Devon Conway trifft den Ball mit seinem Cricket-Schläger.
  • Einer der großen Stars der Sportart: Devon Conway vom indischen Meister Chennai Super Kings
  • Foto: IMAGO/ANI News

Diese deutschen Sportler sind Weltstars – doch in Deutschland kennt sie fast niemand

Aritharan Vaseekaran, Jamshed Khan, Tristan Neubauer. Schon mal gehört? Die drei Männer sind aktuelle deutsche Cricket-Nationalspieler – und in den Epizentren des Schlagballspiels deutlich bekannter als hierzulande. Denn „bis zu 40 Millionen Aufrufe“ erreichen Streams von Spielen der deutschen Auswahl bisweilen, sagt Brian Mantle. Voraussetzung: Indien spielt nicht parallel. Dann nämlich verschwinden die meisten Zuschauer.

Mantle macht sich keine Illusionen, dass sein Sport in Deutschland auch nur annähernd einen ähnlichen Status erreichen kann wie auf dem Subkontinent, wo gerade eine WM der Superlative steigt. Und doch ist der gebürtige Engländer, im Hauptberuf Kommunikationstrainer und daneben Geschäftsführer des Deutschen Cricket Bundes (DCB), stolz auf das Erreichte: Aus 70 Vereinen in Deutschland wurden in den vergangenen sieben Jahren 170 – (noch) ganz ohne den Schub durch die Wiederaufnahme ins Olympia-Programm.

Cricket wird 2028 erstmals seit 1900 wieder olympisch

„Die meisten Spieler sind Zuwanderer aus Afghanistan, Indien und Pakistan. Viele studieren in Deutschland und wollen Cricket spielen”, sagt Mantle im SID-Gespräch. Besonders für gebürtige Inder sei Cricket „viel wichtiger als Fußball für die Deutschen“. Im deutschen Fußball habe er „drei, vier Abstufungen im Fan-Dasein ausgemacht, in Indien gibt es nur eine“.

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Seit der IOC-Entscheidung vom Montag dürfen alle Aktiven den Traum von der größten sportlichen Bühne leben, denn Cricket wird 2028 in Los Angeles erstmals seit 1900 wieder olympisch. Vier Jahre später im kaum weniger cricketverrückten Australien dürfte der Sport ebenfalls im Programm stehen. Und 2036, wenn das 1,4-Milliardenvolk Indien nach seiner offiziellen Bewerbung auch den erwarteten Zuschlag erhält, sowieso.

Größerer Umsatz als die Bundesliga: Cricket mit guten Aussichten

„Cricket ist weltweit die Sportart Nummer zwei. Und die Welt ändert sich: Früher haben die Briten Cricket nach Indien gebracht. Die Inder haben es adoptiert und tragen den Sport nun zurück in die Welt“, sagt Mantle. Der Jahresumsatz der Indian Premier League etwa ist doppelt so hoch wie der der Fußball-Bundesliga. Neben dem IOC hat auch der Weltverband ICC verstanden, wie man Märkte sowie Einnahmen erschließt und investiert groß in den USA, Brasilien, China, aber auch in Europa. Die Aussichten sind also so gut wie nie. „Durch die Aufnahme ins olympische Programm versprechen wir uns Aufmerksamkeit und weiteres Wachstum“, sagt Mantle, der sich vor allem über den Aufstieg ins klassische Fernsehen freut. Und: „Wir können beim DOSB anklopfen.“ Fördermittel ist das Stichwort.

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Die Chancen, dass eine deutsche Cricket-Auswahl in fünf Jahren in LA dabei ist, beziffert der Manager allerdings als „im Moment sehr gering“. Sechs Nationen qualifizieren sich nach derzeitigem Stand der IOC-Planungen für die olympische Variante Twenty20, bei der ein Spiel „nur“ rund drei Stunden dauert. Die beiden deutschen Teams liegen in der Weltrangliste jenseits der Top 30, auch wenn die Männer bei der EM in Spanien gerade aufhorchen lassen: Am Montag besiegten sie Irland – wenn auch bessere Amateure von der Grünen Insel, wie Mantle zugibt. Diese Partie hat bei YouTube trotzdem immerhin eine sechsstellige Zugriffszahl erreicht. (sid/mg)

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