Snowboarder Leon Vockensperger filmte die olympische Eröffnungsfeier mit seinem Handy.
  • Snowboarder Leon Vockensperger filmte die olympische Eröffnungsfeier mit seinem Handy.
  • Foto: Screenshot Tiktok/Leon Vockensperger

#OlympiaTok: Wie Athleten auf Social Media die Winterspiele feiern

Es ist fast wie ein Parallel-Olympia – nur auf Tiktok. In der App teilen Sportlerinnen und Sportler ihre Erlebnisse, die Wettkämpfe, ihren Alltag im Olympischen Dorf, stellen Outfits vor oder posten lustige Fails vom Training. Das erlaubt einen humoristischen Einblick hinter die sonst schnörkellosen Kulissen von Olympia und macht die professionellen Athleten nahbarer. Allerdings bleibt die Frage, wie viel Einfluss die Regierung in Peking auf die chinesische Firma nimmt.

„Lauf mit mir zusammen ein bei der Olympischen Eröffnungsfeier“ – das steht in Englisch über einem Tiktok-Video des deutschen Slopestyler Leon Vockensperger, der den Einlauf in die große Halle mit seinem Handy begleitete. „Das werde ich für den Rest meines Lebens nicht vergessen“, ergänzt er.

Olympia auf Tiktok: Videos mit über einer Millionen Aufrufe

Der 22-Jährige nimmt seine inzwischen 45.000 Follower auf seiner gesamten Olympia-Reise mit: Wie er und ein Teamkollege mit Virtual-Reality-Brillen gegeinander spielen, die Cafeteria mit Essstationen und den einzelnen per Scheiben getrennten Sitzplätzen, Treffen mit Chinas Gold-Medaillengewinnerin und Supermodel Eileen Gu und natürlich Trainings aus der Selfie-Position.

Es wirkt, als würde der Olympische Geist ein wenig zurückkommen: Die kanadische Ski-Sportlerin Justine Dufour-Lapointe, die auf der Buckelpiste nach einem unglücklichen Sturz ihre Chancen aufs Podium verpasste, präsentiert auf Tiktok fröhlich die kanadische Ski-Uniform für die Winterspiele. Das Video hat über 800.000 Aufrufe.

1,3 Millionen Menschen sahen sich das Video der US-amerikanischen Snowboarderin Maddie Mastro an, in der sie die Fähigkeiten der Betten in Peking testete. „Ich habe gerade erfahren, dass unsere Betten etwas können“, sagte die 21-Jährige. Mit einer Fernbedienung lässt sich das Bett in einen „Schwerelosigkeitsmodus“ schalten, der die Muskeln schneller zur Erholung führt.

„Ich würde sagen, dass ist besser als die Karton-Betten“, schließt Mastro das Video anerkennend. Damit bezieht sie sich auf die Betten aus nachhaltigen Karton bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021. Die Betten trendeten damals bereits auf Tiktok, Athleten spotteten, dass sie darauf „keinen Sex“ haben können, sprangen darauf herum oder zeigten, was sonst darauf noch alles möglich ist.

Olympia auf Tiktok: Athleten zeigen ihren Alltag

Einen derartigen Blick hinter die Kulissen der Olympischen Spiele gab es nicht immer: Noch 2016 bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro verschickte das Internationele Olympische Komitee (IOC) ein sechsseitiges Dokument an alle Teilnehmer der Spiele. Darin enthalten: Das gewünschte Social-Media-Verhalten der Athleten. Diese besagten vor allem keine Fotos und Videos aus dem Olympischen Dorf für die Öffentlichkeit.

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Inzwischen ist es allen Teilnehmern erlaubt, unterhaltsamen Content während ihrer Olympia-Zeit zu produzieren – das lassen sich die Sportler nicht zweimal sagen. Die estische Freestylerin Kelly Sildaru unterlegte die fast schon kuriosen Corona-Szenen im olympischen Dorf mit der Musik des „Imperial March“ aus Star Wars. „Olympische Spiele fühlen sich wie an wie ein Film“, schrieb sie dazu.

Olympia auf Tiktok: Welche Rolle spielt die chinesische Regierung?

Es bleibt die Frage, welche Rolle Chinas Regierung bei der chinesischen Video-App spielt. Die Mutterfirma Bytedance überzeugte zuletzt Amerikas Präsient Joe Biden, dass China keinen Einfluss auf den internationalen Betrieb ausübe. Wenige Monate später geriet das chinesische Start-Up allerdings in Erklärungsnot: Wie das Tech-Medium „The Information“ berichtete, ist der Parteistaat seit April 2021 direkt in den Konzern Bytedance eingestiegen. Das bedeutet: Der chinesische Staat mischt sich nicht direkt bei Tiktok ein, verfügt aber über diverse Druckmöglichkeiten.

Bisher boten die Olympischen Winterspiele vor allem eine Bühne für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping, um China dort als würdevolle Nation zu präsentieren – ungeachtet der politischen und ökologischen Katastrophen. Es wirkt, als würden mithilfe von Social Media endlich diejenigen wieder mehr in den Vordergrund rücken, die in der letzten Zeit am meisten unter den Machenschaften des Internationalen Olympischen Komitees leiden: Die Athleten.

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