90 Euro: Deutsche Hindernis-Läuferin musste Ticket für Tochter (1) kaufen
Gesa Felicitas Krause drückte einen Eisbeutel auf ihr blutendes Knie und atmete ganz tief durch. „So einen schnellen Vorlauf habe ich noch nie in meiner sportlichen Karriere bewältigt“, sagte die Hindernisläuferin. Rund 15 Monate nach der Geburt ihrer Tochter Lola musste die Vize-Europameisterin alles, wirklich alles geben. Sie stürzte beinahe am letzten Hindernis – wurde am Ende aber mit ihrem bereits vierten olympischen Finale belohnt.
Auf der Tribüne des Stade de France dürfte die kleine Lola davon zwar nicht viel mitbekommen haben. Doch Krause bedeutete es alles, es als Mama vor den Augen ihrer Tochter wieder einmal geschafft zu haben. Sie habe gar „nicht gewusst“, dass auch das Kleinkind ein Ticket für die Vormittagssession am Sonntag benötige, berichtete Krause einen Tag nach ihrem 32. Geburtstag schmunzelnd: „Wir haben dann gestern noch eins für 90 Euro bekommen.“
Olympia: Gesa Felicitas Krause steht im Finale
Ihre Comeback-Saison nach der Baby-Pause, die sie bei der Europameisterschaft in Rom bereits mit Silber veredelt hatte, erhält bei den Sommerspielen in Paris nun ein weiteres Erfolgskapitel. Wie vor der Geburt ihrer Tochter im vergangenen Frühjahr bewies die zweimalige Europameisterin und WM-Dritte im Vorlauf nicht nur läuferische Extraklasse und taktisches Geschick, sondern auch riesigen Kampfgeist.
In der sechsköpfigen Spitzengruppe hatte sie mindestens Fünfte werden müssen, um bei der Entscheidung um Gold am Dienstag (21.10 Uhr/ARD und Eurosport) dabei zu sein. Obwohl sie am letzten Hindernis mit ihrem Knie schmerzhaft hängen blieb, schaffte sie es nach einem starken Schlussspurt als Dritte in 9:10,68 Minuten, der fünftbesten Zeit ihrer Karriere.
„Mir geht es gut und ich denke, das kann ich in zwei Tagen so in den Griff kriegen, dass alles wieder okay ist“, sagte Krause mit Blick auf ihr lädiertes Knie. 2012 in London war sie Siebte, 2016 in Rio Sechste und 2021 in Tokio Fünfte geworden. Im Finale, für das sich auch die ehemalige Vize-Europameisterin Lea Meyer (Leverkusen) in einer persönlichen Bestleistung von 9:14,85 Minuten qualifizierte, hofft sie erneut auf den Sprung unter die Top acht.
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Das Rennen vor über 60.000 Fans könnte ihr letzter ganz großer Auftritt in den Leichtathletik-Arenen dieser Welt werden. Wie Krauses Zukunft aussieht, ließ sie offen. „Ich werde nicht aufhören“, sagte sie zwar: „Wie es weitergeht, kann ich aber so aus dem Stegreif nicht sagen. Erstmal liegt der volle Fokus auf Dienstag.“ (aw/sid)