Tränen nach dem Finale: Judoka aus Glinde gewinnt Olympia-Silber für Deutschland
Das war richtig stark! Judoka Miriam Butkereit, die in Hamburg geboren wurde und aus Glinde kommt, hat überraschend Olympia-Silber in der Gewichtsklasse bis 70 kg gewonnen. Die 30-Jährige musste sich im Finale von Paris nur der kroatischen Europameisterin und Weltranglistenersten Barbara Matic nach einer Waza-ari-Wertung geschlagen geben und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere. Für Team Deutschland ist es die erste Silbermedaille bei den Sommerspielen in Frankreich.
Im ersten Moment war die Enttäuschung über die verpasste Gold-Chance größer als die Freude über Silber. „Es müssen mir gerade irgendwie alle sagen, dass sie stolz auf mich sind, damit ich mich freuen kann“, bekannte Butkereit unter Tränen. „Aktuell ist da eher die Trauer und der Ärger.“ Sie ärgerte sich über ihr Verhalten auf der Matte bei der letztlich entscheidenden Aktion der Kroatin, die den Vorsprung dann clever über die Zeit brachte, obwohl die Deutsche alles versuchte.
Miriam Butkereit gelingt größter Erfolg ihrer Karriere
Später, nach der offiziellen Pressekonferenz konnte sie wieder lächeln, hatte auch bei der Siegerehrung fröhlich gewirkt. Aber es nagte immer noch an ihr, wie sie im Gespräch mit der MOPO sagte. „Es war halt eine Riesenchance, die ich leider nicht nutzen konnte. Ich muss das erstmal alles sacken lassen. Die Freude und der Stolz werden dann noch kommen.“
Ihr Weg bis ins Finale: ein beeindruckender Kraftakt: Butkereit, die bislang nie eine Medaille bei Welt- oder Europameisterschaften gewonnen hat, war jeweils per Ippon gegen die Australierin Aoife Coughlan und Gabriella Willems aus Belgien in die Medaillenkämpfe eingezogen. Im Halbfinale am Nachmittag hatte sie im Duell mit der österreichischen Fahnenträgerin Michaela Polleres im Golden Score die größeren Kraftreserven.
Butkereit von Glinde aus aufs olympische Podium
Für den DJB erwies sich das Mittelgewicht damit erneut als Medaillenbank, seit Olympia 2004 bejubelt der DJB nun bereits die vierte Medaille in der Gewichtsklasse bis 70 kg: Vor 20 Jahren in Athen holte Annett Böhm Bronze, Kerstin Thiele 2012 in London Silber, Laura Vargas-Koch 2016 in Rio Bronze – und nun Butkereit wieder Silber.
„Bei Olympia ist alles möglich“, hatte Butkereit im Vorfeld gesagt: ”Ich möchte mich nicht so unter Druck setzen und trotzdem meine Kämpfe gewinnen. Wie es am Ende aussieht, wird sich zeigen. Ich möchte den olympischen Wettkampf angehen wie jeden anderen Wettkampf.“
Ihr Heimatverein ist der TSV Glinde. Sie trainiert am Olympiastützpunkt in Köln und startet für den SV Halle.
Trippel scheitert früh – Hoffnung auf Fahnenträgerin Wagner
Eduard Trippel (Rüsselsheim) scheiterte hingegen in der Klasse bis 90 kg bereits zum Auftakt knapp gegen den Schweden Marcus Nyman. „Ich hab mich heute gut gefühlt, es passte alles“, sagte Trippel: „Ich hatte gut Gewicht gemacht. Das Aufwärmen war gut. Schade, dass es nicht weitergeht.“
Eine weitere DJB-Hoffnungsträgerin in Paris ist die deutsche Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner. Die Weltmeisterin in der Klasse bis 78 kg ist am Donnerstag an der Reihe. Wagner ist bereits für das Achtelfinale gesetzt.