Jannik Sinner bei den Cincinnati Open
  • Im März dieses Jahres wurde Jannik Sinner positiv auf Clostebol getestet.
  • Foto: IMAGO/Icon Sportswire

Doping-Wirbel: Sinner feuert Vertraute – was Zverev „ein bisschen komisch“ findet

Jannik Sinner versuchte es mit Charme und einer Untertreibung. Natürlich sei das alles „nicht ideal“ kurz vor einem Grand-Slam-Turnier, sagte der Italiener bei den US Open über den Wirbel um seine zwei positiven Doping-Tests aus dem März. Dabei musste der Weltranglistenerste selbst schmunzeln und wurde schnell wieder ernst: „Ich weiß, dass ich nichts Falsches gemacht habe.“

Am Dienstag hatte die verantwortliche Tennis-Agentur Itia den Doping-Freispruch für Sinner publik gemacht. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seitdem standen daher all die offenen Fragen im Fokus. Warum kam der Fall erst jetzt raus? Was sind die Konsequenzen? Und wie reagieren die Konkurrenten des 23 Jahre alten Südtirolers mit dem bisher makellosen Image?

Jannik Sinner positiv auf Clostebol getestet

Im März fielen zwei Dopingtests des Australian-Open-Siegers positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol aus. Im April war er deshalb zweimal kurzzeitig suspendiert worden, dies wurde nach seinem Einspruch aber jeweils schnell wieder aufgehoben. Am Montag sprach ein unabhängiges Gericht Sinner nach Angaben der Itia vom Dopingvorwurf frei.

„Ich bin einfach glücklich, dass es endlich raus ist, weil es eine Erleichterung für mich und mein Team war“, sagte Sinner. Dass er selbst den Fall nicht öffentlich gemacht hatte, erklärte er mit Terminen, die er in dem Prozess zu respektieren gehabt habe.

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Als Konsequenz wird Sinner nicht länger von Athletiktrainer Umberto Ferrara und Physiotherapeut Giacomo Naldi betreut. „Wegen der Fehler spüre ich nicht das Vertrauen, um mit ihnen weiterzumachen“, begründete er seine Entscheidung zur Trennung. Die Erläuterung von Sinner, dass das verbotene Mittel durch eine Massage versehentlich in seinen Körper gekommen sei, war vom Gericht als schlüssig angesehen worden. Demnach habe sich Naldi eine Verletzung am Finger zugezogen und diese mit Trofodermin-Spray behandelt, das Clostebol enthält. Dieses Spray habe Naldi von Ferrara erhalten. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada will die Entscheidung „sorgfältig prüfen“ und behält sich das Recht vor, gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne einzulegen.

Alexander Zverev bekräftigt gutes Verhältnis zu Sinner

Sinner wird am Dienstag sein Erstrundenmatch gegen den Amerikaner Mackenzie McDonald bestritten. Spannend wird sein, wie das Publikum im Arthur Ashe Stadium auf den 23-Jährigen reagieren wird.

Spieler wie Nick Kyrgios (Australien) und Denis Shapovalov (Kanada), die ihre beste aktive Zeit hinter sich haben, hatten nach Bekanntwerden des Fall Sinners eine fehlende Gleichbehandlung mit anderen Profis kritisiert. Die derzeitigen Top-Konkurrenten des Italieners äußerten sich in New York hingegen wenig kontrovers.

Alexander Zverev erklärte, dass sich seine gute Beziehung zu Sinner „nicht ändern“ werde und dass er aufgrund weniger Informationen „keine Meinung“ habe. Einzig sei „ein bisschen komisch“, dass alles innerhalb eines Tages öffentlich gemacht worden sei. Auch US-Profi Frances Tiafoe betonte: „Er ist ein unglaublicher Spieler und die verantwortlichen Stellen haben eine Entscheidung getroffen. Er darf spielen. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.“ Tiafoe unterlag zuletzt Sinner im Finale des Masters-1000-Turniers in Cincinnati.

Dan Evans kritisiert Struktur der Itia

Die Itia ist eine Organisation, die die Integrität im Tennis sicherstellen soll und in dieser Funktion auch das Anti-Doping-Programm überwacht. Sie wurde 2021 von den Profiorganisationen ATP und WTA, dem Weltverband ITF und den vier Grand-Slam-Turnieren eingerichtet. Der Brite Dan Evans, der 2017 eine einjährige Sperre wegen eines positiven Dopingtests auf Kokain erhielt, äußerte seine Unterstützung für Sinner. Durch die Struktur der Agentur sieht er aber einen grundsätzlichen Interessenkonflikt.

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„Die Organisation wurde zusammengewürfelt und ist ziemlich amateurhaft“, sagte Evans, der es zuvor bis auf Platz 21 der Weltrangliste geschafft hatte. Kleine Fische würden gefangen, manche Große entkämen wohl, deutete Evans an. „Sie bekommen die Jungs, die Nummer 800 der Welt sind, wegen Drogen und Glücksspiel, aber nicht – ich glaube, es gibt hier ein größeres Problem.“ (aw/dpa)

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