt. Als Tochter einer chinesischen Mutter ist der Nationalitäten-Wechsel natürlich legitim. Das kommt im internationalen Sport immer wieder vor, zunehmend. Aber Fragen bleiben.

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Hat „California Girl“ Gu wirklich ihren US-amerikanischen Pass für den chinesischen Pass aufgeben? Dieser Frage weicht sie beharrlich aus. Die Sache ist extrem brisant und hochpolitisch. China erlaubt offiziell keine doppelte Staatsbürgerschaft. Werden für Olympia heimlich Ausnahmen gemacht? Fließt gar Geld, möglicherweise indirekt über millionenschwere Werbe-Deals? 

Olympia 2022: China kauft Olympioniken aus den USA

Auch in China werden die eingebürgerten Olympioniken, vor allem jene aus dem Land der rivalisierenden Supermacht USA, durchaus mit Argusaugen beobachtet. Wie schmal der Grat zwischen gefeierter, weil siegreicher Neu-Chinesin und verschmähter Möchtegern-Einheimischer ist, zeigt der Fall Zhu Yi. Die 19-jährigen Eiskunstläuferin, als Beverly Zhu in Amerika als Kind chinesischer Auswanderer geboren und 2018 noch US-Junioren-Meisterin, sah sich nach zwei völlig verpatzen Vorstellungen im Team-Wettbewerb einem üblen Internet-Shitstorm auf Weibo, Chinas staatlich kontrollierter Social-Media-Plattform, ausgesetzt – der prompt zensiert wurde. Ein insgesamt trauriger Vorgang.

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Kurios, fast schon irrwitzig, stellt sich im Gegensatz dazu die Besetzung der olympischen Eishockey-Teams des Gastgeberlandes dar. Unter den insgesamt 48 Aktiven bei den Männern und Frauen sind gerade einmal 14 Einheimische. 28 Spieler:innen sind im Ausland geboren und haben chinesische Wurzeln – sechs überhaupt keine. Dafür hat man ihnen chinesisch klingende Namen verpasst.

Olympia 2022: Jeremy Smith wird zu Jieruimi Shimisi

Chinas Torwart Jeremy Smith, ein Amerikaner, heißt bei Olympia Jieruimi Shimisi. Ähnlich, aber in chinesisch klingender Lautschrift – für die einheimischen Fans. Aus Landsmann Jake Chelios wurde Jieke Kailiaosi und Brandon Yip, der immerhin eine chinesische Oma vorweisen kann, heißt sehr chinesisch Jinguang Ye.


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Er „liebe“ seinen neuen Namen, hat Chelios gesagt. Als Chinese fühlt er sich natürlich nicht. Shimisi alias Smith plauderte gegenüber der News-Agentur AP aus, dass er seine US-Staatsbürgerschaft gar nicht habe aufgeben müssen. Er wird nicht der einzige sein. Hat Gu in Wahrheit Gold für zwei Nationen, die rivalisierenden Weltmächte, gewonnen?

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