Auf den Spuren von Max Schmeling: Deutscher Boxer vor Kampf seines Lebens
Die Augen von Agit Kabayel leuchten, als er sein übergroßes Graffiti-Abbild auf einem alten Kriegsbunker in Bochum-Wattenscheid betrachtet. Der designierte Nachfolger von Max Schmeling ist ein Mann des Ruhrpotts, seiner Heimat sehr verbunden – und trotz des Aufstiegs in die Weltspitze des Schwergewichts-Boxens und einem möglichen WM-Kampf gegen Oleksandr Usyk demütig geblieben.
„Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen. Dass ich nun gegen die Besten der Welt kämpfe, zeigt, das alles möglich ist“, sagte Kabayel vor seinem WBC-Ausscheidungskampf gegen den Chinesen Zhilei Zhang: „Ein WM-Titel würde mich noch weiter bestätigen.“
Kabayel trennt ein Sieg von möglichem Kampf gegen Usyk
Für diesen will sich Kabayel in Stellung bringen, mit einem Sieg am Samstag (ca. 18.15 Uhr MEZ/DAZN) in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad würde sich der Bochumer zum Interims-Champion der WBC krönen – und hätte als Pflichtherausforderer Anspruch auf ein Duell mit dem ukrainischen Schwergewichts-König Usyk.
Ein WM-Fight in der Königsklasse, so hofft Kabayel, würde das Boxen in Deutschland wieder aus der Nische holen: „Mein Ziel ist es, einmal um die WM in Deutschland zu kämpfen. Spätestens dann sollten die Menschen in Deutschland dem Boxsport wieder die verdiente Aufmerksamkeit geben.“ Ob ein solcher Fight auch wirklich zustande kommt, ist eine andere Frage, ein Vereinigungskampf mit IBF-Weltmeister Daniel Dubois könnte für Usyk finanziell lukrativer sein.
Streaming-Dienst DAZN widmet Kabayel eigenes Graffito
Vor allem in Deutschland läuft Kabayel weitestgehend unter dem Radar, die geringe Aufmerksamkeit für seine Leistungen stört ihn. DAZN widmete ihm in seiner Heimat ein Graffiti-Bild: „Alle für Agit“ steht darauf – der Hashtag soll auch im Netz zur Unterstützung für den 32-Jährigen anregen. Schließlich wandelt Kabayel auf den Spuren von Schmeling, der vor fast 100 Jahren als bisher einziger Deutscher auf dem Schwergewichts-Thron saß. Kabayel will nun zumindest die zweithöchste Stufe erklimmen.
Mit beeindruckenden Erfolgen gegen die zuvor ungeschlagenen Arslanbek Makhmudov (Russland) und Frank Sanchez (Kuba) war der noch unbesiegte Kabayel (25 Kämpfe, 25 Siege) nach Jahren der Ungewissheit in die Weltspitze aufgestiegen. Der Bochumer wusste vor „ein paar Jahren noch nicht, ob der Tank reicht auf dem Weg zum Training. Da steckt sehr viel Schmerz drin und viel Ungewissheit“, so Kabayel, der beim Kirmesboxen entdeckt wurde und jahrelang zu minimalen Börsen kämpfte.
Zhilei Zhang gilt als einer der härtesten Puncher der Welt
In Riad tritt der „Leberking“ nun zum dritten Mal für eine Millionensumme an – und könnte im größten Kampf seiner Karriere seinen Aufstieg vorläufig krönen.
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Dafür muss er aber den gefürchteten K.o.-Schläger Zhang (30 Kämpfe, 27 Siege, 2 Niederlagen) aus dem Weg räumen. Der Rechtsausleger ist zwar schon 41, gilt aber als einer der härtesten Puncher der Welt und strafte zuletzt Ex-Champion Deontay Wilder ab. Angst hat Kabayel aber keine. „Ich habe meinen Plan und meine Stärken“, sagte Kabayel, der seine letzten Gegner vor allem mit Körpertreffern zermürbt hatte und betonte: „Ich will Spektakel bieten.“ (sid/mb)
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