Das Knie hält! Zverev begeistert Fans am Rothenbaum – und gibt kurioses Interview
Das war eine schnelle Nummer. Eine, die aber alle zufrieden stellte. Alexander Zverev hat die Fans am Hamburger Rothenbaum in der ersten Runde mit einem glatten Sieg begeistert. Im Anschluss gab er noch auf dem Court ein ungewöhnliches Interview.
Als Zverev um 14.14 Uhr den zu diesem Zeitpunkt erst zur Hälfte gefüllten Center Court betrat, da waren die letzten Zweifel am Rothenbaum endgültig verflogen. Ja, er sollte wirklich antreten bei seinem Heimturnier, bei dem er im vergangenen Jahr den Titel gewann. Ergo muss der Weltranglistenvierte 500 Punkte für das Ranking verteidigen.
Zverev nutzt Hamburg auch zur Olympia-Vorbereitung
In erster Linie aber geht es für den Superstar aus Lemsahl-Mellingstedt in Hamburg darum, sich für die am kommenden Freitag beginnenden Olympischen Spiele in Paris einzuspielen. Der Wechsel vom Rasen von Wimbledon, wo Zverev seine Titelträume im Achtelfinale hatte begraben müssen, nachdem er nach einem Sturz in seinem Drittrundenmatch gegen den Briten Cameron Norrie gestürzt war, zurück auf die rote Asche, er sollte gelingen.
Eine Bandage schützte das linke Knie, an dem sich Zverev ein Knochenödem und eine Kapselzerrung zugezogen hatte. Wirklich zu behindern schien der Schutz den French-Open-Finalisten aber nicht. Der erste Punkt des Spiels ging zwar an seinen Kontrahenten, den niederländischen Qualifikanten Jesper de Jong, weil eine Rückhand von Zverev um 14.22 Uhr im Netz landete. Und der Weltranglisten-114. sollte auch das erste Spiel machen. Danach aber kannte das Match nur noch eine Richtung, was Zverevs Entourage, um Vater Alexander und Bruder Mischa in Reihe eins sehr gefiel.
Zverev nutzt nach 35 Minuten seinen dritten Satzball
Zverev nutzte direkt seine ersten beiden Breakchancen gegen de Jong und ließ bei eigenem Service nichts zu. Wenn der erste Aufschlag im ersten Satz kam, machte der Olympiasieger von Tokio in 13 von 15 Fällen den Punkt. Nach 35 Minuten nutzte der deutsche Top-Star seinen dritten Satzball zum 6:2. Mit seinem zweiten Ass im Match.
Unter dem wegen des vorangegangenen Regens geschlossenen Dach füllte sich der Center Court zunehmend. Zverev, den früher schon mal Kleinigkeiten aus dem Konzept bringen konnten, zeigte sich auf dem Platz aber geduldig, wenn er vor seinem Service warten musste, weil nicht alle Fans ihren Platz rechtzeitig gefunden hatten. Die Laune des manchmal mürrischen Stars, sie stimmte an diesem Mittwoch, was sich auf dem Platz weiter widerspiegelte.
Zverev-Aufschlag trifft Linienrichter am Kopf
Der zweite Satz, er sollte tatsächlich wie ein Spiegelbild des ersten werden. Wieder gewann de Jong sein erstes Aufschlagspiel, wieder breakte Zverev seinen Gegner bei den nächsten bei den nächsten beiden Service-Games. Einziger Unterschied: Diesmal ließ der Lokalmatator eine Breakchance aus. Und als Zverev einen Linienrichter mit seinem mehr als 200 km/h schnellen Aufschlag unabsichtlich am Kopf traf, hob er schnell die Hand zur Entschuldigung. Dem Mann war zum Glück nichts passiert.
Nach 76 Minuten hatte der Titelverteidiger seine Pflichtaugabe in Runde eins souverän gelöst. Schon am Donnerstag wartet die nächste. Im Achtelfinale trifft Zverev auf den Franzosen Hugo Gaston, die Nummer 81 der Weltrangliste. Gegen den 23-Jährigen hat er bisher noch nie gespielt. Gleiches galt vor diesem Mittwoch aber auch für de Jong. Die Vorzeichen, sie könnten also schlechter sein.
Bruder Mischa Zverev interviewt Alexander auf dem Platz
Auch weil Zverev natürlich auf den kompletten familiären Rückhalt bauen kann. Das geht in Hamburg bisweilen sogar so weit, dass das Interview auf dem Platz nicht wie üblich von Stadionsprecher Matthias Klling geführt wurde, sondern von Bruder Mischa. „Mein Bruder ist ja jetzt der Superstar im Fernsehen, macht 438 Interviews. Überall, ja eigentlich überall, wo er gefragt wird“, begann Sascha den launigen Talk. „Zu Hause komme ich ja nicht zu Wort“, entgegnete der knapp zehn Jahre ältere Mischa.
Beide nutzten dann direkt die Gelegenheit, um auf einen neuen Video-Podcast aufmerksam zu machen, der an diesem Mittwoch Premiere feiert. „Wir haben die interessantesten Gäste, die größten Musiker und so weiter gefragt, was ihr Schlüssel zum Erfolg ist“, erklärte Sascha. „Die Antwort: es gibt keinen.“ Premieren-Gast ist übrigens Boris Becker, der das Turnier am Rothenbaum übrigens nie hat gewinnen können. Da hat Zverev ihm schon eines voraus.