Eigentlich nur noch Torwart-Trainer: Handball-Opa (44) wird zum Helden
Torwart-Trainer Carsten Lichtlein rückt bei der MT Melsungen mit 44 Jahren ins Tor und wird in der European League zum Helden. Auch im Meisterrennen könnte der Weltmeister von 2007 wichtig werden. Die körperlichen Strapazen seiner Heldentaten steckte Carsten Lichtlein auch im hohen Handballalter locker weg.
„Erstaunlich gut“ fühlte sich der Torwart-Trainer der MT Melsungen am Morgen, nachdem er nach fast drei Jahren zwischen die Pfosten zurückgekehrt war. „Ich wusste nicht, wie mein Körper reagiert, aber an sich geht’s mir super. Ich habe kein Problem gehabt aufzustehen, die Knochen sind alle heile, die Muskeln passen“, berichtete der 44-Jährige.
Lichtlein hat sich „mit einem Energydrink fit gemacht“
Am Dienstagabend hatte der Weltmeister von 2007 Melsungen in der European League mit seinen Paraden zum 28:27 gegen Bidasoa Irun aus Spanien geführt. „Wie früher“ habe er sich kurz vor seiner Einwechslung „mit einem Energydrink fit gemacht – dann ging es ins Tor“, erzählte Lichtlein: „Man hat gesehen: Das Feuer ist noch nicht erloschen.“ Am Mittwochmorgen stand er wieder Kraftraum, denn in der Bundesliga könnten weitere Aufgaben auf den Oldie warten.
Dabei hatte Lichtlein gar nicht mehr erwartet, in einer wichtigen Partie eine tragende Rolle einzunehmen. Doch ein Kreuzband- und Meniskusriss von Stammtorwart Nebojsa Simic sorgte dafür, dass er als zweiter Mann hinter Adam Morawski reaktiviert wurde. „Eigentlich war ja der Plan, dass Adam durchspielt und ich – wenn überhaupt – mal zum Siebenmeter komme“, sagte Lichtlein.

Weil Morawski aber in der Schlussphase kaum eine Hand an die Würfe der Spanier bekam, begann die Lichtlein-Show. Mit vier Paraden hielt er den Sieg fest und brachte sein Team auf Halbfinalkurs. Doch die Verletzungsmisere der Melsunger trübt die Stimmung. Eine solche habe er in all seinen „Jahren noch nie erlebt“, sagte Lichtlein, der in einem Vierteljahrhundert als Profi unter anderem mit der Nationalmannschaft den WM-Triumph in der Heimat sowie die EM-Titel 2004 und 2016 gefeiert hatte.
Im Titelkampf gegen seinen Neffen
Deutscher Meister war Lichtlein allerdings nie, diesen Traum kann er sich mit Melsungen nun erfüllen. Zumindest kann es sich der Rekordspieler der Handball-Bundesliga (712 Spiele) vorstellen, im Titelkampf weiter mitzuhelfen. „Das liegt an Verein und Trainer“, sagte er: „Wenn sie sagen: ‘Carsten, wir zählen auf dich’, dann freue ich mich natürlich und bin hochmotiviert.“
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Das Meisterrennen mit den Füchsen Berlin könnte dabei zu einer Familienfehde werden. Carsten Lichtleins Neffe Nils, selbst eine Stütze der deutschen Nationalmannschaft, spielt beim Tabellenführer aus der Hauptstadt. „Wenn alles gut läuft“, komme es zum Duell um Platz eins, sagte Carsten Lichtlein: „Aber so weit denke ich noch nicht.“ Erstmal genoss er seine Rückkehr ins Tor. Glückwünsche zu seinem Comeback habe ihm sein Neffe bereits geschickt.(sid/abl)
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