Sieben Spiele!: Im Januar entscheidet sich für St. Pauli die Zukunft
Der FC St. Pauli ist stolze 110 Jahre alt. Seine Geschichte ist geprägt von vielen Aufs und Abs sportlicher und wirtschaftlicher Natur. In jeder Hinsicht gilt der Kiezklubs als (bislang erfolgreicher) Überlebenskämpfer. Immer wieder löste er sich aus der Umklammerung. Finanziell muss man sich aktuell trotz Corona-Problematik noch keine Sorgen machen – wohl aber, was den Fußball anbelangt: So dramatisch wie aktuell war die Lage lange nicht mehr. Schon der Januar mit seinem Mammut-Programm wird mitentscheidend für die Zukunft des Traditionsvereins sein.
In der Vor-Coronazeit war im ersten Monat des Jahres wenig bis gar nichts los, da bereiteten sich die Profi-Vereine meist im Süden vor. 2019 musste St. Pauli im Januar nur einmal ran: Am 28. Januar gab es ein 0:3 in Fürth. Nun hat die Pandemie den Spielplan mächtig durcheinander gewirbelt. Die Kiezkicker müssen durch das Nachholspiel in Würzburg sieben Mal antreten, darunter gegen drei Teams, die unter den ersten Vier stehen. Vor allem für einen völlig verunsicherten Tabellen-17. eine hammerharte Aufgabe!
Am Anfang und Ende des Monats gibt es für die Hamburger jeweils eine Englische Woche mit drei Partien. Los geht’s in Fürth (3.1.), drei Tage später (6.1.) wird die wegen Corona-Erkrankungen beim Gegner ausgefallene Partie in Würzburg nachgeholt. Schließlich kommt 72 Stunden danach der momentane Spitzenreiter Holstein Kiel ans Millerntor. Der weitere Spielplan: In Hannover (16.1.) gegen Regensburg (24.1.), gegen Bochum (28.1.) und in Heidenheim (letztes Januar-Wochenende).
St. Pauli im Abstiegskampf: vor den wichtigen Spielen ist das Lazarett voll
Bitter: Ausgerechnet jetzt ist das Lazarett voll. Neben dem langzeitverletzten Kapitän Christopher Avevor fallen vermutlich auch James Lawrence (Wade) und Philipp Ziereis (Adduktoren) für die ersten Begegnungen aus. Ob der bislang zuverlässigste Kiezkicker, der Schwede Sebastian Ohlsson (Schlag aufs Knie), in Fürth dabei sein kann, ist noch nicht sicher.
Auf den neuen Innenverteidiger Adam Dzwigala, dem jegliche Spielpraxis fehlt, kann man normalerweise ebenso wenig bauen wie auf Stürmer Guido Burgstaller, der nach seiner Bauch-OP wegen eines Gefäßrisses gerade die ersten beide Einheiten im Mannschaftstraining absolviert hat.
St. Pauli darf neue Spieler erst am 9. Januar gegen Kiel einsetzen
Zudem dürften mögliche Verstärkungen laut DFL-Bestimmungen erst ab dem 15. Spieltag (8. bis 11. Januar) eingesetzt werden. Heißt: In Fürth und vermutlich auch in Würzburg muss Trainer Timo Schultz mit dem derzeitigen Personal auskommen. Der jetzige Kader macht wenig Hoffnung.
Sportchef Andreas Bornemann verkennt den Ernst der Lage beileibe nicht. Dennoch versucht er, Optimismus zu verbreiten: „Es macht mir Mut, dass wir zusammenhalten. Dazu kommt, dass wir offen und ehrlich miteinander umgehen und nichts beschönigen. Das ist das Entscheidende. Gut ist, dass wir noch eine ordentliche Strecke in der Saison zu gehen haben. Der gesicherte Bereich ist auch nicht so weit weg, dass man jetzt den Mut verlieren müsste.“
Ex-Trainer Frontzeck glaubt an Rettung von St. Pauli
Klar ist aber, dass sofort geliefert werden muss. Ex-St. Pauli-Trainer Michael Frontzeck, von dem sich Timo Schultz als ehemaliger Assistent Tipps holt, sagt: „Ich glaube, dass St. Pauli es schafft. Aber dafür ist es wichtig, dass im Januar Ergebnisse eingefahren werden.“ Am besten schon in den ersten Spielen. Denn jede weitere Niederlage zieht die Braun-Weißen weiter runter. Auch moralisch.
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Ein Abstieg in die 3. Liga wäre gerade in Corona-Zeiten ein Albtraum. Präsident Oke Göttlich gab unlängst zu: „Nichts wäre in dieser Zeit schlimmer als ein Abstieg obendrauf. Da gibt es nichts zu beschönigen.“ Zur Erinnerung: Nach dem letzten Abstieg in die 3. Liga, der 2003 auch noch von einer schweren wirtschaftlichen Katastrophe begleitet war, brauchte St. Pauli vier Jahre, um wieder aufzusteigen. Damals mit großer Hilfe der Fans, die massenhaft ans Millerntor strömten.