Autistin, Influencerin und Tennis-Star: Besondere Starterinnen bei der Triathlon-WM
Die Triathlon-Weltmeisterschaft ist für jeden da: Während die 50 Profisportlerinnen um die beiden Deutschen Anne Haug und Laura Philipp in Nizza nach Medaillen und Bestzeiten jagen, stellen sich auch mehr als 1400 Altersklassenathletinnen aus 65 Ländern der ultimativen Herausforderung. 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen stehen für die Triathletinnen an diesem Sonntag an. Die MOPO stellt fünf besondere Teilnehmerinnen vor.
Monica Puig: Tennis-Vorbild aus Puerto Rico
Die Puertoricanerin schrieb vor acht Jahren in einer anderen Sportart Geschichte, als sie die erste olympische Goldmedaille überhaupt für ihr Land gewann. Im Tennisfinale von Rio bezwang sie Angelique Kerber. Doch danach geriet ihre Karriere ins Stocken, schon im Alter von 28 Jahren hing Puig den Schläger an den Nagel. In der Folge plagten sie Depressionen und Traurigkeit, zur Bekämpfung entdeckte sie das Laufen für sich. Nach einigen Marathonläufen wechselte Puig zum Triathlon. Mit der Erfahrung von lediglich zwei 70.3-Distanzen tritt sie nun mit 30 Jahren in ihrer Altersklasse bei der Langdistanz-WM in Nizza an.
Adrienne Bunn: US-Triathletin mit Autismus
Die US-Amerikanerin geht mit 19 Jahren als jüngste Starterin in die Tortur an der Cote d’Azur – und schnuppert gar schon zum zweiten Mal WM-Luft. Im Vorjahr hatte sie auf Hawaii als erste Frau mit Autismus einen Langstrecken-Triathlon beendet. Im Alter von vier Jahren wurde dies bei ihr diagnostiziert, Bunn zeigte Defizite im sozialen Umgang und stereotype Verhaltensweisen. Ihre Eltern wollten ihr nicht dauerhaft Medikamente geben, setzten stattdessen auf einen Therapiehund und Adriennes Leidenschaft fürs Laufen. Über ein Special-Olympics-Pilotprogramm probierte Bunn 2018 erstmals Triathlon – und ließ sich von der Faszination anstecken.
Lucy Bartholomew: Australische Iron-Man-Heldin
Für die Australierin kann die Ausdauerleistung gar nicht groß genug sein. Im Vorjahr finishte sie als erst zweite Frau den Ultratrail Mont Blanc sowie die Ironman-WM im selben Jahr – und wagt sich in 2024 gar ans nie dagewesene Double. Während im Vorjahr immerhin noch anderthalb Monate zwischen den beiden Events lagen, sind es in diesem Jahr lediglich drei Wochen. Also 21 Tage nach den 176 Kilometern Laufen in 25:55 Stunden rund um die Gipfel des Mont Blanc wagt sie sich in Nizza an 226 Kilometer Schwimmen, Radfahren und Laufen. Und will natürlich schneller sein als die 10:43 Stunden 2023.
Teresa Kastl: US-Amerikanerin wäre fast gestorben
Die US-Amerikanerin musste bis zur Startlinie in Nizza einen langen Leidensweg hinter sich bringen. Erst kostete sie eine Lungenembolie beinahe das Leben, ganze zwei Wochen musste sie auf der Herzintensivstation verbringen. Es folgte eine schwere Anämie, also eine deutliche Verminderung der Hämoglobin-Konzentration im Blut. Wegen Sauerstoffmangels konnte sie zwischenzeitlich nicht mal eine Treppe hinaufgehen. Später brach sie sich den Knöchel, sodass sie zwei Platten und zehn Schrauben im Gelenk benötigte und nicht wusste, ob sie jemals wieder laufen würde. Doch sie überwand all diese Rückschläge und entwickelte eine Leidenschaft für den Triathlon. „Alles ist möglich“, lautet ihr Motto.
Stephanie Joshi: Social-Media-Athletin
Die Londonerin hat mit 388.000 mehr Follower als die beiden deutschen Hoffnungsträgerinnen Anne Haug und Laura Philipp zusammen, lediglich Titelverteidigerin Lucy Charles-Barclay erreicht aus dem Starterfeld mit 508.000 Followern noch mehr Menschen.
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Joshi, alias „Nuttie Foodie Fitness“ wird an der Cote d’Azur keine Medaille gewinnen. Sie ließ aber ihre Community via Instagram, TikTok oder Youtube bis ins kleinste Detail an ihrem Weg zur Startlinie teilhaben. Erst im Alter von 24 Jahren fing Joshi an Sport zu machen und baute schnell als Fitnessinfluencerin eine große Fangemeinde auf. Viele Menschen wollten Teil ihres Wegs vom Sportmuffel zur Langdistanz-Triathletin sein.