„Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe“: Traumstart für die deutschen Biathleten
Denise Herrmann setzt ein erstes Statement in Richtung Gesamtweltcup, Erik Lesser überrascht sogar sich selbst: Die deutschen Biathleten haben im Corona-Winter einen Start nach Maß hingelegt. Herrmann stürmte in Kontiolahti mit ihrer gewohnten Laufstärke auf Platz zwei, Lesser meldete sich nach tiefer Talsohle mit einem Paukenschlag in der Weltklasse zurück. Im Einzel über 20 Kilometer stand der 32-Jährige mit nur einem Schießfehler und einer überragenden Schlussrunde als Dritter erstmals nach 1077 Tagen wieder auf dem Podest.
Seine urplötzliche Leistungsexplosion konnte sich Lesser selbst kaum erklären: „Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe“, sagte der Olympiazweite von 2014 im ZDF: „Irgendwie habe ich die letzten Wochen im Training das Richtige gemacht. Ich fühle mich seit ein paar Wochen ganz vernünftig auf dem Ski und habe ein gutes Gefühl. Ich kann absolut zufrieden sein.“
Lesser mit Wahnsinns-Rückkehr in die Weltklasse
Vor allem mit Blick auf seine Vorgeschichte. Bis zur Wochenmitte war überhaupt nicht klar, ob Lesser in Kontiolahti starten darf. Nach seiner katastrophalen Vorsaison ohne einen einzigen Top-Ten-Platz und mit zwischenzeitlicher Verbannung in den IBU-Cup musste er in die interne Ausscheidung um die letzten beiden Plätze im deutschen Weltcupteam. Dort ließ er die gesamte nationale Elite hinter sich. Das schaffte er auch am Samstag – und vieles mehr.
Lesser musste mit einem Rückstand von 1:03,6 Minuten nur dem 23 Jahre alten Sensationssieger Sturla Holm Lägreid (0 Schießfehler) aus Norwegen und dessen Landsmann Johannes Thingnes Bö (1 Schießfehler/19,6 Sekunden zurück) den Vortritt lassen. „Es fühlt sich komisch an. Vor einer Woche war ich nicht mal qualifiziert“, sagte Lesser, der 2015 mit WM-Gold in der Verfolgung seinen bislang größten Erfolg ebenfalls in Kontiolahti gefeiert hatte: „Ich kann es nicht so ganz realisieren.“
Herrmann nur hauchzart hinter Dorothea Wierer
Die restlichen deutschen Männer um die Ex-Weltmeister Arnd Peiffer und Benedikt Doll haderten zum Start mit ihren Leistungen sowohl im Laufen als auch am Schießstand und verpassten die Top 15. Ähnlich erging es den deutschen Frauen – außer Herrmann und Maren Hammerschmidt auf Platz zwölf.
Herrmann musste sich mit einer Strafminute nur der fehlerfreien Italienerin Dorothea Wierer geschlagen geben. Die Gesamtweltcupsiegerin startete nach Herrmann und ging mit einem Vorsprung von 35,1 Sekunden auf die Schlussrunde. Doch von Zwischenzeit zu Zwischenzeit wuchs bei der im Ziel wartenden Herrmann die Hoffnung, letztlich fehlte auf der äußerst weichen Strecke nur ein Hauch von 0,8 Sekunden zum Auftaktsieg.
Denise Herrmann: „ein bisschen ärgerlich“ und „sehr zufrieden“
Eine erste Kampfansage in Sachen Gesamtweltcup war die Leistung aber allemal. „0,8 Sekunden sind verdammt eng und ein bisschen ärgerlich“, sagte Herrmann im ZDF: „Aber ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen. Auch wenn es mich ärgert, dass der Fehler ausgerechnet liegend passiert.“
Das könnte Sie auch interessieren: Knie kaputt: Skiflug-Weltmeister schwer gestürzt
Im Vorfeld der ersten Rennen hatte es in gleich sieben Mannschaften Coronafälle gegeben. Während bei einigen Teams wie Russland, Italien oder Frankreich nur die direkt Betroffenen fehlten, wurden die Teams aus Moldau und Rumänien komplett vom Auftaktwochenende ausgeschlossen.