Doping-Sünderin holt Gold bei der Ski-WM – deutsches Top-Talent enorm stark
Als sich Emma Aicher mit der Startnummer 30 endlich aus dem Starthaus schob, da rutschte Breezy Johnson noch einmal unruhig auf ihrem roten Sitz der Führenden herum. Und tatsächlich: Noch bei „Halbzeit“ lag die 21 Jahre alte deutsche Hoffnungsträgerin gleichauf mit der Amerikanerin, eine halbe Minute später raste sie mit knappem Rückstand auf den sechsten Rang – und riss begeistert die Faust nach oben. Johnson, als Erste gestartet, brach überwältigt von ihren Gefühlen in Tränen aus.
Es hätte bei strahlendem Sonnenschein am Zwölferkogel auch der Tag der Emma Aicher werden können. Allerdings: Ihre miserable Startnummer und die nachlassende Piste verhinderten eine Sensation, zumindest eine Medaille, an der sie nur um 0,27 Sekunden vorbeifuhr.
Emma Aicher muss nach Fahrerin aus Kenia starten
„Wenn sie zehn Startnummern weiter vorne startet, holt sie eine Medaille“, betonte ARD-Experte Felix Neureuther. Aicher, bereits im Super-G hervorragende Sechste, reagierte auf die Theorie freilich erstaunlich cool: „Das werden wir nie rausfinden.“
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Mit starken Trainingsleistungen hatte sich Aicher als Medaillenanwärterin positioniert. Doch weil sie bislang im Weltcup in der Abfahrt kaum gepunktet hatte, landete die Allrounderin in der Startgruppe mit Exotinnen aus Kenia oder Andorra – und bekam dort die schlechteste Nummer zugelost. Aber, betonte sie: „Die Startnummer ist mir eigentlich wurscht. Die drei, die auf dem Podium sind, die haben es richtig gut gemacht, die haben es sich verdient.“
Top-Favoritinnen Brignone und Goggia weit zurück
Hinter Johnson, die erst im Dezember aus einer 14-monatigen Dopingsperre zurückgekommen war, platzierte sich die Österreicherin Mirjam Puchner, bei Olympia 2022 bereits Zweite im Super-G (+0,15 Sekunden). Dritte wurde Multi-Athletin Ester Ledecka (+0,21), die nach dreimal Gold bei Olympia (2018 und 2022 im Snowboard, 2018 im Super-G) ihre erste Medaille bei einer alpinen Ski-WM gewann. Alle drei hatten wie Aicher im Training überzeugt, alle drei aber fuhren mit einer Nummer unter den ersten neun.
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Eine der ersten Gratulantinnen bei der völlig aufgelösten Johnson war Lindsey Vonn, die mit Startnummer 21 noch hinter der enttäuschten Kira Weidle-Winkelmann (12./+1,64) auf Rang 15 Landete (+1,64.). „Crazy“, entfuhr es der neuen Weltmeisterin mit bebender Stimme. Verrückt auch, dass keine der Topfavoritinnen auf der Hochgeschwindigkeitspiste „Ulli Maier“ den Medaillen nahekam. Die Italienerinnen Federica Brignone (10.) und Sofia Goggia (16.) lagen weit zurück. Lara Gut-Behrami (Schweiz) schied sogar aus.
Johnson kam nach Doping-Sperre im Dezember zurück
Für Johnson, erste US-Weltmeisterin in der Abfahrt seit Vonn 2009, war es ein Tag der großen Glücksgefühle – nur allzu verständlich nach ihrer Vorgeschichte. Weil sie innerhalb von zwölf Monaten drei Dopingkontrollen verpasst hatte, war die 29-Jährige im Oktober 2023 gesperrt worden. Der US-Kontrollagentur USADA hatte sie ihren Aufenthaltsort nicht mitgeteilt. Erst seit Dezember fährt Johnson wieder im Weltcup, wo sie noch nie ein Rennen gewonnen hat.
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„Es war sehr herausfordernd“, berichtete Johnson im Dezember über ihre Rennpause. Sie war auf sich alleine gestellt, ehe sie wieder starten durfte, auch finanziell: „Ich musste rund 200.000 Dollar aufbringen.“ Für Gold erhält Johnson nun immerhin ein Preisgeld von umgerechnet rund 63.000 Dollar. (sid/lmm)
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