Boxer Charr verliert WM-Gürtel – vor dem Kampf kommt es zum Hymnen-Skandal
Profiboxer Mahmoud Charr hat seinen WM-Gürtel im Schwergewicht verloren. Der 40-Jährige unterlag dem Bulgaren Kubrat Pulev (43) von Trainer Ulli Wegner am Samstagabend in Sofia einstimmig nach Punkten und muss seinen 2017 errungen Titel als regulärer Weltmeister des Verbandes WBA abgeben. Pulev sicherte sich erstmals einen WM-Gürtel – dieser ist jedoch klar dem Titel des Superchampions untergeordnet, den der Ukrainer Oleksandr Usyk trägt.
In der bulgarischen Hauptstadt kam Charr, der 2021 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte und erstmals zur Verteidigung seines WM-Gürtels antrat, solide in den Kampf. In der dritten Runde setzte Pulev dann aber klare Treffer und besaß auch anschließend Vorteile. Zu einem Skandal kam es vor dem Kampf, als der Veranstalter bei der deutschen Hymne die erste Strophe des Deutschlandliedes („Deutschland, Deutschland über alles“) abspielte.
Trainer Ulli Wegner: „So etwas darf nicht passieren“
„So etwas darf nicht passieren, gerade bei solchen Höhepunkten“, sagte Wegner. Erol Ceylan, Promoter von Charr, sagte der „Bild“: „Peinlich von der Organisation.“ Das Mitsingen der von Hoffmann von Fallersleben getexteten ersten Strophe ist in Deutschland zwar nicht verboten. Aber da die Nationalsozialisten die Zeilen für sich vereinnahmten, gelten sie als verpönt. Aktuell wird nur noch die dritte Strophe der Hymne gesungen.
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Der 2017 gewonnene WM-Gürtel war Charr 2021 wegen Inaktivität aberkannt worden, danach kämpfte der gebürtige Libanese nur dreimal – und wurde nach einem langen rechtlichen Hickhack erst im Vorjahr wieder in den Weltmeister-Status erhoben. Der Kampf galt deshalb offiziell als WM-Fight, ist aber aus vielerlei Gründen hinsichtlich seiner Wertigkeit zu hinterfragen.
Charr und Pulev haben ihren Zenit längst überschritten
Es standen sich zwei Boxer gegenüber, deren beste Zeit längst vorbei ist. In Erinnerung bleiben ihre verlorenen WM-Kämpfe gegen Vitali (Charr 2012) und Wladimir Klitschko (Pulev 2014) sowie Pulevs knallharte K.o.-Niederlage gegen Anthony Joshua vor vier Jahren.
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Der legendäre Trainer Wegner (82), der einst Sven Ottke und Arthur Abraham zu Champions geformt hatte, kam derweil für seinen langjährigen Schützling Pulev und den Traum von der Schwergewichts-Krone aus dem Ruhestand zurück – mit Erfolg. (sid/dpa/js)