Mega-Drama beim Judo! Zusammenbruch, Tumulte – Hamburgerin betroffen
Es war einer der großen emotionalen Momente dieser noch jungen Sommerspiele – in der Judo-Welt machte er Schlagzeilen und sorgte für denkwürdige Szenen in der Arena Champ de Mars und Tumulte an der Matte. Auch eine deutsche Judoka und Medaillenhoffnung aus Hamburg war davon betroffen, die am Tag nach ihrem Geburtstag Edelmetall verpasste.
Am späten Sonntagvormittag stöhnte das fachkundige Publikum in der prall gefüllten Halle kollektiv auf, vereinzelte Schreie waren zu hören, dann aufgeregtes Gemurmel, Fassungslosigkeit vor allem bei den Fans und auch Medienvertretern aus Japan.
Schock und Drama bei Topfavoritin Abe
Soeben hatte Japans Superstar und Gold-Favoriton in der Klasse bis 52 Kilo, Uta Abe, Tokio-Olympiasiegerin und viermalige Weltmeisterin, durch Ippon gegen die Weltranglistenerste Diyora Keldiyorova aus Usbekistan verloren. Die Wertung beendet den Kampf sofort. Aus schon im Achtelfinale. Aus der Traum vom erneuten Gold, überhaupt von Edelmetall.
Die geschlagene Favoritin war geschockt, kauerte Sekunden auf der Matte, schleppte sich dann an den Rand, wo sie zusammensackte. Ihr Trainer musste seine Athletin von der Matte hieven, im Umlauf brach sie dann total zusammen, auch ihr Trainer ging zu Boden. Dramatische Szenen. Abe wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, konnte sich nicht beruhigen. Für sie schien gerade eine Welt zusammenzubrechen.
Gänsehaut-Moment vor Ballhaus-Kampf
Alles passierte nur wenige Schritte entfernt von der deutschen Judoka Mascha Ballhaus, die auf ihren anstehenden Kampf wartete, der auf der gleichen Matte ausgetragen werden sollte, und der sich verzögerte. Eine schwierige Situation für die amtierende WM-Dritte.
Im Moment der sportlichen Tragödie, in der der Triumph der starken Usbekin, ihrerseits Vize-Weltmeisterin, etwas unterging, passierte etwas Wunderbares: Das Publikum erhob sich von den Plätzen. Tosender Applaus brandete auf und die Zuschauenden – überwiegend Franzosen und damit echte Judo-Fans – skandierten lautstark „Uta! Uta!“ – ein olympischer Gänsehautmoment.
Ballhaus gewinnt Achtelfinale trotz Unruhen
Hässlich war, was dann folgte. Gestützt von ihrem Trainer verließ Abe auf dem Weg um die Wettkampfmatten herum die Arena, wurde von einer sekündlich wachsenden Fotografenmeute verfolgt, umringt, bedrängt. Es gab Geschubse und Gerangel. Das Publikum reagierte mit Buhrufen. Erst als Abe erfolgreich aus dem Innenraum geflüchtet war, beruhigte sich die Stimmung.
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Ballhaus behielt die Nerven, gewann danach ihr Achtelfinale gegen Khorloodoi Bishrelt (Vereinigte Arabische Emirate) durch Ippon. Im Viertelfinale traf die für den TH Eilbek startende Kämpferin auf Abe-Bezwingerin Keldiyorova und unterlag durch Disqualifikation (drei Verwarnungen). Letzte Hoffnung: die Hoffnungsrunde. Dort verlor sie am späten Nachmittag nach einem ausgeglichenen und spannenden Kampf schließlich der Brasilianerin Larissa Pimenta – erst in der Verlängerung durch eine Würgetechnik.
Ballhaus „enttäuscht“, aber nächster Anlauf 2028
„Ich bin enttäuscht von mir selber, dass ich meine Form der Runden zuvor nicht halten konnte“, sagte Ballhaus im Gespräch mit der MOPO, war abgekämpft, erschöpft und hatte Tränen in den Augen. „Es ist halt schade, denn gefühlt habe ich mich mein ganzes Leben darauf vorbereitet. Aber an sich hatte ich super-viel Spaß auf der Matte, es war schön, dass meine Familie und Freunde auf der Tribüne waren. Natürlich hätte ich gerne um eine Medaille gekämpft, aber wenn ich die letzten zwei Jahre betrachte und auch heute, dann bin ich doch auch relativ stolz.“
Der Olympische Medaillen-Traum lebt weiter. Ballhaus, die am Tag vor ihrem Wettkampf 24. Jahre alt geworden war, ist noch jung. Nächste Chance: Die Spiele 2028 in Los Angeles. Ihre Ansage: „In vier Jahren probiere ich es nochmal!“