Eileen Gu
  • Eileen Gu gewann am Dienstag im Ski-Freestlyle Gold – vor riesigen Kühltürmen.
  • Foto: imago images/Penta Press

Was soll das? Wirbel um Olympia-Anlage vor Riesen-Türmen

Ob im Nordischen Ski- und Biathlon-Zentrum in Zhangjiakou oder am Olympia-Berg Xiaohaituo – Naturschnee ist bei den Olympischen Winterspielen Mangelware. Tonnenweise Kunstschnee waren nötig, um die Spiele überhaupt erst möglich zu machen. Ausgerechnet in einer der trockensten Regionen der Welt kämpfen die Athletinnen und Athleten um Medaillen. Wie skurril das aussehen kann, zeigen besonders die Bilder aus Sportpark Big Air Shougang. Im Netz sorgt das für Gesprächsstoff.

Auf der Sportstätte in Shijingshan, einem Stadtbezirk von Peking, finden bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die sogenannten Big-Air-Wettbewerbe im Snowboard-Freestlye und Freestlye-Skiing statt. Auf den ersten Blick wirkt bei lediglicher Betrachtung der Schanze, die aus mehreren Rampen besteht, nichts ungewöhnlich. Das Drumherum aber löst im Netz derzeit große Irritationen aus.

Olympia: Freestlye-Anlage sorgt für Irritationen

„Ganz ehrlich, was machen wie hier eigentlich“, fragt ein Nutzer auf Twitter und postet zugleich ein Bild aus der Vogelperspektive. Nicht nur der Fakt, dass abseits der Wettkampfstätte jede Spur von Schnee fehlt, lässt beim Anblick dessen eigentlich jegliches Feeling von Wintersport vermissen.

In Wirklichkeit ist gar zu erkennen, dass die Anlage umgeben ist von einem riesigen, grauen Industriepark, mehrere Kühlturme erstrecken sich neben der Schanze in die Höhe. Vor dieser absurd wirkenden Kulisse hatte Chinas große Olympia-Hoffnung im Ski-Freestlyle, Eileen Gu, am Dienstag für die dritte Goldmedaille des Gastgebers gesorgt.

Doch nicht nur ihre Leistung sorgte im Netz anschließend für Gesprächsstoff. Ein anderer Twitter-Nutzer nahm es zumindest mit Humor – und verglich die Sportstätte mit dem Krenkraftwerk aus der TV-Serie „Die Simpsons“, dem Arbeitsplatz von Homer Simpson.

In Wahrheit befindet sich die Anlage auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks, das 2008 – vor den Olympischen Sommerspielen in Peking – aus Sorge vor Luftverschmutzung geschlossen wurde. Die vier industriellen Kühltürme jedoch, vor denen Eileen Gu und Co. mit ihren Sprüngen nun begeistern, blieben stehen – auch nach Fertigstellung der Anlage im November 2019.

Sportstätte soll nach Olympia weitergenutzt werden

Die Folge: Nun zieren die unübersehbaren grauen Türme die Aufschrift „Bejing 2022“ sowie die bunten Olympischen Ringe, damit sie zumindest für irgendetwas Olympisches nützlich sind. Immerhin: Nach den Wettbewerben soll die in Regenbogenfarben gehaltene Anlage unter anderem für Training weitergenutzt werden können. Laut IOC ist der Schanzenbau die weltweit erste permanente Big-Air-Rampe.

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„Der Industriepark Shougang wurde ausgewählt, um Nachhaltigkeit zu repräsentieren, indem ein Industriegebiet in ein Kultur- und Freizeitgebiet umgewandelt wurde“, zitiert Reuters Offizielle, die die Anlage verteidigen. Selbst die Sportler scheinen eher begeistert von der Kuriosität: „Der Veranstaltungsort ist fantastisch“, sagte Gu. „Ich meine, schau dich um, nirgendwo sonst liegt Schnee.“

Und tatsächlich bleibt zu konstatieren: Im Vergleich zu etwa den Abfahrtspisten auf dem Berg Xiaohaituo wurden für die Schanze im Vorfeld immerhin nicht 1100 Hektar Naturschutzgebiet zerstört. Natürlicher Schnee liegt in olympiafreien Zeiten aber freilich auch im Sportpark Big Air Shougang nicht.

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