Europapokalsieger Flensburg jubelt in Hamburg.
  • Europapokalsieger! Flensburg jubelt in Hamburg.
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„Hölle Nord“ kocht in Hamburg! Flensburg gewinnt Europacup-Schlacht – zweimal Rot

Große Klasse, großer Kampf und jede Menge Emotionen. Die SG Flensburg-Handewitt hat die Premiere der EHF Finals in Hamburg gewonnen und sich den Pokal der European League geschnappt. In einem hochklassigen, knallharten und emotionsgeladenen Endspiel auf Champions-League-Niveau setzten sich die Nordlichter gegen Titelverteidiger Füchse Berlin verdient mit 36:31 (15:14) durch. Die mehr als 2000 mitgereisten Fans aus Flensburg verwandelten die Barclays Arena im Volkspark zu einer zweiten „Hölle Nord“. Auch 2025 sollen die EHF-Finals in der Arena im Volkspark steigen.

Als die Schlusssirene durch das weite Rund der mit 10.050 Zuschauenden gut gefüllten Halle dröhnte, brachen bei den Nordlichtern alle Dämme. Die Spieler sprangen über das Parkett, brüllten ihre Freude heraus, tanzten im Kreis. Auf den Rängen sorgte der riesige Anhang der SG für überkochende Heimspiel-Stimmung.

Die European League ist der kleine Bruder der Champions League – aber die vorangegangenen 60 Minuten, die Freude der Sieger und die Feier waren absolut erstklassig.

EHF Finals: Flensburg gewinnt European League

Der Jubel der Flensburger fiel auch deshalb so euphorisch aus, weil es der erste internationale Titel für den Verein seit dem Gewinn der Champions League 2014 ist. Eine lange Durststrecke. Entsprechend groß war dann auch der Durst bei den Siegerparty in der Kabine, auf der Busfahrt und bei den Feierlichkeiten in Flensburg.

„Das hier fühlt sich richtig gut an!“, jubelte SG-Linksaußen Emil Jakobsen und griff nach der Goldmedaille, die um seinen Hals hing. Der dänische Nationalspieler wurde zudem nach dem Finale zum MVP des Wochenendes gewählt. Kurz darauf hatte er eine überdimensionale Pulle Flensburger Pilsener in der Hand.

Johannes Golla jubelt: „Wir saugen das alles auf“

Überglücklich und stolz war Kapitän Johannes Golla. „Wir saugen das alles auf“, sagte die Kreisläufer-Kante. „Es ist eine große Sache für uns. Wir haben fünf Jahre darauf gewartet, etwas zu gewinnen.“ Zuletzt 2019 die Deutsche Meisterschaft. „Es ist schön, dass sich die harte Arbeit auszahlt.“

Spielentscheidend in einem 40 Minuten lang engen Duell auf Augenhöhe (20:20) war zum einen die deutlich bessere Keeper-Leistung beim Tabellendritten Flensburg, in dessen Tor Kevin Möller 14 Paraden gelangen, während auf Berliner Seite Dejan Milosavljev (7 Paraden) nicht seinen besten Tag hatte. Zum anderen hatte Flensburg die bessere Bank, was sich mit zunehmender Spieldauer auszahlte, sodass sich die SG über 26:23 (47.) und 31:26 (52.) vorentscheidend absetzen konnte – auch weil sich die Berliner in dieser Phase zu viele Fehler leisteten.

Rote Karte für Marsenic und Gottfridsson

Beide Mannschaften hatten die hart und hitzig geführte Partie nicht vollzählig beenden können. Kurz nach der Halbzeitpause war zunächst Berlins Abwehr-Koloss Mijajlo Marsenic für ein hartes Einsteigen gegen den Flensburger Simon Pytlick nach Videobeweis mit der Roten Karte vom Parkett gestellt worden. Nur fünf Minuten später hatte Flensburgs Jim Gottfridsson nach einer Attacke gegen Gidsel ebenfalls Rot gesehen.

„Bescheiden“ sei die Gemütslage sagte Füchse-Routinier Paul Drux nach der Partie. „Im Moment ist es sehr, sehr bitter, aber wenn man in zwei, drei Wochen auf die Saison guckt, dann können wir sehr zufrieden sein.“ Die Füchse sind in der Bundesliga Tabellenzweiter, vorzeitig Vize-Meister und werden in der kommenden Saison in der Champions League spielen, während der Tabellendritte Flensburg erneut mit der European League Vorlieb nehmen muss.

Rhein-Neckar Löwen gewinnen Spiel um Platz drei

Das unterhaltsame Spiel um Platz drei gewannen die Rhein-Neckar Löwen mit 32:31 gegen den rumänischen Meister Dinamo Bukarest.

Nach der Hamburg-Premiere zog der Präsident des Europäischen Handballverbandes (EHF) Michael Wiederer ein positives Fazit, erklärte gegenüber der MOPO: „Wahrscheinlich kann man sich von einer Premiere gar nicht mehr erwarten. Wir sind mehr als zufrieden. Es ist mehr als gut.“

Es ist das erklärte Ziel von EHF, der Stadt Hamburg und auch der Barclays Arena, auch im nächsten Jahr die EHF Finals in der Hansestadt auszutragen und langfristig an der Elbe zu etablieren. „Das ist unser Ziel“, so Wiederer. „Wir gehen davon aus, dass das auch im nächsten Jahr hier machen.“ Unterschrieben ist aber noch nichts.

EHF-Boss zieht Bilanz: Finals sollen in Hamburg bleiben

Rund 9500 Zuschauende am Halbfinal-Samstag sowie nach Veranstalterangaben über 10.000 zum Finale seien zufriedenstellend, so Wiederer, wenngleich die Arena (13.000 Plätze) damit längst nicht ausverkauft war, die Stimmung aber sehr gut war. „Das erste Mal in eine neue Halle zu kommen, ist immer eine Herausforderung“, so der österreichische EHF-Boss und verwies auch auf die vergleichsweise kurze Vorlaufzeit.

Andererseits: Es waren gleich drei deutsche Topteams unter den vier Teilnehmern, darunter die Flensburger mit ihren mehr als 2000 Fans. Viel bessere Voraussetzungen für eine volle Halle kann es kaum geben. Nächstes Jahr allerdings treten neben den Flensburgern nämlich auch der THW Kiel in der European League an…

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