Torben Johannesen
  • Torben Johannesen hat die olympische Goldmedaille im Visier.
  • Foto: WITTERS

„Mein größter Traum“: Torben Johannesen hofft auf Olympia-Gold

Wer in Tokio erfolgreich sein will, der muss flexibel sein und die Nerven behalten. Gut, dass sich Torben Johannesen nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Als Crew-Mitglied des Deutschland-Achters muss man nicht nur über ein hohes Maß an Kraft, Durchhaltevermögen und Leidensfähigkeit verfügen, sondern auch über eine enorme mentale Stärke. Und mit der Favoritenrolle umgehen können. Johannesen bringt das alles mit. Liegt in der Familie. In Japan will er seine eigene olympische Geschichte schreiben.

Am Tag der Eröffnung der Spiele wirbelte eine Sturm-Warnung den Wettkampf-Plan im Rudern kräftig durcheinander. Weil am Montag ein Taifun erwartet wird, wurden diverse Rennen vorgezogen, darunter auch der Vorlauf des deutschen Paradebootes von Sonntag auf den heutigen Samstag. Nicht schön, aber eben auch nicht zu ändern. Bedingungen annehmen. Kühlen Kopf bewahren. Auch angesichts der drückenden Hitze. Und der Achter gewann seinen Vorlauf knapp vor den USA, zog damit ebenso wie die Niederländer direkt ins Finale in. Der vermeintlich größte Rivale aus Großbritannien muss hingegen den Umweg über den Hoffnungslauf nehmen.

Torben Johannesen spricht von krassen klimatischen Bedingungen

Seit drei Wochen ist der 26-Jährige mit dem deutschen Ruder-Team in Japan, das in Kinosaki ein Trainingslager absolviert hat, um sich an die Zeitzone und die klimatischen Bedingungen zu gewöhnen. In Tokio, berichtet Johannesen im Telefonat mit der MOPO, sei das Wetter nochmal extremer. Die Temperaturen von über 30 Grad fühlen sich wie 40 an, dazu die hohe Luftfeuchtigkeit. „Das ist schon krass. An manchen Tagen ist die Luft wie zum Schneiden.“

Johannesen fühlt sich gut gerüstet für sein erstes olympisches Rennen – seine erste Olympia-Teilnahme ist es aber nicht. Schon 2016 in Rio war er dabei, als Ersatzmann, erlebte als Zuschauer, wie der Achter zu Silber ruderte, mit seinem sechs Jahre älteren Bruder Eric, der vier Jahre zuvor in London sogar Gold geholt hatte.

Bruder Eric ist das Vorbild für Torben Johannesen

Längst ist Torben Johannesen aus dem Schatten des großen Bruders, der seine Karriere mittlerweile beendet hat, herausgetreten, seit 2017 dreimal Weltmeister und viermal Europameister geworden. „Eric war und ist ein Vorbild, aber ich will ihm nichts nachmachen. Ich mache mein eigenes Ding.“

Sein Ding. Olympia. „Schon als Kind habe ich davon geträumt“, sagt Johannesen. „Dieser Traum wird jetzt endlich wahr. Das ist ein schönes Gefühl.“ Auch deshalb sei er „überglücklich und dankbar, dass die Spiele überhaupt stattfinden“. Nunmehr fünf Jahre hat er darauf hingearbeitet, sein Leben darauf ausgerichtet.

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Nicht nur das Erlebnis soll der Lohn sein, sondern vor allem das Ergebnis. „Wir wollen unbedingt eine Medaille und um Gold fahren“, betont Johannesen. Als Weltmeister sei man „automatisch ein Favorit“, auch wenn es in dieser Saison lange nicht lief und bei der EM nur Platz vier blieb. Ein verkorkstes Rennen, abgehakt.

Johannesen selbstbewusst: „Wir wollen der Maßstab sein“

Auf dem Sea Forest Waterway in der Bucht von Tokio soll im Finale am 30. Juli der große Coup gelingen. „Olympiasieger zu werden, das ist mein größtes Ziel, mein größter Traum“, sagt Johannesen. Die Mannschaft sei gut drauf. „Wir sind Weltrekordhalter“, erinnert er an die 5:18,68 Minuten über 2000 Meter, aufgestellt 2017. „Wir wollen an unsere Erfolge anknüpfen, wieder auf den Punkt unsere Leistung abrufen. Wir wollen der Maßstab sein.“

Entscheidend sei die richtige Mischung aus Anspannung und Lockerheit. Man dürfe nicht zu viel wollen. „Wer versucht, 110 Prozent zu geben, kann am Ende nur 80 Prozent bringen“, beschreibt Johannesen die Gratwanderung. Die Gefahr des Über-Powerns ist groß. Der Achter muss zudem wie ein Uhrwerk funktionieren.

Mit Gesellschaftsspielen gegen den Bubble-Koller

Locker bleiben, mal abschalten, auf andere Gedanken kommen. Das ist im olympischen Dorf gar nicht so einfach angesichts der strengen Bubble. „Man kommt nicht so richtig raus“, sagt Johannesen. Mit seinem Zimmerpartner Johannes Weißenfeld hat er jede Menge Gesellschaftsspiele dabei. „Unsere Favoriten sind Siedler von Catan und Skyjo.“

Die Atmosphäre im Dorf sei trotz allem gut, sagt Johannes. Alles sei „super organisiert, im Vergleich zu Rio viel besser und strukturierter“, berichtet er. Wenn jetzt auch noch der Achter noch etwas besser abschneidet als 2016 in Brasilien, dann wäre Torben Johannesen am Ziel seiner Träume.

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