• Sky-Moderatorin Esther Sedlaczek im Gespräch mit Bayern-Trainer Hansi Flick.
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Sky-Rechte: Deutschland ist noch keine Streaming-Republik

Köln –

Der Verlust aller Champions-League-Rechte war für Sky ein schwerer Schlag. Doch es kann noch dicker kommen. Die Ausschreibung der TV-Rechte für die Bundesliga ab 2021 hat begonnen (hier lesen Sie mehr). Ein Milliarden-Poker – umkämpfter als je zuvor. Ein Kommentar.

Bei der gerade gestarteten Ausschreibung der Bundesliga-Rechte lohnt ein Blick zurück in die 90er Jahre. Damals trafen sich Gruppen von Fußballfans bei dem Kumpel, dessen Vater zu Hause einen Premiere-Decoder hatte. Gemeinsam wurde dann das Topspiel geschaut. Später, als ein schwarzes Sky-Zeichen an den Kneipen den Anhängern den Weg zum perfekten Fußball-Abend leuchtete, begann der Siegeszug des Rudelguckens.

Doch die Zeiten sind vorbei. Der Sender hat viele Fans der ersten Stunde vergrault: durch Endlos-Werbung, Kommentatoren im Selbstdarsteller-Modus und wenig Tiefgang. Vor allem aber ist der Abo-Sender seine Platzhirsch-Rolle los. Die Konkurrenz ist groß und die Verteilung der Übertragungsrechte im Fußball nimmt inzwischen geradezu verstörende Züge an.

Amazon und DAZN haben die Champions League

Die Vergabe der Champions League ab 2021 gibt schon mal einen Vorgeschmack. Amazon sicherte sich die Topspiele, DAZN die weiteren Rechte. Sublizenzen könnten noch an weitere Streamingdienste oder TV-Sender gehen. Für den Fan, der zurzeit schon im Dschungel aus diversen Abos verloren gehen kann, könnte nun alles noch komplizierter werden. Und natürlich teurer.

Netflix, Apple, Disney und Google sind interessiert

Klar ist, dass die klassischen TV-Sender – und zu denen ist Sky inzwischen auch schon zu zählen – bei der Amazonisierung des Fußballs immer weiter ins Hintertreffen geraten. Neue große Player drängen auf den Markt und sorgen für immer weiter explodierende Rekordbeträge. Netflix, die Deutsche Telekom, die zuletzt die EM-Rechte für 2024 erworben hatte, Apple, Disney und Google haben Interesse am Produkt Fußball.

Bundesliga: Stream-Nutzer hinken hinterher

Doch die Macher sollten nicht übersehen, dass die technischen Voraussetzungen für einen ungestörten Fußball-Genuss via Streaming längst noch nicht gegeben sind. In vielen Bereichen der Republik ist die Internetverbindung noch zu schwach für ein HD-Erlebnis, folgt man dem Ball, ist der Nachzieheffekt sichtbar. Auch die Tatsache, dass Stream-Nutzer teilweise 60 Sekunden hinter der Realität hinterherhinken, und Tore daher schon viel früher via App gemeldet werden, stört massiv.

Eurosport-Player und Sky Go zeigten schon die Probleme

Die pixeligen Bilder beim Eurosport-Player oder der zwischenzeitliche Totalausfall von Sky Go zeigen, dass die Fußball-Welt der Zukunft zwar digital sein mag, nur noch nicht bereit dafür ist. Wenn sich die Fans nicht mehr gemeinsam im Wohnzimmer oder der Kneipe vor dem Großbild-Fernseher versammeln können, dann stirbt ein Stück Fußball-Kultur. 90 Minuten am Tablet ersetzen kein emotionales Treffen vor der Großbildleinwand.

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