• Christian Streich, Coach des SC Freiburg, hat sich nach den jüngsten Fan-Eklats auf emotionale Art zu Wort gemeldet.
  • Foto: dpa

Reaktionen zum Hopp-Eklat: Freiburg-Coach Streich emotional: „Extrem gefährlich“

Köln –

Am Samstag ist es gleich in mehreren Bundesliga-Stadien zu Fan-Eklats gekommen. Weil Anhänger des FC Bayern München beim Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim mehrfach beleidigende Plakate gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp (79) entrollt hatten, wäre die Partie fast abgebrochen worden.

Mit einem historischen Protest retteten die Profis beider Teams aber, was noch zu retten war. Über das 6:0 der Bayern sprach kaum noch jemand.

Christian_Streich

Christian Streich bereiten die jüngsten Entwicklungen in der Gesellschaft große Sorgen.

Foto:

AP

Aber auch bei den Spielen von Borussia Dortmund gegen den SC Freiburg (1:0) sowie beim Abendspiel des 1. FC Köln gegen den FC Schalke 04 (3:0) gab es Beleidigungen gegen den Hoffenheimer Mäzen.

Christian Streich: „Großes gesellschaftliches Problem“

Christian Streich (54, Trainer SC Freiburg): „Was in diesem Land in den vergangenen zehn Monaten passiert ist, in puncto Hetze, in puncto Anschläge auf Politiker, auf jüdische Einrichtungen und jetzt auf eine türkische Shisha-Bar ist extrem gefährlich. Man braucht nur die Geschichte der Weimarer Republik zu studieren, um zu wissen, wo es hingehen kann. Diese Hetze gegen Menschen ist nicht hinnehmbar. Die Menschen lieben Fußball in diesem Land, er hat eine wichtige Funktion. Wenn es so weitergeht, steh ich dahinter, dass ein Spiel einfach beendet wird und man nach Hause geht. Man darf auf keinen Fall darüber hinwegsehen. Dass heute das Spiel unterbrochen wurde, weil Menschen diffamiert werden, ist schlimm. Das ist ein großes gesellschaftliches Problem, das übers Netz verbreitet wird. Wir sind in schwierigen Zeiten. Wir haben einen Rechtsruck in Europa. Aber der Fußball hat ein gewichtiges Wort. Und genauso muss gehandelt werden. Wir müssten eigentlich aufhören und vom Platz gehen. Es gibt was Wichtigeres als Fußball. Es ist schrecklich, was passiert.“

Max_Eberl

Gladbach-Manager Max Eberl ist traurig über die neuerlichen Fan-Eklats.

Foto:

Bongarts/Getty Images

Max Eberl (46, Manager von Borussia Mönchengladbach): „Das ist das, was wir im Stadion nicht haben wollen. Das scheint ein tiefes gesellschaftliches Problem zu sein, im Moment. Das ist traurig. Ich denke, dass Bayern und Hoffenheim eine Reaktion gezeigt haben, wie wir Sportler uns das vorstellen.“

Hier lesen Sie mehr: Im Aufsichtsrat des FC Schalke 04 – Ex-Profi Hans Sarpei will neben Clemens Tönnies gegen Rassismus kämpfen.

Christian Seifert (59, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga): „Die permanenten Anfeindungen gegen Dietmar Hopp sind schon lange nicht mehr hinnehmbar und auf das Schärfste zu verurteilen. Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Alle Beteiligten – Spieler, Schiedsrichterteam und die Verantwortlichen von Bayern München und der TSG Hoffenheim sowie sehr, sehr viele Stadion-Besucher – haben in dieser Situation vorbildlich gehandelt und damit ein klares Signal an einige selbsternannte Herrscher über die Fußball-Kultur gesetzt, derartige Entgleisungen nicht mehr zu dulden. Jegliche Art von Hass darf keinen Platz haben. Dies muss der Anspruch des gesamten deutschen Profifußballs sein.“

Jerome Boateng: „Starkes Zeichen von beiden Mannschaften“

Jerome Boateng (31, Spieler FC Bayern auf Twitter): „Leider ist das Ergebnis heute in den Hintergrund gerückt. Wir stehen für einen respektvollen Umgang, Menschlichkeit und ein Miteinander im Fußball und in unserer Gesellschaft. Starkes Zeichen von beiden Mannschaften.“

Thomas Müller (30, Spieler FC Bayern auf Twitter): „Ist das der Fußball, den wir wollen? NEIN! Gebt Hetzkampagnen, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und allen anderen Anfeindungen keine Chance. Aus Liebe zum Spiel! Für mehr Toleranz in unserer Gesellschaft!“

Bayern-Sportboss Hasan Salihamidzic verurteilt Fan-Chaoten

Hasan Salihamidzic (43, Sportdirektor FC Bayern auf Twitter): „So war es heute ein trauriger Tag, ein Tiefpunkt. Beschämend. Hass und Intoleranz haben im Fußball und in der Gesellschaft nichts verloren. Die Bundesliga hat sich da klar positioniert, der FC Bayern hat sich da klar positioniert, das haben wir heute sehr klargemacht. Wir alle im Fußball müssen dieses Thema ohne Kompromisse angehen, wir beim FC Bayern werden das jetzt analysieren und dann werden wir auch reagieren. Toleranz gilt es auch neben dem Platz zu zeigen. Wer das nicht kann, hat keinen Platz beim FC Bayern.“

Kimmich_Alaba

Die Bayern-Profis, aber auch Münchens Sportboss Hasan Salihamidzic diskutierten mit den Fans in der Kurve.

Foto:

dpa

Sebastian Kehl (40, BVB-Lizenzspielerchef): „Solche Schmähungen haben ins unserem Stadion nicht zu suchen. Es gibt bei uns keinen Raum für solche Themen. Natürlich verändert sich die Welt, es gibt ein paar Themen, die uns nachdenklich machen. Wir haben uns als Club klar positioniert, es gibt für uns keinen Raum für Anfeindungen.“

„Unsäglich“ – BVB-Sportboss Michael Zorc mit Klartext

Michael Zorc (57, BVB-Sportdirektor): „Bislang hat es die Bundesliga nicht in den Griff bekommen. Ich glaube, wir haben jetzt einen Punkt erreicht, der so nicht mehr zu tolerieren ist. Solche Schmähgesänge gegen eine Person sind unsäglich. Deshalb hat der Schiedsrichter richtig reagiert.“

Michael_Zorc

BVB-Sportboss Michael Zorc hat die neuerlichen Beleidigungen gegen Dietmar Hopp scharf verurteilt.

Foto:

AFP

David Wagner (48, Trainer FC Schalke 04 vor dem Spiel bei Sky): „Ich habe keinerlei Erklärung, keinerlei Verständnis dafür. Jeder, der sich dazu äußert, weiß, wie hirnlos das Ganze ist.“

Hier lesen Sie mehr: Berliner Wissenschaftler schockiert mit Rassismus-Kommentar zum Fall Jordan Torunarigha.

Jochen Schneider (49, Sportvorstand FC Schalke): „Es muss jetzt ein Prozess bei den wahren Fußballfans einsetzen. Das kann ja nicht im Interesse von allen sein, die den Sport lieben.“

Mainz-Coach Achim Beierlorzer: „Werde ich im Leben nicht verstehen“

Achim Beierlorzer (52, Trainer 1. FSV Mainz 05): „Ich kann gar nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die Plakate schreiben, um andere Menschen, die viel für die Gesellschaft und den Sport machen, zu diffamieren. Das werde ich im Leben nicht verstehen. Man sollte diese Menschen aus dem Block ziehen. Den Block absperren, rein, raus – Ende. Nie mehr Stadion plus alles, was gerichtlich geht. Das sind immer nur wenige, die so etwas machen. Dagegen müssen wir alle aufstehen und uns wehren. Die dürfen keine Mitstreiter kriegen.“

Achim_Beierlorzer

Der Mainzer Coach Achim Beierlorzer kann die Hass-Plakate nicht verstehen.

Foto:

Bongarts/Getty Images

Martin Schmidt (52, Trainer FC Augsburg): „Es darf nie persönlich werden und nie unter die Gürtellinie. Die jüngsten Auswüchse gehen klar in diese Richtung und deshalb sind sie klar zu verurteilen.“ (dpa/kos)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp